Ursachen und Konzepte bei Hyperpigmentierungen

04.06.2021
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Ein einheitliches, ebenes Hautbild ist ein bedeutsamer Marker für Attraktivität und eine gesund aussehende Haut. Deshalb werden Hyperpigmentierungen oft als störend empfunden. Medizinisch-kosmetische Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die eine Aufhellung der Pigmente versprechen, führen aber nicht immer zu zufriedenstellenden Ergebnissen.

Melanin ist ein wichtiges biologisches Merkmal und verfügt über ebenso wichtige hautphysiologische Funktionen wie zum Beispiel den Schutz vor ultravioletter Strahlung. Dabei handelt es sich bei Melanin aber nicht um eine einzelne Verbindung, sondern um ein Gemisch von Biopolymeren, das von Melanozyten in der Basalschicht der Epidermis synthetisiert wird. Aufgrund ihrer chemischen Zusammen­setzung werden Melanine grob in zwei Typen unterteilt: Eumelanin und Phäomelanin. Die Kombination und der Gehalt an Melanin ist dabei entscheidend für die Farbgebung der Haut. Unterschiedliche Studien berichten, dass Personen mit dunklerer Haut nicht nur einen höheren Melaningehalt aufweisen, sondern auch eine größere Menge an Eumelanin als Personen mit hellerer Haut. Phäomelanin ist ein schwefelhaltiges, gelb-rotes Pigment und dominiert bei hellrotem, blondem Haar und heller Haut.

Auf Ursachenforschung

Hyperpigmentierungen sind auf eine erhöhte Melanozytenzahl oder eine lokal erhöhte Melaninsynthese zurückzuführen. Als einer der wichtigen Einflussfaktoren und Ursachen für die Aktivierung der Melaninsynthese und die Entstehung von Hyperpigmentierungen gilt die UV-Strahlung. Die Bräunung der Haut als Reaktion auf die UV-Exposition ist eine hautphysiologische Schutzfunktion. Eine übermäßige UV-Bestrahlung gilt als wesentliche Ursache für die Entstehung. Vor allem lichtexponierte Hautareale (Sonnenterrassen) des Körpers sind betroffen.

Eine weitere Ursachen sind Medikamente mit photosensibilisierenden und photoallergischen Eigenschaften. Beide Reaktionen sind voneinander zu unterscheiden, weisen aber histologische und auch klinische Gemeinsamkeiten auf. Unter anderem Chemotherapeutika, Antibiotika, Antiepileptika und Antidepressiva können diese Reaktionen auslösen.

Ob ein Arzneistoff die Haut UV-empfindlich macht, hängt davon ab, ob es im Molekül ein Chromophor enthält. Das sensibilisierende Mittel muss lebendige Hautzellen erreichen und es muss eine UV-Bestrahlung (meist UV-A) stattgefunden haben. Bei diesem Prozess entstehen freie Radikale. Langfristig kann es dann zur Bildung von Hyperpigmentierungen kommen. Je nach Ursache und Erscheinungsbild unterscheiden wir verschiedene Arten von Hyperpigmentierungen.

Behandlungsansätze

Welche Behandlungsmethode gewählt wird, hängt vom Alter der Hyperpigmentierungen ab und davon, wie tief die pigmentierten Zellen in der Haut verankert sind. Einige Hyperpigmentierungen gelten als besser zu behandeln. Eine gewisse Behandlungsresistenz sollte genauso berücksichtigt werden wie die Tatsache, dass die Flecken häufig wieder auftreten. Eine Kombination von Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkansätzen hat sich bei der Behandlung von störenden Pigmentflecken bewährt. Drei Behandlungsstufen lassen sich einteilen:

1. Prävention

UV-Abstinenz und ein konsequenter, täglicher UV-Schutz bieten die einzige präventive Möglichkeit. Produkte mit UV-Breitbandfiltern schützen vor UV-A- und -B-Strahlung und sollten mindestens ein Schutzniveau von Lichtschutzfaktor 30 vorweisen. Gleichzeitig sollte der Fokus auf oxidativem Zellschutz liegen, vor allem als Schutz vor den Lentigines seniles.

Die Empfehlung von UV-Schutz-Produkten sollte vor allem dann im Vordergrund stehen, wenn der Kunde zum Beispiel bestimmte Medikamente einnimmt, eine gewisse genetische Prädisposition vorliegt oder der Facharzt eine chronisch entzündliche Hautkrankheit diagnostiziert hat.

2. Medizinisch-kosmetische Wirkstoff-Behandlung

Bei der aktiven Behandlung von Hyperpigmentierungen helfen Produkte und Verfahren, die Tyrosinasehemmer, Antioxidantien, aufhellende und zellerneuernde/zellstimulierende Wirkstoffe verbinden. Inhaltsstoffe wie der pflanzliche Extrakt Boerhavia diffusa wirken gezielt auf die Entstehung des Melanins und den Transport zu den Hautzellen. Als Tyrosinasehemmer wird das Enzym blockiert, das aktiv an der Melaninsynthese beteiligt ist. So wird weniger Melanin gebildet und auch der Weg zu den Hautzellen blockiert. Gleichzeitig können Antioxidantien wie das Enzym Q10 vor oxidativem Stress schützen.

Aufhellende Wirkstoffe wie Vitamin C, Retinol und Süßholzwurzel sorgen für ein gleichmäßiges Hautbild. Pigmentnester werden so langfristig aufgelöst. Alpha-hydroxy-Säuren und Retinol haben eine zellstimulierende Wirkung und verbessern gleichzeitig die Wirkstoffaufnahme der Haut.

