Die Frau in vier Lebensphasen, Teil 1 - Hilfe, Teenagerhaut!

06.10.2023
Foto und Illustration: ShotPrime Studio, Glebova Galina/Shutterstock.com

Im Leben einer Frau gibt es verschiedene Phasen, in denen sich auch die Haut verändert. In dieser Serie wollen wir uns die typischen Hautveränderungen, hormonellen Zusammenhänge und natürlich auch die Pflege und Treatments im Institut genauer betrachten. In Teil eins geht es um die Teenagerhaut, die sich bereits ab dem zwölften Lebensjahr zeigen kann.

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Babys und Kinder haben meist eine beneidenswerte Haut: ruhig, ausgeglichen, streichelzart und fein. Das kann sich im Teenageralter, oft schon ab dem zwölften Lebensjahr, schlagartig ändern: Auf einmal wird die Haut zunehmend öliger, großporiger und entsprechend auch unreiner. Diese Umstellung kann plötzlich auftreten und stellt die bisherige Pflege komplett auf den Kopf. Eine bis dato unkomplizierte Haut kann sich zu einer Haut mit völlig anderen Bedürfnissen entwickeln.

Typische Hautprobleme

In der Pubertät kommt es zu einer vermehrten Lipidproduktion in den Talgdrüsen, die in einer fettigeren Haut resultiert und mit einer Zunahme der Porengröße einhergeht. Dadurch entstehen zunehmend Komedonen, offen oder geschlossen. Geschlossene Komedonen sind dann Vorreiter für Unreinheiten wie Papeln und Pusteln, insbesondere in der T-Zone, wo besonders viele Talgdrüsen sitzen. Bei schwereren Fällen kann sich dies bis zur Akne entwickeln, die zusätzlich in dermatologische Hände gehört. All das geht fast immer einher mit Rötungen, Schuppungen und Irritationen der Haut. Unreine Haut ist nicht nur psychisch für den Teenager belastend, die betroffenen Partien können auch schmerzempfindlich sein. Außerdem steigt das Risiko für Vernarbungen und Hyperpigmentierungen. Nur wenige Teenager bleiben von der klassischen unreinen Haut verschont – aber auch in diesen Fällen kommt es zu einer Veränderung der Hauttextur.

Hormonelle Ursachen

In kaum einer anderen Lebensphase kommt es zu derart großen Umstellungen im Hormonhaushalt wie in der Pubertät. Im Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns, wird das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) produziert, das die Freisetzung des luteinisierenden Hormons (LH) und follikelstimulierenden
Hormons (FSH) anregt. Es kommt zur vermehrten Produktion von Geschlechtshormonen, bei Mädchen vermehrt Östrogene und bei Jungen Testosterone. Bei beiden Geschlechtern ist es insbesondere die Umwandlung des Hormons Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT, biologisch aktivste Form des Testosterons), was für die typische Steigerung der Lipidsynthese sorgt. Da Jungen etwa zehn Mal mehr Testosteron produzieren als Mädchen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer unreinen Haut bei Jungen entsprechend. Verschont bleiben aber beide Geschlechter nicht.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu wissen: Die nun öligere Haut alleine sorgt noch nicht für Unreinheiten und Entzündungen. Vielmehr ist die überschüssige Ausbreitung ganz bestimmter Bakterien, der sogenannten Propionibakterien, Auslöser für entzündete Papeln und Pusteln. Diese natürlicherweise auf der Haut vorkommenden Bakterien finden unter übermäßiger Lipidsynthese ideale Nährbedingungen und können sich ausbreiten. Diskutiert wird, ob deren Porphyrine als Entzündungsmediatoren gelten.

Pflegeempfehlung

Ein geeignetes Pflegekonzept für unreine Haut im Teenageralter umfasst die Säulen Reinigung, Keratolyse, Entzündungshemmung und Talgregulation. Die vielleicht naheliegendste Lösung, der fettigen Haut ihr Lipid durch starke Reinigung zu „entziehen“, ist noch immer gängige Praxis, aber absolut nicht geeignet. Dies kann zu einer stärkeren Nachproduktion von Lipiden als Schutzfunktion führen. Eine zu starke Reinigung kann außerdem das Hautmikrobiom beeinträchtigen: Eine möglichst große Bakterienvielfalt gilt als Indikator für eine robuste Haut, was Hautproblemen vorbeugt. Auch zieht die zu starke Reinigung den Hydrolipidmantel der Haut, der wichtigste Eigenschutz, in Mitleidenschaft. Dadurch verliert die Haut zusätzlich Feuchtigkeit, was die Verstopfung von Poren sogar begünstigen kann. Denn dadurch kann sich die Konsistenz des Talgs verändern, dieser wird fester und bildet verstopfende „Pfropfen“.

Der Schlüssel ist also eine regelmäßige, gründliche, aber zeitgleich sanfte Reinigung. Für die Gesichtsreinigung eignen sich dafür milde nicht ionische Tenside wie Lauryl Glucoside. Schaumbildung trägt übrigens nicht zu einer verbesserten Reinigung bei, ist oft nur Anzeichen für stärkere Tenside wie Sulfate, die vermieden werden sollten.

Reichhaltige Cremes sind bei guter Talgproduktion kontraproduktiv, da sie die Poren verstopfen können. Stattdessen eignen sich leichte Seren oder Gelcremes mit Fokus auf Feuchtigkeitszufuhr, zum Beispiel mit Natural Moistorizing Factors (NMFs, Feuchtigkeitsfaktoren) wie Urea oder Glycerin. Wirkstoffe wie Zink helfen, die Proprionibakterien in Schach zu halten, und wirken zusätzlich entzündungshemmend.

Auch Glycyrrhizinsäure zählt zu den geeigneten Entzündungshemmern. Niacinamide (Vitamin B3) sind ideal, um die Talgproduktion unterstützend zu regulieren. Fettsäuren wie Linolsäure und Linolensäure können helfen, die Talgkonsistenz geschmeidiger zu machen, um Verstopfungen der Poren zu minimieren.

Da auch die Hyperkeratose (übermäßige Verhornung) eine große Rolle bei der Entstehung von Unreinheiten spielt, sind Peelings ein wichtiger Baustein.

Chemische oder enzymatische Peelings eignen sich deutlich besser bei diesem Hautbild als mechanische Peelingformen, da sie Schmierinfektionen minimieren. Geeignet wären Mandel-, Milch-, oder Polyhydroxy-Säuren wie Gluconolacton.

Profitipp bei der Zielgruppe

Nicht nur das Hautbild ändert sich in der Pubertät, sondern auch das Körperempfinden und Selbstwertgefühl. Nicht selten dominieren Schamgefühle und Verletzlichkeit, was in der Kommunikation unbedingt berücksichtigt werden sollte. Da Teenies Autonomie anstreben, sollten sie auch in die Behandlung eng einbezogen werden – denn nur bei einem Mitwirken zu Hause kann das Hautbild nachhaltig verbessert werden. Bei schweren Formen unreiner Haut sollte auch immer das Vorliegen einer Akne dermatologisch abgeklärt werden. Hier bietet sich die Zusammenarbeit zwischen Kosmetikerin und Arzt an.

Hinweis

Teil zwei von insgesamt vier Teilen folgt in einer der nächsten Ausgaben und behandelt die Erwachsenenhaut ab 25.

Foto: Sarah White
Sarah White

Kosmetikerin, 
angehende Ärztin und Trainerin für die Kosmetikbranche sowie Gründerin der Marke Iluqua, www.iluqua.com

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