Gel, UV-Lack oder Acryl bei Sommertemperaturen?

04.06.2020
Foto: bicskeiz/Shutterstock.com

Der Sommer steht vor der Tür, und die Nägel Ihrer Kundinnen rufen nach schönen, farbenfrohen und strahlenden Nailarts. Doch die heißen Temperaturen können die tägliche Arbeit im Studio beeinflussen, besonders was die Wahl der Materialien angeht. Denn hier stellt sich die Frage: Was ist im Sommer besser geeignet und vor allem warum?

Zum Zeitpunkt dieser Artikelerstellung müssen die Nagelstudios leider noch geschlossen bleiben, und wir wissen noch nicht, wann wir diese wieder öffnen dürfen. Aber irgendwann – hoffentlich bald – werden wir wieder die Nägel unserer Kundinnen pflegen und verschönern können. Denn für diesen Sommer erwarten die Wetterexperten viel Sonne und Hitze mit Temperaturen, die öfters jenseits der 40 Grad liegen werden. Solche Temperaturen beeinflussen auch die Arbeit in den Nagelstudios mit den verschiedenen Materialien.

DAS MATERIAL

Was bedeuten die Hitze und das Sonnenlicht für die Auswahl des richtigen Materials überhaupt? Wir haben uns die drei Alternativen Gel, UV-Lack und Acryl dazu mal etwas genauer angeschaut, denn jedes Material hat seine Vor- und Nachteile. Achtung: Für alle Materialien gilt, dass sie bei der Wärme aber auch bei der Kälte immer richtig gelagert und vor allem angewendet werden müssen.

DIE LAGERUNG

Gele, UV-Lacke und Acryl sollten dunkel gelagert werden. Keinesfalls sollten sie in der direkten Sonne stehen oder allzu großer Hitze ausgesetzt sein. Sonst können sich Farbe, Konsistenz, das Auftragverhalten sowie die Haltbarkeit verändern. Gele und Lacke können durch Hitze wesentlich flüssiger sein als sonst.

GEL

Gel gilbt nicht und härtet nach! Es härtet wie alle Materialien bei direkter Sonneneinstrahlung nach, weil alle Materialien auf Licht reagieren. Das kann auch beim Auftragen mit einem Gelpinsel passieren, wenn Sie diesen nur kurz zur Seite direkt ins Sonnenlicht gelegt haben. Der Pinsel kann innerhalb weniger Sekunden komplett durchtrocknen und ist dann nicht mehr zu gebrauchen. Daher sollten wir besser nie draußen arbeiten, auch wenn das Wetter dann noch so verlockend sein sollte. Bei Hitze wird das Gel dünner und flüssiger. Dadurch kann das Problem entstehen, dass es in die Ränder läuft und so keine gute Haltbarkeit mehr gegeben ist. Im Sommer empfehlen wir, mit dick Viskos zu arbeiten, da verändert sich das Fließverhalten durch die Raum- und Körperwärme nicht so schnell. Jedoch ist Gel sehr hitzeresistent und gilbt nicht. Meistens wird es erst nach vier Wochen spröde, vor allem Fiberglasgel ist da top. Auch Acrylgel kann bis zu fünf Wochen selbst bei mexikanischer Sonne und Salzwasser halten, wie wir aus eigener Erfahrung wissen.

ACRYL

Acryl trocknet schnell und kann gelblich werden! Es trocknet schnell in der Luft und im Sommer bei Hitze wird es noch schneller trocken. Daher müssen Sie es schneller verarbeiten. Wenn Sie Acryl nicht gut in der Zeit auftragen und sich beim Modellieren nicht beeilen, dann haben Sie im Nachgang viel nachzuarbeiten und zu feilen und somit einen erheblich höheren Zeitaufwand. Durch das Sonnenlicht kann Acryl gelblich werden und, je nach Hersteller und Qualität variiert dies in der Ausprägung. Im Sommer ist Acryl spröder als in der kalten Jahreszeit. Man hat eine gute Chance, dass Acryl nicht so sehr vergilbt, wenn es danach mit Gel versiegelt wird. Wenn Sie nicht mit Gel versiegeln, sollten Sie auf jeden Fall mit Öl pflegen.

