Haut in Harmonie bringen

15.06.2023
Foto: Robert Przybysz/Shutterstock.com

Dos und Don'ts bei irritierter Haut | Die irritierte Haut tritt im Institut öfter auf, als man annehmen könnte. Dabei ist die Pflege eine Herausforderung: Viele Produkte werden nicht vertragen, die Haut fühlt sich unangenehm an und kann brennen. Auch bei Behandlungen, manuell oder apparativ, gibt es daher Einschränkungen. Wir verraten, was irritierter Haut guttut und was nicht.

Eine irritierte Haut ist eine empfindliche und anspruchsvolle Haut mit einem unruhigen Hautbild, Rötungen und Entzündungen. Für ihr häufiges Auftreten gibt es mehrere Ursachen. Eine große Rolle spielt ein hektischer und unausgewogener Lifestyle. Denn dieser wirkt entzündungsfördernd auf den gesamten Körper und damit auch die Haut.

Hormonelle Dysbalancen: Dauerhaft hohe Stresslevel bei fehlendem Ausgleich lassen Cortisol in die Höhe schießen. Das ursprünglich entzündungshemmende Hormon kann sich so entzündungsfördernd auswirken.

Unausgewogene Ernährung: Nährstoffe, Vitamine, Aminosäuren, Fettsäuren und weitere wichtige Bausteine, auch für die Haut, erhält der Körper über eine vielfältige, abwechslungsreiche Ernährung. Diese kommt häufig zu kurz. Lebensmittel sind durch heutige Anbauverfahren auch nicht mehr so nährstoffreich, wie sie es früher waren. Die Folge: Fehlen dem Körper und der Haut wichtige Bestandteile, können deren Funktionen nicht mehr uneingeschränkt wahrgenommen werden. Die Haut kann fettarm werden, übermäßig Feuchtigkeit verlieren und den Hautschutzmantel nicht mehr lückenlos aufrechterhalten.

Falsche Pflege: Der Klassiker ist die zu aggressive Reinigung, die den schützenden Hautmantel beeinträchtigt und die Haut trocken und empfindlich werden lässt. Generell können ungeeignete Produkte, die vorbei an den individuellen Bedürfnissen gehen, zu einer irritierten Haut führen. Denkbar sind unverträgliche oder hautreizende Inhaltsstoffe, zu hohe Wirkstoffkonzentration oder einfach ungünstige Fett- und Feuchtigkeitszusammensetzungen. Auch zu häufige Produktwechsel oder die Verwendung zu vieler Produkte parallel können sich kontraproduktiv auswirken. Weniger ist oft mehr, besonders bei irritierter Haut. Zu allem Übel spielt natürlich auch die individuelle Genetik und Neigung zu Empfindlichkeit eine Rolle.

Umdenken beim Behandeln

Ob genetisch oder erworben: Irritierte und empfindliche Haut sollte immer anders behandelt werden als unkomplizierte Haut. Denn typisch für irritierte Haut sind Rötungen, Spannungsgefühle auf der Haut, Brennen, Stechen und Juckreiz. Oft geht das einher mit akuten Entzündungen, Unreinheiten und erweiterten Blutgefäßen. Bestimmte Behandlungen und Produkte können als unangenehm oder schmerzhaft empfunden werden, einige wirken sich tatsächlich auch negativ auf die bereits gestresste Haut aus. Generelle Dos and Don’ts helfen bei der Einschätzung, was geeignet ist und was nicht (siehe Kasten).

Hauptziel beim Treatment von irritierter Haut ist, eine weitere, unnötige Reizung zu verhindern, den Hautschutzmantel und das Hautmikrobiom zu unterstützen und die Haut damit zu stabilisieren.

Achtung: Produkte mit hohem Feuchtigkeitsanteil wie reine Seren brennen häufig stark auf der Haut. Dennoch ist Feuchtigkeit sehr wichtig, insbesondere weil bei der häufig lipidarmen Haut mehr Feuchtigkeit verdunsten kann. Beim Auftragen eines solchen Produkts sollte die Kundin oder der Kunde mit irritierter Haut daher am besten vorgewarnt werden, dass es eventuell etwas brennen kann.

