Umfrage: Kosmetikinstitute im Lockdown

09.04.2021
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Kosmetikinstitute traf es im Lockdown besonders schwer. Bereits im November mussten die ­Institute im Lockdown light schließen. Wir haben vier Institutsinhaberinnen gefragt, wie sie den Lockdown erlebt haben, wie sie durch die Krise kommen und was sie sich wünschen.

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Aneka Bosshammer

ausgebildete Fachkosmetikerin

Kosmetikinstitut Cosmeabalance Lohfelde

www.cosmeabalance.de
Wie erleben Sie den Lockdown?Es ist eine schwierige Situation, keine Frage, ich persönlich bin dennoch ein sehr positiver Mensch, ich versuche, in allem auch eine Chance und etwas Positives zu sehen. So nutze ich den Lockdown für Weiterbildungen und eine Umstrukturierung meines Geschäfts. So wie auch die Zeit, die man vorher nicht so hatte, für sich selbst zu nutzen. Mir fehlen die sozialen Kontakte, also das Anfassen, das Umarmen und das Beieinander sein. Man kann ja schon viel über die digitale Welt Kontakt halten, dennoch ist das Persönliche wichtig. Corona hat uns und unser Leben verändert. Wie kommen Sie durch die Krise?Geschäftlich ist es echt schwierig, auch hier musste ein Umdenken stattfinden. So habe ich mich mehr mit dem Onlineverkauf beschäftigt und konnte darüber einige Einnahmen generieren. Dennoch war auch ich auf die staatlichen Hilfen angewiesen. Was wünschen Sie sich? Ich wünsche mir, dass wir wieder unserer Arbeit nachgehen können. Mir fehlen meine Kunden! Ich wünsche mir für meine Kinder (und natürlich alle anderen), dass sie wieder ihre Freunde treffen können und draußen spielen können.
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Raquel Teixeira

Gerberding Dermatologische Fachkosmetikerin

Diplom Cidesco Cocoon Medical Beauty, Düsseldorf www.cocoon-medical-beauty.de
Wie erleben Sie den Lockdown? Aus Sicht des Unternehmers eine finanzielle Katastrophe, aus Sicht des Bürgers bedingt verständlich. Die einschneidenden Maßnahmen stehen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefährdung. Wie kommen Sie durch die Krise?

Durch regelmäßige Kundenbindungsprogramme wie zum Beispiel Social Media und Online-Beratungen werden die Grundkosten größtenteils gedeckt. Für die privaten Mittel sind keine Einnahmen zu generieren. Wir bilden uns in der Zwangspause regelmäßig beruflich weiter und sind bei der Ausbildung von Mitarbeitern aktiv. Leider müssen auch die Rücklagen aufgewendet werden, um zu überleben.

Was wünschen Sie sich?Einen sachlicheren Umgang mit der Einschränkung von körpernahen Behandlungen. Es ist in keiner Weise logisch begründet, warum in einer hoch hygienischen Umgebung Berufsverbote ausgesprochen werden, während in anderen öffentlichen Räumen diese Einschränkungen nicht gelten. Beispielsweise dürfen Schönheits-/ Hautärzte die kosmetischen Tätigkeiten weiter ausüben obwohl diese keine medizinisch notwendigen Behandlungen darstellen. Der Berufsstand der Kosmetikerinnen wird dabei völlig außer Acht gelassen, hier wünsche ich mir mehr Gleichbehandlung. Der Berufssport stellt bei den (systemrelevanten) Freigaben zur Ausübung, ihrer Tätigkeiten eine der Speerspitzen der Ungerechtigkeit dar.
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Jasmin Kontny

staatlich geprüfte Kosmetikerin, Heilpraktikerin in Ausbildung

Jasminkosmetik Medical Beauty, Offenburgwww.jasminkosmetik.de
Wie erleben Sie den Lockdown? Der Lockdown ist für mich als selbstständige Kosmetikerin und auch für unsere Kunden eine große Herausforderung. Wichtige Aknebehandlungen mussten zum Beispiel unterbrochen werden, und die sogenannte Maskenakne kommt jetzt noch hinzu. Die Kunden sind hilflos, klagen seit Wochen und sehnen sich die Wiedereröffnung herbei.Wie kommen Sie durch die Krise?Wir konnten diverse hochwertige Behandlungen, die wir zu kalten Jahreszeiten als Hautkur anbieten, nicht durchführen. Uns fehlen damit erhebliche Einnahmen und die damit verbundenen Erfolge bei unseren Kunden. Es ist ein großer Rückschritt, den wir hier unfreiwillig machen mussten. Viele Pläne, Investitionen und Modernisierungsarbeiten müssen erst mal nach hinten verschoben werden. Und wir fangen wahrscheinlich nicht da an, wo wir aufgehört haben. Auch die staatlichen Hilfen und die damit verbundenen bekannten Probleme, deren teuere Bearbeitung durch den Steuerberater und die volle Selbstfinanzierung mit Rücklagen, all diese Probleme kennt wahrscheinlich zurzeit jede Kollegin. Dennoch habe ich die Krise bis jetzt gut überstanden.Was wünschen Sie sich?

Der Beruf der Kosmetikerin muss unbedingt geschützt werden. Keine Dumpingpreise! Außerdem wünsche ich mir ganz besonders in solchen Situationen die nötige Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit. Aber jetzt wünsche ich uns allen erst mal einen erfolgreichen Start und sehr gute Geschäfte.

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Giedre Rasche

ausgebildete Kosmetikerin

Sana Beauty, Wiesbaden

www.sanabeauty.de
Wie erleben Sie den Lockdown?

Ich habe immer gedacht: „Mich kann nichts treffen!“ Aber nach dem zweiten Lockdown und vier Monaten Geschäftsschließung in Litauen und in Wiesbaden muss ich sagen, dass mich die zwischenmenschliche Distanz, die fehlenden Kunden und die Unsicherheit darüber, wie und vor allem wann das Ganze weitergehen soll, aus emotionaler Sicht stark betroffen haben!

Kürzlich habe ich mit meiner Schwester, der Geschäftsführerin von Sana Beauty in Litauen, darüber gesprochen, dass wir sehr dankbar dafür sind, nicht unter Existenzängsten leiden zu müssen, und dass unser Business ein starkes Fundament hat. Dass wir seit Jahren profitable Strategien verfolgen, um sehr lange am Markt bestehen zu können, ist etwas, das uns ebenso freut. Das ist etwas, was viele leider nicht schaffen werden!

Wenn ein Workaholic wie ich sehr viel weniger zu tun hat als vorher, kann auch mal ein emotionales Tief kommen. Ich habe stark unter Bore-Out, also Unterforderung, gelitten. Ich bin mir sicher, es geht vielen Kolleginnen nicht anders! Wir sind schließlich alle nur Menschen, und so was haben wir alle noch nie erlebt!

Wie kommen Sie durch die Krise?

Ich habe mich in den letzten Monaten sehr viel weitergebildet – das Ganze natürlich online. Ich habe viele Kunden gecoacht, die Preisliste und das Angebot optimiert und sehr viel Online-Beratung gemacht. Die Kunden waren dankbar dafür und haben die Online-Beratung sehr gerne in Anspruch genommen.

Was wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir wieder etwas Normalität! Ich weiß, dass sich auch der Beautymarkt verändern wird. Ich liebe Veränderungen, aber ich möchte wieder so schnell wie möglich, ohne die umständlichen Auflagen, meine Kunden behandeln können!

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