Nachhaltiger Konsum

09.11.2023
Foto: PopTika/Shutterstock.com

Studien zeigen, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit in den Köpfen der Verbraucher angekommen ist. Die Umsetzung beim Thema Konsum ist aber für Unternehmen und Verbraucher oftmals nicht so einfach. Sowohl Unternehmen als auch Verbraucher setzen zunächst auf den Schwerpunkt Müllvermeidung und Recycling. Bloggerin Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu stellt Ihnen die Ergebnisse vor.

Nachhaltiger Konsum ist das Dilemma des 21. Jahrhunderts. Eigentlich ist es unmöglich zu lösen, denn Konsum ist das Verbrauchen von Ressourcen und Nachhaltigkeit ihr Schutz. Wie finden wir also eine Balance zwischen dem Wunsch nach gutem Aussehen und der Notwendigkeit einer nachhaltigen Lebensweise? In unserem täglichen Berufsfeld stehen wir vor einigen Herausforderungen, aber auch spannenden Möglichkeiten. Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, wie wir als Expertinnen in der Beauty-Welt den Weg zu mehr Nachhaltigkeit einschlagen können. Denn das ist für die allermeisten Verwenderinnen ein sehr wichtiger Aspekt.

Nachhaltig? Das wollen wir doch alle!

Studien zum nachhaltigen Konsum gibt es einige: zum einen das Eurobarometer aus dem Jahr 2019 (Abbildung 1), zum anderen aber auch spezifisch für Deutschland von der Firma für Wirtschaftsprüfung Ernst & Young aus dem Jahr 2022² oder kürzlich vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW)³. Der IKW ließ 2022 über 1.120 Personen im Alter von 16 bis 69 Jahren zu Nachhaltigkeit und Kosmetik befragen. Immerhin 84 Prozent der Befragten bewerteten Nachhaltigkeit als wichtig, 20 Prozent sagten sogar, es sei das wichtigste Thema. Bei den Jüngeren war die Zustimmung dramatisch höher. Ein gutes Zeichen: Wir sind uns einig über die Wichtigkeit.

Allerdings empfinden die Teilnehmerinnen der IKW-Studie es nicht als so einfach, Nachhaltigkeit zu definieren. Aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten wählte dann auch der überwiegende Teil Müllvermeidung/- trennung und die Verwendung recycelbarer Materialien aus. Dort sehen sie auch die größten Chancen, selbst einen Beitrag zu leisten.

Verpackungsmüll ist ein offensichtliches Problem und wird schon seit vielen Jahren in der Kosmetik angegangen. Meistens wird die Plastikflasche beworben, die entweder recycelbar ist oder aus recyceltem Material besteht.

Mehrwegverpackungen werden weder in der Studie noch in anderen Befragungen adressiert. Auch „unverpackt“ scheint in der Kosmetikstudie und im Markt so gut wie keine Rolle zu spielen. Es gibt nur wenige Firmen, die ihre Produkte einfach „nackt“ – also unverpackt – anbieten.4

Nachhaltigkeit jenseits der Verpackung

Unter den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen ist es die Nummer 12, die eine verantwortungsvolle Produktion und den Verbrauch beschreibt. Dieses wird mit dem Unendlichkeitszeichen dargestellt, das auch für die Kreislaufwirtschaft steht (Abbildung 2).
Die Nachhaltigkeitsziele in der Kosmetik (und vielen anderen Industriezweigen) orientieren sich an diesen Vorgaben und sind mehr als CO2-Vermeidung oder -Reduktion:

  • Emissionsreduktion durch veränderte Produktion, Transport, Verwendung erneuerbarer Energien oder Ähnliches.
  • Wassereinsparungen in der Produktion und im Gebrauch.
  • Müllvermeidung bei Produktion, Transport, Verkauf und der eigentlichen Kosmetikverpackung.
  • Umweltverträgliche Formeln, zum Beispiel durch Verzicht auf Mikroplastik, Silikone, hormonell wirksame Duftstoffe oder Lichtschutzfilter.
  • Soziales Engagement vor Ort und in den Ländern, in denen Rohstoffe angebaut oder verarbeitet werden.
  • Transparenz, zum Beispiel im Product Documentation File, der für alle kosmetischen Produkte schon existiert und von den Verbraucherschutzorganisationen oder staatlichen Überwachungsbehörden eingesehen werden kann. Informationen finden Sie aber auch in Unternehmensberichten und verlässlichen Darstellungen der Anbieter.
  • Überprüfen der Einhaltung der Regeln, zum Beispiel durch unabhängige Zertifikate, die regelmäßig erneuert werden.

Diese Veränderungen zur nachhaltigen Wirtschaft sind nicht nur technischer Art, sondern brauchen auch ein gesellschaftliches Umdenken. Den Verzicht, das Unwort der Nachhaltigkeit, will keiner wirklich angehen. Eher redet man von Verhaltensanpassungen. ²

Nicht verpassen: Teil 2

Was sich Verbraucher von Beauty-Produkten und der jeweiligen Brand wünschen und wie Schönheit nachhaltig umgesetzt werden kann, erfahren Sie im zweiten Teil des Artikels, der in einer der nächsten Ausgaben erscheint.

Foto: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu

Die Autorin ist unabhängige Beraterin und war als Chemikerin in der kosmetischen Produktentwicklung tätig. www.dejayu.de

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