Das sind die Dos:

  • Hauteigene Inhaltsstoffe wie Ceramide, Phospholipide, Aminosäuren, Hyaluronsäure, Linolsäure und Linolensäure
  • Produkte mit minimalistischen Inhaltsstoffen, da jeder Stoff potenziell unverträglich für die bereits gestresste Haut sein könnte
  • Milde Tenside bei der Hautreinigung, wobei milchige, cremige oder ölige Texturen sich angenehmer anfühlen als Gele oder Schäume
  • Da die Barrierefunktion bereits herabgesetzt ist, sollte irritierte Haut mit einem Sonnenschutz vor UV-Strahlung geschützt werden, um vorzeitige UV-Schäden zu minimieren.
  • Milde Säurepeelings (idealerweise mit Polyhydroxysäuren) oder Enzympeelings entfernen sanft Hautschüppchen.
  • Wirkstoffe einschleichen durch anfängliche Reduzierung der Anwendungshäufigkeit mit langsamer Steigerung
  • Entzündungshemmende und beruhigende Wirkstoffe
  • Aufbau und Unterstützung des Hautschutzmantels und des Hautmikrobioms

Das sind die Don'ts:

  • Unnötig und potenziell hautreizende Stoffe wie Alkohole, Farb- und Duftstoffe (besonders zu beachten sind die deklarationspflichtigen Duftstoffe, die separat ausgewiesen werden müssen)
  • Häufige Produktwechsel oder zu viele Produkte, lieber eine überschaubare, aber sinnvoll zusammengestellte Hautpflegeroutine, um Ruhe in die Haut zu bekommen
  • Mechanische Peelings sollten vermieden werden, da diese durch die mechanisch-abrasive Wirkung zur Hautreizung bei­tragen.
  • Sulfate und andere aggressive Tenside, da diese zu viel des schützenden Hautlipids entfernen

Apparate – ja oder nein?

Vorab: Die meisten apparativen Behandlungen sind auch bei irritierter, empfindlicher Haut möglich, sofern keine akuten Entzündungen vorliegen. Die Anwendungen sollten grundsätzlich vorsichtig eingesetzt werden, es sollte mit niedrigster Stufe gestartet werden und die parallel eingesetzten Produkte sollten besonders sorgfältig ausgewählt werden.

Ultraschall: Mit seinen Millionen feinster Wellen sorgt er für eine sanfte Mikromassage durch Vibration, zeigt tolle Anti-Aging-Effekte und kann auch bei empfindlicher Haut eingesetzt werden. Der kühlende Ultraschallkopf aus Metall wirkt zusätzlich angenehm beruhigend auf gestresste Haut. Da durch den Effekt auch die Barriere der Haut durchlässiger wird, ist es wichtig, ausschließlich mild formulierte Produkte einzusetzen.

Iontophorese: Mit schwachem Gleichstrom werden Ionen bewegt und, je nach Produkt, entweder in die Haut oder von der Haut weg transportiert. Die Anwendung wird bei irritierter Haut meist gut vertragen. Da auch hier Wirkstoffe eingeschleust werden können, ist ebenfalls auf eine gute Zusammensetzung des Produkts zu achten.

Mikrodermabrasion und Aquabrasion: Bei der Mikrodermabrasion, ob Diamant- oder Kristall-, handelt es sich um ein mechanisches Peeling mit starker Wirkung. Was bei derber, grober Haut gut wirken kann, ist bei irritierter Haut eher ungeeignet. Auch bei normalen Hauttypen ist die Haut anschließend gerötet und empfindlich, bei bereits irritierter Haut ist der Effekt entsprechend größer. Da die Vorteile bei diesem Hautbild nicht überwiegen, ist von einer Behandlung abzuraten. Die Aquabrasion ist in der Regel etwas milder und meist besser geeignet, aber auch hier gilt es, vorsichtig zu behandeln.

Microneedling: Mittels feinster Nadelstiche werden Mikroverletzungen in die Haut gesetzt, die die Regeneration sowie Kollagen- und Elastinsynthese anregen sollen. Da irritierte Haut häufig akut entzündet ist, sollte von einem Microneedling abgesehen werden. Empfindliche Haut, die durch Vorbehandlungen bereits stabilisiert wurde, kann unter Vorsicht mittels Microneedling behandelt werden.

Radiofrequenz: Durch die Erwärmung des Gewebes zur Anregung von Kollagen- und Elastinsynthese ist die Anwendung ideal für Anti-Aging-Zwecke. Grundsätzlich ist sie auch bei irritierter oder empfindlicher Haut geeignet, da sie als recht sanft gilt. Nach der Behandlung können rötliche Hautstellen auftreten, die meist schnell wieder verblassen. Auch hier sollte der Einsatz allerdings vorsichtig erfolgen, durch niedrige Intensitätsstufen und gegebenenfalls eine reduzierte Anwendungszeit.

Sarah White,
Kosmetikerin, angehende Ärztin und Trainerin für die Kosmetikbranche sowie Gründerin der Marke iluqua, www.iluqua.com

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