Ganz schön wild

20.12.2022
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In der freien Natur wachsen auf Wiesen, Äckern, Wäldern oder Bergen die unterschiedlichsten Pflanzen. Viele dieser Pflanzenarten können heilende und pflegende Wirkstoffe enthalten. Heilpflanzen-Expertin Marina Westermann stellt Ihnen von Augentrost über Steinklee bis hin zu Zinnkraut wichtige Heil- und Wildkräuter vor.

Viele schon seit langer Zeit in der Volksmedizin geschätzte Heil- oder Wildkräuter können auch in Kosmetikprodukten als Wirkstoff eine wichtige Rolle spielen. In einer kleinen Reihe werden einige ausgewählte Kräuter und ihre Wirkung auf unseren Organismus, insbesondere auch auf unsere Haut, vorgestellt:

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1. Augentrost

Herkunft und Vorkommen: Der Augentrost, lateinisch Euphrasia officinalis, gehört zur Familie der Braunwurzgewächse und ist eine niedliche kleine Blühpflanze, die sich auf Wiesen, an trockenen Ufern und in lichten Wäldern wohlfühlt.

Aussehen: Die zarten weißen, violett und gelb gemusterten Blüten erinnern ein wenig an Augen. Nach der alten Signaturenlehre ist diese Pflanze somit bei Augenproblemen hilfreich, und so entstand auch der deutsche Name. Interessanterweise ergibt der Name des Augentrostes in fast allen europäischen Sprachen einen ähnlichen Sinn, zum Beispiel nennt man ihn in Frankreich „casse-lunettes“ – Brillenzerstörer, in Italien „luminella“ – Licht für die Augen.

Besonderheiten: Beim Augentrost handelt es sich um einen Halbschmarotzer, denn mit seinen Saugwurzeln saugt er aus den Gräsern der Umgebung Nährstoffe. Der Volksmund hat ihm deshalb auch die Namen „Milchdieb“ oder „Wiesenwolf“ gegeben, weil er indirekt den Milchertrag des Weideviehs herabsetzen kann.

Heilende Wirkung: Der Augentrost gilt auch heute noch als klassische Heilpflanze für Probleme mit den Augen. Aber nicht nur für die Augen, sondern auch bei Schnupfen oder Heuschnupfen sowie Krankheiten des Verdauungssystems soll der Augentrost sehr hilfreich sein. Es gibt viele verschiedene Arten des Augentrostes, aber alle sollen eine ähnliche Heilwirkung aufzeigen. Mit Kompressen aus einer Abkochung des Augentrostes können aufgrund seines Inhaltsstoffes Aucubin entzündliche Augenkrankheiten wie Bindehautentzündung behandelt werden.

Kosmetische Wirkung: Er wirkt zusätzlich feuchtigkeitsspendend, adstringierend sowie beruhigend auf die Haut und soll eine abschwellende Wirkung auf die Augenumgebung haben. Deshalb wird er gern als Wirkstoff in Augenpflegeprodukten wie Augengel und -creme eingesetzt.

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2. Beifuss

Herkunft und Vorkommen: Sein botanischer Name ist Artemisia vulgaris und er gehört zur Familie der Korbblütengewächse. Beifuß gilt als „Mutter aller Pflanzen“ und in allen Kulturen als eine der wichtigsten Ritual-, Räucher-, Sakral- und Schutzpflanzen, obwohl er oft als Unkraut verkannt wird.

Aussehen: Seine Blätter sind fiederteilig, lanzettlich oder stachelspitzig, sind auf der Oberseite kahl und dunkelgrün, auf der Unterseite weißfilzig behaart. Seine Blütenköpfchen haben kleine gelbe oder rötliche Einzelblüten und stehen in ährenartiger oder traubenähnlicher Anordnung. Er kann gut in die Höhe wachsen und bis zu 150 cm hoch werden.

Besonderheiten: Der deutsche Name Beifuß steht im Zusammenhang mit einem Aberglauben, wonach er beim Laufen Ausdauer und Geschwindigkeit verleihen soll.

Heilende Wirkung: Die Wirkungsweise wird aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe auf unseren Organismus mit anregend auf die Verdauungssäfte von Magen, Darm und Leber, appetit- und verdauungsfördernd, tonisierend, antibakteriell, fungizid, erwärmend, schweißtreibend, menstruationsauslösend und geburtseinleitend beschrieben. Beifuß gilt schon lange als wohltuendes Gewürz für fette und schwer verdauliche Speisen. Müde Füße freuen sich über ein Fußbad mit Beifuß.

