Alles nachhaltig?

02.05.2023
Foto: Savanevich Viktar/Shutterstock.com

Nachhaltige Kosmetik von der Verpackung bis hin zum Versand sind Themen, mit denen sich die Kosmetikbranche beschäftigen muss. Aber meint die Bezeichnung Nachhaltigkeit immer dasselbe und haben diese nachhaltigen „Versprechen“ alle ein gemeinsames Ziel? Im ersten Teil bespricht Produktentwicklerin Theresa Talg die CO2-Emissonen einens Produkt sowie vermeintlich nachhaltige Verpackungen.

Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit? Beim Thema Nachhaltigkeit geht es darum, dass unser Ökosystem und die dort vorhandenen Ressourcen und Systeme möglichst lange erhalten bleiben.

Unser Handeln sollte im besten Fall keine oder aber die kleinstmöglichen negativen Auswirkungen auf unsere natürlichen Ressourcen und Systeme haben. Was bedeutet diese Definition nun für die Kosmetikbranche? Oder genauer gefragt: Wie lässt sich Nachhaltigkeit hier umsetzen? Es gibt verschiedene Punkte, auf die im Sinne der Nachhaltigkeit geachtet werden kann. Schauen wir uns einige mögliche Aspekte näher an:

Kleiner CO2-Fußabdruck

Fast jedem von uns ist auf Produkten schon die Bezeichnung „klimaneutral“ begegnet. Aber was bedeutet es, wenn eine Creme klimaneutral bezeichnet wird? Um ein Produkt als klimaneutral deklarieren zu dürfen, wird eine Lebenszyklusanalyse (LCA) des Produktes berechnet. In diesem Fall wird von jedem Produktionsschritt der CO2-Verbrauch pro Kilogramm des Produktes ermittelt.

  • Berechnungen zum CO2-Verbrauch können unterschiedliche Dimensionen haben: Manche Unternehmen lassen den Wert vom ersten Produktionsschritt bis hin zur Entsorgung der Verpackung ermitteln. Einige Unternehmen fangen beim Anbau der Rohstoffe und der Herstellung der Ver­packung an, während andere die CO2-Berechnung erst beim Transport des Produktes zu den Kunden beginnen.
  • Nach der Berechnung wissen die Unternehmen, wie viel CO2 pro Kilogramm während der Produktion ihres Produktes verbraucht wurde. Die Werte sind bisher für Endverbraucher noch schwer einzuordnen, da uns noch das Gefühl dafür fehlt, welche Werte gut sind und welche nicht. Und es fehlen uns vor allem auch Vergleichswerte anderer Produkte. Außerdem gibt es verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Herangehensweisen.
  • Daher ist es wichtig, sich an standardisierte Methoden zu halten. Damit Verbraucher einen besseren Durchblick bekommen, gibt es mittlerweile spezielle Standards, zum Beispiel das „Greenhouse Gas Protocol“. Solche Standards sorgen für Transparenz und Vergleichbarkeit. Ein Unternehmen, das für ein Produkt den CO2-Abdruck berechnet hat, sollte den gewählten Standard offen angeben. Somit ist für die Verbraucher die Berechnung nachvollziehbar.
  • Nachdem dieser CO2-Emissionwert für das Produkt ermittelt wurde, ist es aber nicht automatisch klimaneutral. Die alleinige Berechnung des CO2-Fußabdruckes ist also noch nicht nachhaltig, sondern erst einmal nur ein Schritt, um sein Produkt und dessen Auswirkungen einzuschätzen und zu vergleichen. Bei der Kosmetik hat die Verpackung mit Abstand den allergrößten Anteil am CO2-Vebrauch.
  • Die Verarbeitung der Rohstoffe und vor allem die Herkunft haben auch einen großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit des Produktes.
  • Einige Unternehmen lassen ihren CO2-Verbrauch durch ein Projekt kompensieren und erreichen dadurch schließlich die sogenannte Klimaneutralität. Die unterstützten Projekte sparen durch verschiedene Maßnahmen CO2 ein, zum Beispiel durch den Schutz von Mooren, die natürlicherweise CO2 speichern und das somit nicht in die Umwelt gelangen kann. Bei diesen Projekten wird umgerechnet, mit wie viel Geld ein Kilogramm CO2 kompensiert werden kann. So können Unternehmen Produkte kompensieren lassen. Auch hierbei ist es wieder sehr wichtig, darauf zu achten, dass das seriöse, transparente und vertrauensvolle Projekte sind.
  • Diese Bilanzierungen können sich auf andere Parameter beziehen, zum Beispiel auf den Wasserverbrauch, je nachdem welcher Bereich näher betrachtet und optimiert werden soll.

