Es braucht mehr als nur einen Obstkorb!

10.11.2023
Foto: Pixel-Shot/Shutterstock.com

Innovative Ansätze zur Ausbildung in der Kosmetikbranche – Als Geschäftsfrau steht man oft vor der kniffligen Frage, wie man das eigene Geschäft erfolgreich ausbauen kann. Eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen gilt dabei der Ausbildung junger Talente. Doch wie kann man geeignete Auszubildende für sich gewinnen und – was mindestens genauso wichtig ist – an das Unternehmen binden?

Artikel anhören

Bei der Suche und der Bindung 
von geeigneten Auszubildenden geht es nicht nur um die reine fachliche Ausbildung, sondern auch um ein anregendes und motivierendes Arbeitsumfeld, das junge Menschen fördert und sie langfristig ans Unternehmen bindet. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass eine erfolgreiche Bindungsstrategie individuell auf das Unternehmen, die Branche und die spezifische Zielgruppe der Auszubildenden abgestimmt sein muss.

Häufige Fallstricke

In der kosmetischen Ausbildung stoßen Lernende auf diverse Herausforderungen. Es ist erkennbar, dass Ausbildungsprogramme oftmals eine starke Fokussierung auf theoretisches Wissen und das separate Erlernen von Techniken aufweisen, während praxisrelevante Anwendungen und ein ganzheitliches Verständnis für das Berufsfeld möglicherweise zu kurz kommen. Dieser Mangel an praktischer Verknüpfung und Berufsverständnis kann zu Frustration und Demotivation unter den Auszubildenden führen.

Eine Erfolg versprechende Strategie liegt in einer ganzheitlichen Ausbildungsstrategie, die sich konsequent an den realen Anforderungen des Berufsalltags ausrichtet und die Auszubildenden schrittweise an die eigenständige Durchführung von Arbeiten heranführt. Hierbei spielen die genaue Analyse des individuellen Ausbildungsbedarfs, eine sorgfältige Planung und Umsetzung der Ausbildungsinhalte sowie eine kontinuierliche Betreuung und eine gesunde Feedbackkultur eine zentrale Rolle.

Zudem ist die Förderung sozialer Kompetenzen ein essenzieller Baustein innerhalb der Ausbildung, da die Auszubildenden in einen engen Kontakt mit Kunden treten. Hier sind Fähigkeiten wie Kommunikation, Konfliktbewältigung und allgemeine Umgangsformen nicht nur hilfreich, sondern unerlässlich. Diese Skills sind von immenser Bedeutung, da der Beruf oft direkte und persönliche Interaktionen mit den Kunden mit sich bringt, und dabei sowohl fachliche als auch zwischenmenschliche Fähigkeiten im Fokus stehen. Demnach sollte der Ausbildungsansatz explizit auch die Entwicklung dieser Soft-Fähigkeiten fördern, um die Auszubildenden in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen. In der Praxis werden Azubis oft eher für nachgeordnete Tätigkeiten wie Reinigungsarbeiten eingesetzt, statt sie mit essenziellen Aufgaben zu betrauen. Hilfreich wäre eine engere Einbindung in die betrieblichen Abläufe. Letztendlich ist die Kundenorientierung alles entscheidend, sowohl fachlich als auch zwischenmenschlich.

Um eine konstruktive Entwicklung der Auszubildenden zu begünstigen, sollten sie aktiv in den betrieblichen Alltag integriert und an wichtige Aufgaben herangeführt werden. Dazu kann eine begleitende Struktur beitragen, die das Fachwissen kontinuierlich und praxisnah vermittelt.Die Ausbilder können dabei unterstützen, den Spagat zwischen den verschiedenen Erwartungshaltungen zu bewältigen.

Einerseits muss die Kundenerwartung berücksichtigt werden, insbesondere die von Stammkunden, die eine individuelle Beratung und Bedienung erwarten. Demgegenüber stehen die täglich anfallenden Arbeiten sowie die Erwartungen der Branche und die der Kollegen.

So bildet sich eine stabile Grundlage für die Ausbildung im kosmetischen Bereich und die weitere persönliche Entwicklung der Auszu-
bildenden.

„Welche Werte tatsächlich gelebt werden, ist 
beim Recruiting und beim anschließenden Ver-
bleib im Institut und in der Branche wichtig.“

Die Bedeutung der Unternehmenskultur

Ein weiterer entscheidender Aspekt der Ausbildung und Bindung von Nachwuchs ist die Unternehmenskultur. Welche Kultur herrscht in der Kosmetikbranche und ganz individuell in dem jeweiligen Unternehmen? Welche Werte tatsächlich gelebt werden, ist beim Recruiting und beim anschließenden Verbleib im Institut und in der Branche wichtig. Dieses Fundament trägt und formt die Auszubildenden in ihrer beruflichen Identität.

Eine positive Unternehmenskultur, die Werte wie Teamgeist, Respekt und Leidenschaft für den Beruf vermittelt, kann ein starkes Bindungselement sein. Sie schafft ein Umfeld, in dem sich Auszubildende wohlfühlen, motiviert werden und sich mit dem Unternehmen identifizieren können. Ausbilder und Führungskräfte spielen hier eine Schlüsselrolle: Sie leben diese Kultur vor und tragen dafür Sorge, dass diese Werte auch in der täglichen Arbeit und in der Ausbildung vermittelt werden.

Nur so kann eine authentische Identifikation mit dem Unternehmen zu einer langfristigen Bindung von Auszubildenden führen.