Kosmetische Wirkung: Er gilt als einer der wichtigsten Inhaltsstoffe in der koreanischen Kosmetik, denn er soll hautberuhigend und entgiftend auf die Haut wirken. Besonders in Produkten gegen unreine und sogar empfindliche Haut wird Beifuß heute gerne eingesetzt. Kosmetikprodukte mit diesem Inhaltsstoff können deshalb auch bei entzündlichen Hautkrankheiten oder -reizungen oder Ausschlägen eingesetzt werden.

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3. Eibisch

Herkunft und Vorkommen: Der echte Eibisch ist ein Malvengewächs, sein lateinischer Name ist Althea officinalis und er ist als Arzneipflanze bekannt.

Aussehen: Die mehrjährige, buschige Staude wird bis zu 1,5 Meter hoch und ist als Bienenweide sehr wertvoll. Die stark gekerbten Blätter, die spiralig am Stängel angeordnet sind, fallen auf. Es überzieht sie eine samtig-
filzige Behaarung auf beiden Seiten und lässt die Blätter graugrün erscheinen. Im Juli zeigt sie ihre zarten weiß- bis leicht rosafarbenen Blüten.

Besonderheiten: Bei dieser Pflanze enthalten die Wurzeln bis zu 20 Prozent Schleimstoffe!

Heilende Wirkung: Schon in der Antike wurde der Eibisch für verschiedene Heilzwecke benutzt, teilweise galt er sogar als Allheilmittel. Getrocknete Eibischwurzeln gelten als die ältesten Hustenbonbons. Äußerlich kann der Eibisch bei Verletzungen und Verbrennungen der Haut und bei Furunkeln Linderung verschaffen. Der enthaltene Schleim legt sich wie eine Schutzschicht auf die verletzte oder entzündete Hautpartie und lässt sie schneller abheilen. Nicht zu verwechseln ist der Echte Eibisch mit dem Eibisch (Hibiscus), der in tropischen bis subtropischen Breiten vorkommt und bei uns nicht winterhart ist.

Kosmetische Wirkung: Eibisch wirkt durch die enthaltenden Schleimstoffe stark reizlindernd und einhüllend. Er soll gereizte Hautpartien besänftigen, sie aufweichen und heilend, entzündungshemmend und beruhigend wirken. Der Eibisch kann auch bei extremen äußeren Bedingungen einen ausgeglichenen Feuchtigkeitshaushalt aufrechterhalten, diese Fähigkeit soll er an die Haut weitergeben.

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4. Frauenmantel

Herkunft und Vorkommen: Der Frauenmantel heißt lateinisch Alchemilla vulgaris und ist Mitglied der Familie der Rosengewächse.

Aussehen: Die Grundblätter sind tief handförmig, 7- bis 11-lappig, circa 1 bis 12 Zentimeter im Durchmesser, am Rand mit großen Zähnen versehen. Die kleinen um 5 Millimeter großen Blüten sind gelbgrün und wie ein Knäuel angeordnet.

Besonderheiten: Schon im Mittelalter erregten vor allem die charakteristisch handförmig gelappten Blätter das Interesse der Menschen. Die Blattspreiten besitzen eine feine Fältelung, die den Betrachter an einen Mantel beziehungsweise Umhang erinnert. Für unsere Vorfahren erinnerten die Blätter an den Mantel der Mutter Gottes.

Heilende Wirkung: Aufgrund der Inhaltsstoffe ist der Frauenmantel entzündungshemmend, schmerzlindernd und zusammenziehend. Deshalb dient er als Hausmittel gegen Beschwerden der Wechseljahre und zu starke Monatsblutungen, bei Magen- und Darmbeschwerden, gelegentlich aber auch bei Husten. Äußerlich setzt man ihn als Tee zum Auswaschen eiternder Wunden, entzündeter Augen und nässender Ekzeme ein. Außerdem zum Spülen und Gurgeln bei entzündeten Schleimhäuten und Halsweh.

Kosmetische Wirkung: Der Tee eignet sich auch als Gesichtswasser bei großporiger Haut und Sommersprossen. Die adstringierenden Eigenschaften helfen bei zu großen Poren, aber auch, um die Haut leicht zu straffen und sie zu festigen. Untersuchungen sollen zeigen, dass Frauenmantelwirkstoffe in der Lage sein sollen, den Abbau von Elastin in der Haut zu hemmen, um eine festere und prallere Haut zu bekommen. Durch die wundheilenden Eigenschaften eignet sich der Frauenmantel auch bei unreiner Haut und wirkt dann klärend und mildernd.

Foto: Autorin

Marina Westermann

Die Kosmetikerin und Bankfachwirtin betreibt in Bischweier ein Naturkosmetikinstitut mit dem Spezialgebiet Kräuterwissen. Sie war als Schulungs- und Vertriebsleiterin tätig. Zudem ist sie Autorin und entwickelt Behandlungskonzepte.

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