Mit dieser Wirkstoffsynergie können bereits bestehende Hyperpigmentierungen aufgehellt werden, gleichzeitig wird der Entstehung neuer Pigmentflecken vorgebeugt. Die Anwendung der Wirkstoffe im Rahmen einer professionellen Heimpflege zusätzlich zu den Behandlungen in der Kabine erzielt die effektivsten Ergebnisse, wenngleich die Behandlung langwierig sein kann und auch bei den Betroffenen Geduld erfordert.

Eine Besserung stellt sich meist in den lichtarmen Jahreszeiten ein, während gerade die Sommermonate mit erhöhter UV-Exposition für die Behandlung von Hyperpigmentierungen eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Die Kombination mit weiteren apparativen Verfahren bringt einen zusätzlichen Nutzen und steigert die Wirksamkeit.

3. Apparative Verfahren

Die Laserbehandlung gilt als Goldstandard, und es stehen verschiedene Techniken und Verfahren zur Verfügung. Eine entsprechende Vor- und Nachbereitung unterstützt das Verfahren, vor allem der UV-Schutz zwischen den Sitzungen ist für das Behandlungsresultat von besonderer Bedeutung. Eine umfassende Diagnose und Anamnese durch den Facharzt und ein individueller Behandlungsplan bilden den Grundstein.

Literatur:

1 Borelli, C., and Fischer S. „Chemical Peelings zur Behandlung von Melasma, Pigmentstörungen und Hyperpigmentierungen: Indikationen, Effektivität und Risiken.“ Hautarzt (2020): 950–959.

2 Fatima, S., et al. „The role of sunscreen in melasma and postinflammatory hyperpigmentation.“ Indian journal of dermatology 65.1 (2020): 5.3 Kaufman, B. P., Taulun A., and Andrew F. A. „Postinflammatory hyperpigmentation: epidemiology, clinical presentation, pathogenesis and treatment.“ American journal of clinical dermatology 19.4 (2018): 489–503.4 Kanlayavattanakul, M., and Nattaya L. „Plants and natural products for the treatment of skin hyperpigmentation–a review.“ Planta medica 84.14 (2018): 988-1006.5 Schalka, S. „New data on hyperpigmentation disorders.“ Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology 31 (2017): 18–21.6 Vashi, N. A., and Roopal V. K. „Facial hyperpigmentation: causes and treatment.“ British Journal of Dermatology 169 (2013): 41–56.7 Woolery-Lloyd, Heather, and Kammer., J. N. „Treatment of hyperpigmentation.“ Seminars in cutaneous medicine and surgery. Vol. 30. No. 3. WB Saunders, 2011.
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Die wichtigsten Hyperpigmentierungen im ÜberblickChloasma/Melasma
Ein Melasma ist ein Hormonfleck, der in der Schwangerschaft entstehen kann. Das Chloasma hingegen ist ein umfassenderer Begriff, der auch andere Arten von Hyperpigmentierungen miteinbezieht. Weitestgehend werden die Begriffe übereinstimmend genutzt. Die Ursachen für die symmetrisch zentrofaziale Verteilung der hell- bis dunkelbraunen Melasma-Flecken sind vor allem eine Schwangerschaft und die hormonelle Therapie mit oralen Kontrazeptiva.

Postinflammatorische Hyperpigmentierungen (PIH)
Die nach entzündlichen Prozessen und Traumata entstandenen Hyperpigmentierungen gelten als typische tertiäre Effloreszenzen im Zusammenhang mit Akne (Pickelmale), aber auch atopischer Dermatitis und weiteren entzündlichen Dermatosen. Auch Insektenstiche oder Verbrennungen können zur Entstehung führen. PIH sind eine Reaktion auf inflammatorische Prozesse mit Entzündungsmediatoren (Interleukin 1, Prostaglandine) oder eine kutane Verletzung der Haut, die zu einer Aktivitätssteigerung der Melanozyten sowie zu einem Anstieg der Tyrosinase führt. PIH können epidermal, aber auch dermal auftreten und betreffen häufiger Personen mit einem höheren Phototypen.

Lentigines seniles
Besonders die Sonnenterrassen sind von den dunklen, unregelmäßig erscheinenden Hyperpigmentierungen (Altersflecken) betroffen. Durch langjährige UV-Einwirkungen wird nicht nur die Melaninsynthese aktiviert, als wesentliche Ursache für die Altersflecken gelten endogene Stoffwechselprodukte, genauer gesagt Lipofuszin. Das als Alterspigment bezeichnete gelb-braune Aggregat ist ein Endprodukt von oxidierten Proteinen und Lipiden. Es entsteht als nicht weiter verwertbares Abfallprodukt von oxidativem Stress.

Epheliden
Die anlagebedingten Sommersprossen erscheinen als stecknadelkopfgroße rötlich-braune Flecken vor allem im Gesicht und im Dekolleté. Die Disposition besteht häufig bei rot-blonden Menschen. UV-Exposition intensiviert das Erscheinungsbild der Sommersprossen, sodass sie meist in den Sommermonaten deutlich sichtbar werden. Da sie als natürliche, sehr charaktervolle und positive Hyperpigmentierungen gelten und nicht erworben sind, ist eine direkte Behandlung eher untypisch.
Foto: Autorin

Anna Tersteeg, Kosmetikwissenschaftlerin (M. Ed.), ­Leiterin des Kos-Wis- und Seminarbereichs der Marke Aesthetico (Medicos Kosmetik), Münster,

www.aesthetico.de

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