Die Frau in vier Lebensphasen, Teil 4

02.02.2024
Foto: Vadym-Pastukh/Shutterstock.com

Regenerationsbedürftige Haut

Im Leben einer Frau gibt es verschiedene Phasen, in denen sich auch die Haut verändert. In dieser Serie wollen wir die typischen Hautveränderungen, hormonellen Zusammenhänge und natürlich auch die Pflege und Treatments im Institut genauer betrachten. Im letzten Teil der vierteiligen Serie geht es um die Haut ab 60. Zeichen von Alterung sind deutlich sichtbar. 

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Die Hautpflege ab dem 60. Lebensjahr erfordert eine spezielle, differenzierte Herangehensweise, da die Haut in diesem Lebensabschnitt besondere Bedürfnisse und Herausforderungen aufweist. Zeichen von Alterung haben sich bereits manifestiert. Viele Frauen stören sich am Konturverlust, zusätzlich häufen sich ausgeprägte Pigmentstörungen. Hinzu kommt meist eine charakteristische Trockenheit, die mit vermindertem Hautschutz einhergeht. Die Haut wird lipidärmer, empfindlicher und ist entsprechend ungeschützter.

 

Typische Hautprobleme

Um das 60. Lebensjahr ist die nachlassende Hautelastizität deutlich präsent. Der Verlust von Struktur und Elastizität führt zu einem ausgeprägten Absacken der Konturen. Besonders die Kinnlinie hat sich meist stark verändert, wodurch das Gesicht weniger konturiert wirkt. Auch die Wangenknochen flachen ab, die Augenhöhlen werden tiefer und die Stirn erscheint länger. Diese Veränderungen sind sowohl auf Veränderungen der Haut, des Fettgewebes als auch der Muskulatur und des Knochens zurückzuführen. Oft wirkt die dünn und „pergamentartig“.

Daneben sind besonders Pigmentverschiebungen zu beobachten, die als bräunlich-gelbliche Altersflecken auf der Haut sichtbar werden und sie uneben erscheinen lässt. Sie sind Folge einer verminderten Regeneration der Haut, Ablagerungen von Stoffwechselprodukten wie Lipofuszin oder AGEs (advanced glycation endproducts; Produkte der Maillard-Reaktion, einer nicht-enzymatischen, irreversiblen Glykation) und der UV-Exposition in allen Jahren zuvor. Studien zeigen, dass im Vergleich zu klassischen Falten besonders Altersflecken eine Haut älter erscheinen lassen.

Oftmals wirkt das Gesicht zudem fahler. Durch die Abflachung der Hautschichten kann die Haut nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Dies hat auch Auswirkungen auf die Regenerationsfähigkeit der Haut.

Bei Frauen mit Neigung zu Gefäßschwäche finden sich häufig deutlich sichtbare Rötungen, aufgrund erweiterter Äderchen. Die Haut neigt vermehrt zu Entzündungen, die wesentlich schlechter abklingen. Auch ohne Gefäßschwäche spielt das Inflammaging (Entzündungsaltern), mit teils unsichtbaren Mikroentzündungen, eine große Rolle. Die Wundheilung insgesamt ist zusätzlich verlangsamt. 

Auch die Talgproduktion lässt ab dem 60. Lebensjahr nach. Die Haut wird spürbar trockener: Einerseits, weil der TEWL (transepidermale Wasserverlust) durch das fehlende Hautlipid zunimmt und mehr Feuchtigkeit verdunstet; andererseits durch das fehlende, hautschützende Lipid selbst. Dieses wird zur Aufrechterhaltung der Hautbarriere benötigt. Insgesamt wird die Haut empfindlicher. Bei sehr trockener Haut können Rhagaden (Einrisse in besonders trockener Haut) entstehen, die schmerzhaft sind.

 

Hormonelle Ursachen 

Nach der Menopause, mit dem Ausbleiben der Monatsblutung, lässt die Produktion wichtiger Sexualhormone massiv nach. Zu diesem Zeitpunkt sind in den Eierstöcken keine Follikel mehr vorhanden, die zum eisprungfähigen Follikel heranwachsen könnten. Die Follikel sind für die Bildung von Östrogenen verantwortlich – entsprechend lässt auch die Östrogenbildung massiv nach. Die Nebennieren, zum Teil auch das Fettgewebe, können kleine Mengen an Östrogen ausschütten. Dies kompensiert aber nicht vorherige Mengen an Östrogenen. Auch die Produktion von Progesteron lässt nach. Zeitgleich schüttet der Körper, gesteuert über das Gehirn, mehr Gonadotropin wie FSH und LH aus. 

