UV-Strahlungen,Teil 2 - grosse Gefahr?

14.09.2021
Foto: Robert Przybysz/Shutterstock.com

Der Titel ist eigentlich eine Provokation. Aber in der Nageldesignbranche wird das Thema UV-Strahlungen und ihre gesundheitlichen Auswirkungen äußerst selten angefasst und dann leider nur oberflächlich. Thesen ohne Erklärung und Halbwahrheiten bringen Chaos mit sich. Darum ist es Zeit, das richtig darzustellen.

Das elektromagnetische Wellenspektrum zählt zu den mächtigsten Kräften, die in unserem bekannten Universum existieren. Ein Teil des elektromagnetischen Wellenspektrums ist ultraviolett und an dieser Wirkung und Macht bedienen wir uns täglich in einem Nagelstudio.

Das Ultraviolette (UV) ist ein Teil des elektromagnetischen Wellenspektrums und liegt zwischen den Röntgenwellen und dem sichtbarem Licht. Die UV-Strahlung umfasst den Wellenlängenbereich von 100 bis 400 Nanometer und die Strahlung ist für die Menschen unsichtbar.

Unsichtbar? Moooment! Wir arbeiten doch im Nagelstudio mit UV-Lampen und nutzen doch auch das UV-Licht?

Nun: Was ist Licht? Auf den ersten Blick ist es eine harmlose Frage. Wissenschaftlich betrachtet, ist die Antwort gar nicht so einfach und war schon das Thema unzähliger Dissertationen und Habilitationen. Doch was ist dann das Licht, kurz in ein paar Worten erklärt?

Leider kann man das nicht kurz erklären. Darum betrachten wir diese Problematik von einer anderen Seite: Ist die Ultraviolette Strahlung ein Wellenspektrum oder eine Lichtquelle? Arbeiten wir mit dem Licht oder mit den Wellen?

Obwohl man die UV-Strahlung künstlich erzeugen kann (UV-Lampen im Nagelstudio), ist die Sonne die wichtigste und größte UV-Strahlungsquelle.

Gesundheitliche Aspekte

Unzählige Studien über UV-Strahlung belegen ohne jeden Zweifel: UV-Strahlungen rufen Gesundheitsschäden hervor.
Aus diesem Grund stellen sich viele Nageldesigner und ihre Kunden immer wieder die Frage: Sind die UV-Lampen im Nagelstudio krebserregend?
Um diese Frage eindeutig zu beantworten, müssen wir uns zuerst mit ein paar anderen Aspekten des UV-Spektrums beschäftigen.
Welche Wellen benötigen wir in einem Nagelstudio? Welche UV-Lampe ist unbedenklich?
Im Lauf der Jahre haben wir auch in der Nagelbranche viele Veränderungen durchgemacht. Unsere Branche entwickelt sich stets weiter und somit auch unsere Produkte und Geräte.

  1. Die Standard-UV-Lampe ist definitiv eine Ikone der Nageldesign-Welt: ein einfaches Kunststoffgehäuse und vier 9-Watt-Birnen. In den 1990ern noch astronomisch teuer (1000 DM pro Stück!), ist es heute für zehn Euro zu haben. Eine Luxusversion verfügte über einen abnehmbaren Boden und einen Sekundenzähler.
  2. Die CCFL-Lampe konnte sich nur über eine sehr kurze Karriere in unserer Branche freuen. CCFL (eng.: Cold-Cathode-Fluorescent-Lamp) war eine Kaltkathoden-Lampe mit spiralförmiger Birne, die über eine hohe Lebensdauer und Energieeffizienz verfügte. Jedoch bediente sie nur ein minimales UV-Spektrum, das nicht ausreichte, um viele verschiedene Produkte zu bedienen.
  3. UV-LED ist eine UV-Strahlungsquelle, die auf LED-Dioden basiert. Eine Diode ist ein elektrisches Bauelement, das den Strom in einer Richtung fast ungehindert passieren lässt und in die andere Richtung isoliert. Das bedeutet, dass man kaum Energie verliert. Aus diesem Grund ist eine UV-Lampe, die auf LED-Dioden basiert und mit den gleichen UV-Wellen arbeitet wie eine Standard-UV, jedoch schneller, stärker und somit effizienter als alle anderen UV-Lampen.

