Interview: Wann Insektenstiche gefährlich werden

13.11.2020
Fotos: 7th Son Studio/Shutterstock.com

Viele Menschen klagen im Sommer zunehmend über Insektenstiche. Wie gefährlich sind die Stiche wirklich? Wir haben den Dermatologen und Allergologen Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring aus dem Haut- und Laserzentrum an der Oper in München befragt.

BEAUTY FORUM MEDICAL: Welche Insekten stechen den Menschen am häufigsten und wie zeigt sich das auf der Haut?
Prof. Johannes Ring: Wenn wir von Insektenstichen reden, meinen wir ganz unterschiedliche Arten. Am häufigsten sind Stiche von Mücken, also der gemeinen Stechmücke, auch Culex pipiens genannt. Diese Stiche rufen zunächst einen starken Juckreiz hervor, manchmal auch Schmerz. An der Haut entsteht eine Quaddel, umgeben von einer Rötung, die vorwiegend durch Histamin bedingt ist und nach einer halben bis einer Stunde abklingt.
Ähnliche Reaktionen werden durch eine Fülle anderer Insekten, zum Beispiel auch Bremsen (Tabanus) oder Kriebelmücken (Simuliidae), ausgelöst und bedeuten für den normalen Menschen keine große Problematik, wohl aber eine unangenehme Belästigung.

Was passiert im Körper und auf der Haut, wenn Menschen ganz lange unter Stichreaktionen leiden?
Bei einigen Patienten kommt es nicht zu dem spontanen Abklingen innerhalb von ein bis zwei Stunden, sondern zu bleibendem Juckreiz und zur Entwicklung einer Spätreaktion über 24 bis 48 Stunden – ja sogar noch länger.
Es entwickeln sich stark juckende Knötchen, die zum Kratzen zwingen. Das Gemeine ist, je mehr man kratzt, desto stärker wird die Reaktion und desto länger hält sie an.
Bei diesen Reaktionen spielen bereits allergische Mechanismen des Körpers gegen das Mückengift eine Rolle, während die akute Quaddel-Erythemreaktion einfach durch die Inhaltsstoffe des Giftes ausgelöst wird.
Bei den Spätreaktionen spielen nicht nur Mastzellen, sondern auch basophile Leukozyten und einwandernde Lymphozyten eine Rolle, man sprach früher von der „kutanen basophilen Hypersensitivitätsreaktion“. Besonders ausgeprägt können solche Reaktionen auch bei Patienten mit Bluterkrankungen, zum Beispiel Leukämien, sein.
Im Grunde gilt das Gesagte für ganz viele Insekten, die nicht alle stechen müssen, sondern auch manchmal nur durch den Kontakt irritieren, wie Eichenprozessionsspinner, aber auch manche Spinnentiere wie Spinnen oder Zecken.
Die gefürchteten giftigen Spinnenarten in Europa, wie Latrodectus oder Loxosceles, kommen nördlich der Alpen kaum vor, können aber im Reisegepäck eingeschleppt werden.

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