Einsparung fossiler Rohstoffe

Fossile Rohstoffe sind endlich. Das heißt, auch hier ist ein nachhaltiger Umgang gefordert. Es gibt einige beliebte Inhaltsstoffe, die aus fossilen Rohstoffen gewonnen werden, zum Beispiel Konservierungsstoffe aus Erdöl. Mittlerweile gibt es sehr viele alternative Inhaltsstoffe aus nachwachsenden Ressourcen, die stattdessen eingesetzt werden können. Hierfür muss sich der Verbraucher selbst über die Marken informieren oder die INCI-Bezeichnungen der zu vermeidenden Inhaltsstoffe kennen.

In der CO2-Bilanzierung wird deutlich, dass die Verpackungen den größten CO2-Verbrauch eines Kosmetikproduktes ausmachen und auch beim Einsparen fossiler Rohstoffe haben diese den größten Effekt auf den Verbrauch. Die Verpackungsindustrie reagiert immer mehr auf die Nachfrage nachhaltiger Verpackungen, und mittlerweile gibt es einige Alternativen:

  • Verpackungen aus Biokunststoffen sind beispielsweise eine Alternative. Diese sind aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr. Sie können technisch zwar recycelt werden, jedoch haben nicht alle Recyclinghöfe die benötigte Ausstattung, und somit wird das meiste wieder verbrannt.
  • Ein weiteres neues Material sind kompostierbare Biokunststoffverpackungen. Diese können allerdings nur unter ganz bestimmten Bedingungen kompostiert werden, die weder der Heimkompost noch die meisten Industriekompostanlagen erfüllen. Im Gegenteil: Teilweise sorgen diese Verpackungen für Verunreinigungen in den Anlagen, da sie nicht richtig aussortiert werden können.
  • Vorsicht bei der Bezeichnung „biologisch abbaubar“. Es gibt auch biologisch abbaubare Kunststoffe auf Erdölbasis und dennoch zählen sie zu den Biokunststoffen. Generell geben leider viele Hersteller nicht alle Stoffe an, die in ihren neuen Materialien verwendet werden. Daher ist die Produktsicherheit nicht gewährleistet und muss für jedes Produkt einzeln im Labor untersucht werden, um sicherzugehen, dass kein Stoff in das Produkt migriert oder umgekehrt.
  • Es gibt auch altbewährte Materialien, die fossile Rohstoffe für die Produktion einsparen, zum Beispiel Glas. Es kann theoretisch immer wieder recycelt werden. Allerdings kann Glas leicht zerbrechen und hat ein hohes Eigengewicht, das beim Versand wieder für einen größeren Energieaufwand sorgt. Es ist also besonders bei der Wiederverwendung interessant. Hier könnte nun ein LCA zum Vergleich des CO2-Vebrauchs für mehr Übersicht sorgen.
  • Der wohl naheliegendste Ansatz, fossile Rohstoffe einzusparen, ist, sie möglichst langlebig einzusetzen. Also wurde das Post Consumer Recyklat (PCR, Rezyklat) entwickelt. Rezyklat ist recyceltes Plastik. Meist wird für Kosmetikverpackungen eine Mischung aus Rezyklat und neuem Plastik verwendet, um alle Sicherheits- und Hygienestandards einzuhalten. Bisher haben die Verpackungen dann einen leichten Grauschimmer, und auch hier ist die Produktsicherheit ein großes Thema.
Foto: Theresa Talg
Theresa Talg

Die Autorin ist Ingenieurin und arbeitet in der Forschung und Entwicklung in der Naturkosmetikbranche.

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