Unabhängig von den vielen verschiedenen Modellen:

Ohne UV-Lampe wäre es nicht möglich, einen Aushärtungsprozess unserer Produkte zu initiieren. Mit anderen Worten: Eine UV-Lampe ist unverzichtbar für die Branche.

5 Wellenlängen

Die UV-Strahlung wird in fünf Wellenlängen eingeteilt:

  1. UVV besteht aus den längsten Wellen (359 bis 455 Nanometer) und überschneidet sich mit dem sichtbaren Lichtspektrum. Aus diesem Grund ist UVV der einzige Teil des UV-Spektrums, der für menschliche Augen sichtbar ist. Das zweite „V“ steht für das englische „visible“ = sichtbar.
  2. UVA umfasst den langwelligen Bereich von 315 bis 400 Nanometer. 94 Prozent der auf der Erdoberfläche erscheinenden UV-Strahlung sind UVA. Lange Zeit wurde ihre Kraft verharmlost und unterbewertet. Heutzutage ist bekannt, dass UVA am tiefsten in die Haut eindringt und für ein vorzeitiges Altern der Haut verantwortlich ist. Das zeigt sich durch Falten, den Verlust an Elastizität und eine vermehrte Pigmentierung oder den Verlust von Hautfarbstoff. Harmlos und langweilig ist UVA definitiv nicht.
  3. UVB hat eine mittlere UV-Wellenlänge von 280 bis 315 Nanometer. UVB beträgt höchstens sechs Prozent der Sonnenstrahlung. Kurzwellige UVB ist zum Beispiel für Sonnenbrand verantwortlich. Da ihre Wellen sehr aggressiv auf die Haut wirken, verändern sie das Reparatursystem des Erbguts. Bei den betroffenen Hautzellen kann es häufiger zu einem unkontrollierten Wachstum, das heißt zu einem Tumor, kommen. Eine überdosierte UVB-Strahlung ist für Hautkrebs verantwortlich.
  4. UVC umfasst den kurzwelligen Bereich von 200 bis 280 Nanometer. UVC wird zu 100 Prozent von der Ozonschicht (Erdatmosphäre) unseres Planeten absorbiert. Weil UVC lebensgefährlich ist, muss die Ozonschicht der Erde unbeschädigt bleiben. Die energiereiche UVC verursacht Blindheit („Schneeblindheit“ bei Bergsteigern), schweren Hautkrebs und schädigt unwiderruflich das Erbgut. 
UVC wird aufgrund ihrer starken Wirkung für die Desinfektion (Abtötung von Viren und Bakterien) genutzt, sollte jedoch niemals am menschlichen Körper verwendet werden.
  5. VUV steht für Vakuumultraviolettstrahlung und grenzt an/überlappt sich mit Röntgenstrahlung. Die VUV-Wellen sind sehr kurz (100 bis 200 Nanometer). Die VUV-Strahlung wird vom Sauerstoff in der Luft absorbiert. Da sich VUV teilweise mit dem Röntgenspektrum vermischt, ist es für alle Lebewesen sehr gefährlich und lebensbedrohend.
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Technische Unterschiede

Die technischen Unterschiede zwischen Standard-, CCFL- und LED-UV-Lampen sind einfach: Alle drei unterscheiden sich in Effizienz und Zeit. Jedoch arbeiten alle drei mit dem gleichen System: der UV-Strahlung. Und die Wirkung der UV-Strahlung ist überall dieselbe.

Fazit

Wissenschaftler stufen UV-Lampen als unbedenklich ein. Die Dosis der Strahlung, der eine Kundin während eines Studiobesuches ausgesetzt ist, ist so minimal, dass sie keinerlei Schaden verursacht. Es lässt sich mit ein paar Sekunden an der frischen Luft vergleichen. Ab jetzt können Sie die Zweifel einer beunruhigten Kundin nicht nur aus der Welt schaffen, sondern ihr auch fachlich erklären, warum ihre Gesundheit durch eine UV-Lampe nicht gefährdet ist.

Im nächsten Teil besprechen wir die Prozesse, die UV-Strahlung in unseren Produkten initiiert und wie man mit bewusster UV-Licht-Dosierung mit den Eigenschaften des Produktes nach Bedarf spielen kann.

Pauline Feinauer

hat 2005 ihre Leidenschaft fürs Naildesign entdeckt. Die international bekannte Nailart-Künstlerin und -Ausbilderin hat viele Meisterschaften gewonnen. Ihre Akademie befindet sich in Recklinghausen

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