Inspirierend scheitern - Der erfolgreiche Umgang mit Misserfolg

24.02.2022
Foto: eamesBot/Shutterstock.com

„Aus Fehlern wird man klug!“ – Dieses alte Sprichwort hat bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren. Und dass Irren durchaus menschlich ist, wissen wir ebenfalls vermutlich schon seit der Antike. Scheitern bedeutet nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern vielfach auch die Chance, neue Richtungen zu sehen. Wichtig ist, wie Sie mit Ihren Niederlagen umgehen, um immer wieder das Positive daraus zu ziehen. Wie Ihnen das im Alltag gelingt? Lesen Sie selbst.

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Fakt ist: Kein Mensch ist unfehlbar! Wir alle machen von Zeit zu Zeit Fehler, treffen ungünstige Entscheidungen oder erkennen Chancen nicht. Das ist etwas völlig Normales und wird – so wage ich zu behaupten – auch bis zum Ende der Menschheit (wie wir sie kennen) so bleiben. Schwierig wird es meist dann, wenn wir einen Fehler zugeben sollen. Vor unseren Mitmenschen einzugestehen, dass wir etwas nicht richtig gemacht haben, ist schon schwer.

Aber um wie viel härter ist es, uns selbst gegenüber ehrlich zu sein! Wir haben unendlich viele Ausreden um uns herum gestrickt, damit wir uns nicht unserer eigenen Unzulänglichkeit bewusst werden müssen. Und genau darin liegt die Crux!

Die Selbsterkenntnis

Zunächst einmal müssen wir überhaupt erkennen, dass wir etwas falsch gemacht haben. Dann müssen wir diesen Fehler annehmen und eingestehen. Und dann erst können wir uns diesen Fehler zunutze machen und aus ihm für die Zukunft lernen.

Scheitern als Chance

Dem Scheitern liegt dabei durchaus ein neuer Anfang inne. Scheitern kann – richtig interpretiert – eine Inspiration zu neuen Höhenflügen sein. In der Vergangenheit gibt es viele, auch prominente Beispiele von Menschen, die zunächst einen Misserfolg hinnehmen mussten, um dann richtig durchzustarten. Da wäre beispielsweise Thomas Alva Edison, der bis ins kleinste Detail wusste, warum seine Glühbirne nicht funktionierte, bis dann der „zigste“ Versuch den erhofften Erfolg brachte. Und auch Henry Heinz, der Erfinder des Heinz-Ketchup, ging mit seinem ersten Produkt (Meerrettich) bankrott, bevor er mit seinem Ketchup die Welt eroberte.

Aus Fehlern lernen

Im negativen Beigeschmack des Misserfolgs liegt offensichtlich eine lehrreiche Komponente. Untersuchungen des US-Sozialpsychologen Professor Roy Baumeister haben ergeben, dass Menschen nun einmal eher auf negative als auf positive Erfahrungen und Ereignisse reagieren – und zwar auf allen Ebenen: emo­tional, physisch und kognitiv. Die Aufmerksamkeit, die wir negativen Momenten schenken, sei höher – deshalb sei auch deren Verarbeitung und damit der Lernerfolg intensiver.

Damit wir allerdings wirklich aus unseren Fehlern lernen können, sollten einige Bedingungen erfüllt sein:

  • Unser Ego sollte uns nicht im Weg stehen! Nur weil wir einen Fehler gemacht haben, steht nicht unser gesamtes Sein auf dem Prüfstand. Tagtäglich machen wir so vieles richtig – da darf uns schon einmal ein Lapsus passieren.
  • Wir sollten Offenheit praktizieren! Für den Lernprozess ist es ungemein wichtig, dass wir über unser Scheitern sprechen (dürfen!). Schon in der Schule sollte eine offene Fehlerdiskussion selbstverständlich sein – und keine Häme hervorrufen. Aber auch wir Selbstständigen und Führungskräfte sollten erkennen, dass Fehler für die weitere Entwicklung unserer Fähigkeiten wichtig sein können.
  • Ein Fehler kann schnell zu einer Chance werden! Wenn dieses Missgeschick wichtige Informationen liefert, die zum Erfolg unseres Projekts beitragen, dann war das Scheitern sogar gut und richtig. Möglicherweise wären uns diese Informationen ohne den Fehler gar nicht zugänglich geworden.
  • Wir sollten uns keine Vorwürfe wegen des Scheiterns machen! Selbstkritik ist richtig und wichtig, aber wir sollten nicht darin verharren. Vielmehr sollte der Fehler uns inspirieren, über unsere Stärken nachzudenken und uns bewusst zu werden, dass wir durch das Scheitern gescheiter geworden sind. Jetzt können wir die Verantwortung für den Misserfolg übernehmen und auf dieser Basis weiterarbeiten.
  • Wichtig ist nun, positiv in die Zukunft zu schauen und aktiv zu werden! „Wenn ich doch …“ oder „Hätte ich bloß …“ helfen uns nicht weiter. Ergründen wir die Ursachen, die zum Scheitern geführt haben, und bauen wir auf diesem neu gewonnenen Wissen auf. Das Leben und auch der Erfolg sind nicht planbar. Es gibt immer Ungewissheit und das Unvorhersehbare. Angst vor Fehlern zu haben, lässt uns unschlüssig werden. Und damit trauen wir uns vielleicht nicht, die eine große Chance zu ergreifen, die sich gerade bietet.

Mental reifen

Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Scheitern ist keine Schande! In den USA ist man da schon lange ein bisschen weiter. Durch „Trial and Error“ sind im viel gelobten Silicon Valley Weltmarktführer entstanden. Aber hier in Deutschland haftet einem Scheitern noch immer ein gewisser Makel an, selbst wenn man danach einen großen Erfolg verbuchen kann. Sehr schade! Ich hoffe nur, dass die Anzahl derer, die im Angesicht eines Scheiterns hämisch lachen, stetig geringer wird. Denn eines ist klar – irgendwann scheitert jeder Mensch einmal, und dann sollte auch dem hämischen Lacher klar sein, dass sein Verhalten völlig unangemessen war.

Aufstehen, weitergehen!

Die gute Nachricht ist, dass es jeder von uns selbst in der Hand hat: Wollen wir nach einem Fehler den Kopf in den Sand stecken oder nach Kinderart hinter zugehaltenen Augen unsichtbar werden? Oder stehen wir nach dem Hinfallen wieder auf, schütteln den Staub ab, rücken unsere imaginäre Krone zurecht und gehen hocherhobenen Hauptes weiter?

Die Tatsache, dass wir aus unseren Fehlern lernen und dann doch noch erfolgreich werden können, hat auch einen positiven Nebeneffekt: Wir werden in den Augen unserer Mitmenschen „menschlicher“ und sozialer.

Und wenn wir uns nun ab sofort bei jedem Fehler selbst fragen, wozu wir ihn gemacht haben und wie er uns weiterbringen kann, dann hat das Scheitern seinen Schrecken verloren. Wie sagte doch Winston Churchill? „Erfolg ist die Fähigkeit, von Misserfolg zu Misserfolg zu schreiten, ohne die Begeisterung zu verlieren“ genau die Begeisterung, die uns letztendlich doch zum Erfolg führen wird!

Foto: Claudia Gesang
Claudia Gesang

Die Autorin ist gelernte Industriekauffrau, ausgebildete Kosmetikerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie schreibt, textet, korrigiert und recherchiert als freiberufliche Auftragsautorin im Kosmetik- und Wellness-Bereich und ist als Seminarleiterin und Fachreferentin tätig.

www.claudia-gesang-balance.de
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