Insekten und Kosmetik Teil 1: Honig, Propolis und Co.

24.01.2024
Foto: Pixel-Shot/Shutterstock.com

Passen die Schlagwörter Insekten und Kos metik eigentlich zusammen? Was sich zunächst komisch anhört, ist tatsächlich schon lange bewährt. Honig, Propolis und Co. sind beliebte Inhaltsstoffe in Kosmetika. Welche kosmetische Wirkung die tierischen Inhaltsstoffe haben und wie ihre Verwendung mit unserem Gewissen vereinbar ist, erklärt Gesundheitswissenschaftlerin Elke Klein. Im ersten Teil geht es um die Inhaltsstoffe Propolis und Honig.

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Zugegeben: Insekten liest sich nicht gerade kosmetisch, und die beiden Begriffe passen auf den ersten Blick so gar nicht zusammen.
Auf den zweiten Blick sieht das schon ein bisschen anders aus. Zumindest dann, wenn man die fragwürdige Gewinnung von Shellac, Seidenproteinen oder Karminrot ausklammert. Denn die ein oder andere tierische Ausscheidung ist nicht nur gut für
die Haut – bewusst ausgewählt und mit Rücksicht auf Herkunft und Herstellung – unterstützen wir damit sogar den Tierschutz. Honig, Propolis und Bienenwachs sind zwar nicht vegan, aber bewährte Wirkstoffe in der Naturkosmetik und der Naturmedizin. Und tatsächlich alles andere als antiquiert.

Mit Natur und Biene im Einklang?

Vegane Produkte entsprechen dem Zeitgeist. Und das ist sicherlich in Sachen Tierwohl und Klimaschutz eine gute Sache. Dabei müssen nicht alle tierischen Substanzen ein No-Go sein. Schon gar nicht, wenn diese ökologisch und nachhaltig gewonnen werden. Bestimmte Insekten sind aus der Geschichte der Naturkosmetik nicht wegzudenken. Bienenprodukte wie Gelée royale oder Bienenwachs (Cera Alba) kommen schon seit der Antike in der Hautpflege zum Einsatz – und bilden bis heute die Basis zahlreicher Produktlinien.

Propolis: Schützend und keimhemmend

Propolis ist das Kittharz der Bienen und für seine antibiotischen, antiviralen und antimykotischen Wirkungen bekannt. Diese werden so in der Kosmetik zwar nicht ausgelobt, aber dennoch genutzt. Unter anderem für die Behandlung unreiner Haut, bei entzündlicher und rissiger Haut oder zur Unterstützung der Regeneration. Propolis wird darüber hinaus auch als Antioxidans und Wirkstoff gegen Pigmentflecken eingesetzt. Mit zum Teil nachgewiesener Wirkung. Die Bienen nutzen ihren selbst produzierten Naturstoff zum Abdichten ihres Bienenstocks und zum Schutz vor schädlichen Pilzen und Mikroorganismen. Die schützende Substanz kann übrigens gezielt gewonnen werden – ohne Schäden für Bienenvolk und Bienenstock. Hierfür legen Imker spezielle Propolisgitter in den Bienenstock. Die Gitter werden nach und nach durch die Bienen aufgefüllt. Das auf diese Weise gewonnene Kittharz wird dann weiterverarbeitet. 

Propolis ist genau genommen eine Kombination aus Baumharz und Pollenbestandteilen (circa 50 Prozent)
und dem Speichelsekret der Bienen. Je nach Harzsorte enthält das reine Propolis bis zu 10 Prozent ätherische Öle. Das Ganze ergibt eine hochwirksame Mischung, die das breite Wirkspektrum des Naturstoffs erklärt.

Honig für Hautfeuchtigkeit und Anti-Aging

Honig gehört zu den ältesten Kosmetika der Menschheitsgeschichte – denken wir nur an Kleopatra und ihre legendären Honigmasken. Mit einer nachweisbaren Wirkung, an die so einige Hightechprodukte auch heute nicht heranreichen. Denn Honig ist reich an hautschützenden Vitaminen, an Mineralien, Spurenelementen und Enzymen. Und er besteht zu einem Großteil aus Zucker (Traubenzucker und Fructose) und Wasser. Diese besondere Kombination spendet und bindet gleichzeitig Feuchtigkeit in der Haut – und macht aus dem Naturstoff eine effektvolle Anti-Aging-Pflege und „Soforthilfe“ bei rissiger und gereizter Haut. Das Enzym Glucoseoxidase wird in der Haut umgewandelt und wirkt in der Folge desinfizierend.
Zudem fördert Honig die Hautregeneration und mildert Rötungen. Immer vorausgesetzt, es liegt keine Unverträglichkeit gegenüber Bienenprodukten vor.
Und auch hier gilt: Bei verantwortungsvollem Umgang mit den Tieren überwiegt klar der Nutzen im Sinne des Tierschutzes. Denn die Fütterung der Bienen mit angereichertem Zuckerwasser (Ersatznahrung) kann sogar ihr Überleben in den Wintermonaten fördern. 
Tipp für die Kabine: Mischen Sie ein wenig Honig unter die Massagecreme oder die Maske. Für das Pflege-Plus in der kalten Jahreszeit.

So passen Bienenschutz und Kosmetik zusammen

Vor dem Hintergrund von Nachhaltigkeit und Bienenschutz sollten
Sie auf die Herkunft der Rohstoffe achten. Gewissenhafte Unternehmen
erteilen hierzu gerne Auskunft.

  • Gut zu wissen: Auch wenn verbreitet angenommen wird, dass es für die Bienen gesünder wäre, wenn wir keinen Honig konsumierten, ist das Gegenteil der Fall. In unseren Regionen ist es vorwiegend der Arbeit zahlreicher Imkereien zu verdanken, dass Honigbienen noch immer eine tragende Säule unseres Ökosystems sind. Wildbienen gibt es kaum noch, da es den Tieren an natürlichen Nistplätzen fehlt und Milbenbefall und andere Krankheiten für einen stetigen Rückgang sorgen.
  • Ein Kreislauf: Dabei ist unsere Landwirtschaft unmittelbar mit der Bienenhaltung verbunden. Wer Bienenprodukte wie Bienenwachs, Honig oder Propolis aus ökologischer Imkerei kauft, unterstützt damit die Arterhaltung der Bienenvölker.
  • Hinweis: Bienenprodukte und ihre spezifischen Inhaltsstoffe stehen immer auch in Abhängigkeit zur geografischen Lage des Bienenstocks. Daher ist auch die Wirkung nicht unmittelbar vergleichbar.
Foto: Elke Klein

Elke Klein
Die Autorin ist Gesundheitswissenschaftlerin und freie Redakteurin. Sie betreibt Ihr Blogazin clinecosmetics. de und ist Dozentin für medizinische Kosmetik und Aromatherapie.

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