UV-LACK

UV-Lack entwickelt Hitze, ist selbst aber leicht nachzuarbeiten. Er härtet nach, und bei drei Wochen Sommerurlaub ist der Nagel wahrscheinlich in keinem guten Zustand mehr. Durch Sand kann er schneller verkratzen, er kann matt und auch weicher werden. Wir merken im Studio immer wieder, dass sich der UVLack nicht so gut auftragen lässt, wenn es warm ist. Er wird dann flüssiger, und auch die Farbpigmente lassen sich nicht so gut mit dem Pinsel verteilen. Teilweise kann es zu Blasenbildungen beim Aushärten kommen. Das Material kann gegen die Nagelhaut oder in den Nagelfalz laufen, dadurch wird die Haftung verschlechtert. Beim Aushärten der UV-Gele entsteht generell Hitze, und das Gel kann sehr heiß werden. Wenn ein UV- oder LEDGel mit UVA-Licht in Berührung kommt, wird eine molekulare Polymerisation ausgelöst, und die molekulare Struktur des Materials wird verändert. Jede molekulare Bewegung und Veränderung erzeugt Reibung, die Wärme erzeugt. Je mehr Reaktionen in sehr kurzer Zeit aufeinanderfolgen, desto intensiver wird das Hitzegefühl. Im Sommer wird dieser Effekt noch verstärkt.

Unsere wichtigsten Tipps:

  • Produkte vor dem Verwenden immer überprüfen.
  • Tiegel und Flaschen kurz öffnen.
  • Nagellack kühl aufbewahren.
  • Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.
  • Gele und Acryl dunkel und kühl lagern.
  • Für alle Materialien sind Temperaturen zwischen 21 und 24 Grad (Zimmertemperatur) am besten für die Aufbewahrung und Verarbeitung.

Fazit

Im Großen und Ganzen haben alle drei Materialien ihre Vor- und Nachteile. Eine gewisse Hitzeresistenz besitzen sie aber alle und werden auch einmal 14 Tage Sommerurlaub oder heiße Temperaturen ohne Probleme überstehen. Letztlich ist nicht nur das Material entscheidend, sondern auch die Verarbeitung. Wenn Sie die jeweiligen Besonderheiten gewissenhaft beachten, dann können Sie das ganze Jahr mit allen Produkten arbeiten. Jeder hat hier sicher seine Favoriten, mit denen er bevorzugt arbeitet, aber das ist eben ganz individuell. Bei richtiger Aufbewahrung und Verarbeitung und Beachtung der genannten Punkte haben Sie jedoch das ganze Jahr Freude am Arbeiten und Ihre Kunden an ihren Nägeln.

NICOLE BRANDT UND THOMAS KLICHE

Die Autorin ist seit 20 Jahren selbstständig. Der Autor ist seit 10 Jahren mit dabei. Die beiden betreiben drei Emmi-Akademie Schulungscenter.

HELEN AMBROSIO

Ist seit 20 Jahren im Nageldesign tätig und Geschäftsführerin der exquisit beauty & more GmbH. Sie ist für Emmi- Nail als International Salesmanager tätig.

Info von der Redaktion:

Für die Modellage stehen Ihnen als Nageldesingerin verschiedene Arbeitsmaterialien zur Verfügung, die auf den Fingernagel, die Schablone oder den Tip aufgetragen werden können: Für die Modellage von Acrylnägeln verwenden Sie Acryl, bei einer Modellage von Gelnägeln Gel und bei einer Modellage mit einem UV-Lack benötigen Sie ein spezielles UV-Gel sowie eine UV-Lampe. Es gibt Unterschiede in der Aufbewahrung von Farbe, Konsistenz und dem Auftragen der Schichten.

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