Der nach der Menopause vorliegende, niedrige Östrogenspiegel stellt eine Herausforderung für den Körper dar. Das Hormon wird für den Knochenstoffwechsel benötigt, bei der Haut ist es an Talg- und Feuchtigkeitsregulierung sowie Kollagenbildung beteiligt. Progesteron zeigt ähnlich wichtige Effekte: Es hemmt den Kollagenabbau, indem es auf die kollagenabbauenden Enzyme, die Kollagenasen, wirkt. Ein Mangel an Östrogen und Progesteron wirkt sich so deutlich aus: mit vermehrter Trockenheit und einem signifikanten Dünnerwerden der Haut.

 

Pflegeempfehlung

Primär sollten Lipide ausgeglichen werden, um den Hautschutz aufrecht zu halten und die sowieso empfindlichere Haut vor äußeren Einflüssen zu schützen. Viele Häute profitierten von reichhaltigen Ölen, wie Argan-, Oliven- oder Mandelöl. Buttern oder Wachse wie Sheabutter oder Kakaobutter sorgen für einen zusätzlichen Schutzfilm.

Da auch der TEWL ansteigt, sollte die Haut außerdem mit Feuchtigkeit versorgt werden. Dies ist wichtig für Stoffwechselprozesse der Haut, denn viele Enzyme benötigen für ihre Funktionsfähigkeit ausreichend Feuchtigkeit. 

Um sichtbare oder unterschwellige Entzündungsprozesse zu hemmen, wie sie beim Inflammaging auftreten, können Entzündungshemmer wie Mikrosilber oder Glycyrrhetinsäure eingesetzt werden. Auch Radikalfänger (Antioxidantien), wie Resveratrol, OPC, Vitamin A, C oder E bieten sich an, da mit zunehmendem Alter vermehrt oxidativer Stress entsteht.

Isoflavone sind Phytoöstrogene aus Soja oder Rotklee, die eine chemische Ähnlichkeit zu körpereigenen Östrogenen aufweisen, sollen als Wirkstoff in der Hautpflege durch Bindung an die endogenen Östrogenrezeptoren eine Östrogenwirkung nachahmen. Dadurch soll die Haut wieder straffer, elastischer werden und sich die Talgproduktion verbessern.

Gegen Pigmentstörungen helfen Tyrosinase-Hemmer wie Azelain- oder Kojisäure. Tyrosinase ist ein Melanin-stimulierendes Enzym, das die Pigmentierung der Haut fördert. Hemmer der Tyrosinase können daher eine lokale Überpigmentierung mildern.

Im Institut

Welche Treatments sind geeignet oder auch nicht? 

Geeignet sind:

  • Anregende Behandlungen: Mikrodermabrasion, Microneedling, Ultraschall, Iontophorese, Radiofrequenz, Thermomodellage
  • Regenerationsfördernde Wirkstoffe wie Retinol oder Retinal, Fruchtsäuren wie AHA und PHA
  • Hautpflege mit Isoflavonen
  • Tyrosinase-Hemmer gegen Pigmentstörungen
  • UV-Schutz, zum Schutz vor äußeren Einflüssen
  • Feuchtigkeitsseren kombiniert mit reichhaltigen Cremes mit hohem Lipidanteil 

 

Ungeeignet sind: 

  • Starke, aggressive Reinigungsprodukte, die die Haut weiter austrocknen
  • Stark anregende Behandlungen bei Gefäßschwäche

Profi-Tipp: 

Einigen Frauen ab 60. Jahren geht es nicht primär um Anti-Aging, sondern um das Wohlfühlen. Dies mit Fingerspitzengefühl herauszufinden ist sehr wichtig. Dennoch sollten alle Kundinnen über die Folgen nachlassender Hautfunktionen aufgeklärt werden, die immer einen adäquaten Hautschutz und geeignete Produkte erfordern.

Foto: Sarah White

Sarah White
Kosmetikerin, angehende Ärztin und Trainerin für die Kosmetikbranche sowie Gründerin der Marke Iluqua, www.iluqua.com

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