Inhalte und Methoden

Die Auswahl der richtigen Ausbildungsinhalte und -methoden spielt eine entscheidende Rolle für den Ausbildungserfolg und damit die langfristige Mitarbeiterbindung. Gerade in der Kosmetikbranche, wo sowohl praktisches Geschick als auch ein breites Fachwissen gefragt sind, ist es wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis zu finden. Zudem sollte die Ausbildung so gestaltet sein, dass sie den Auszubildenden fordert, aber nicht überfordert. Dies bedarf einer individuellen Betreuung und Anpassung der Lerninhalte an die Fortschritte und Bedürfnisse des einzelnen Auszubildenden.

Auch der Einsatz von modernen Lernmethoden, die das selbstständige Arbeiten und Problemlösen fördern, kann hierbei hilfreich sein. Zudem sollte die Ausbildung immer auch einen Einblick in die betriebswirtschaftlichen Aspekte der Tätigkeit in einem Kosmetikinstitut bieten, um die Auszubildenden optimal auf ihre spätere professionelle Laufbahn vorzubereiten.

Die Ausbildungsstrategie

Eine effektive Ausbildungsstrategie ist mehr als nur ein Plan zur Vermittlung von Fachwissen, um eine Prüfung zu bestehen. Sie ist eine langfristige Ausrichtung, die sowohl die Bildungsbedürfnisse des Auszubildenden als auch die Geschäftsziele des Kosmetikunternehmens berücksichtigt. Dabei ist es wichtig, eine Balance zu finden zwischen den Lehrinhalten, die erforderlich sind, um den Auszubildenden die notwendigen Fähigkeiten für ihren Beruf beizubringen, und den Fähigkeiten, die benötigt werden, um den spezifischen Anforderungen und Standards des Unternehmens gerecht zu werden.

Perspektiven aufzeigen

Ebenso sollten Ausbildungsstrategien auch Elemente wie Karriereplanung und Weiterbildung beinhalten, um den Auszubildenden langfristige Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Eine solche auf die Zukunft ausgerichtete integrative Ausbildungsstrategie kann maßgeblich dazu beitragen, Auszubildende im Unternehmen zu binden und zu langfristig zufriedenen und loyalen Mitarbeitern zu formen.

Dabei ist es essenziell, dass die Ausbilder einen besonderen Fokus darauf legen, Kern-Softskills wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität effektiv an die Auszubildenden zu vermitteln und zu fördern. Empathie lehrt die Auszubildenden, die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden zu verstehen und in ihrer täglichen Arbeit zu berücksichtigen.

Mein Tipp
Tipps zur Bindung von Kosmetikauszubildenden:In der Kosmetikbranche gilt der Konsens, dass die Mitarbeiterbindung bereits vor der eigentlichen Anstellung beginnt und weit über das Ausbildungsende hinaus fortgesetzt wird. Um diese Bindung nachhaltig zu gestalten, muss ein umfassender Ansatz verfolgt werden, der verschiedene Aspekte abdeckt.

Fähigkeiten entwickeln

Die Entwicklung von Kommunikationsfähigkeiten ermöglicht es ihnen, sowohl intern als auch extern klar, respektvoll und effizient zu kommunizieren. Flexibilität wiederum befähigt sie, sich erfolgreich an eine sich ständig verändernde Arbeitsumgebung und Kundenanforderungen anzupassen. Indem diese Fähigkeiten integraler Bestandteil der Ausbildungsstrategie sind, bereitet man die Auszubildenden darauf vor, in ihrer zukünftigen Laufbahn proaktiv und kompetent zu agieren und das Unternehmen erfolgreich nach außen zu repräsentieren.

Dies beinhaltet einen Bewerbungsprozess, der die Besonderheiten der jüngeren Generation in Betracht zieht. So sollte der Kontakt zum zukünftigen Auszubildenden auch nach Unterschrift des Vertrags gehalten werden. Weiterhin folgen ein intensiver Einarbeitungsprozess, regelmäßige Gespräche zur Leis-
tungsbewertung und eine Unternehmenskultur, die Offenheit und Wertschätzung fördern.

Der vielleicht wichtigste Faktor, um eine erfolgreiche Bindung der Auszubildenden zu erreichen, ist jedoch eine qualitativ hochwertige Ausbildung, die ihnen hilft, ihre Fähigkeiten und Talente zu erkennen und zu fördern. Denn nur wenn die Auszubildenden das Gefühl haben, dass sie sich sowohl auf einer persönlichen als auch auf einer beruflichen Ebene weiterentwickeln können, bleiben sie einem Unternehmen auf lange Sicht treu.

Mein Fazit

Auszubildende als Zukunft im Kosmetikinstitut: Abschließend kann festgestellt werden, dass die Ausbildung in der Kosmetikbranche weit mehr ist als die bloße Vermittlung von Fachwissen. Als Schlüssel zur langfristigen Sicherung von Fachkräften ist sie ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmenserfolgs. Selbstständige Kosmetikerin-
nen sind gut beraten, in eine gezielte, hochwertige Ausbildung zu investieren und dabei auch den Aspekt der Nachwuchsförderung und Mitarbeiterbindung im Blick zu behalten. Denn Mitarbeiter, die während ihrer Ausbildung das Gefühl haben, wertgeschätzt zu werden und sich persönlich und beruflich weiterentwickeln zu können, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nach ihrer Ausbildung dem Beauty-Unternehmen treu bleiben und zu dessen Erfolg beitragen.

Foto: Simone Oßwald
Simone Oßwald


Die Autorin ist Trainerin, Beraterin und Coach in KMU tätig, von Einzelunternehmen bis zu mittelständischen Familienunternehmen. Heute ist sie als Erfinderin des 
Konzepts „Auszubildung“, die strategische Beraterin für ihre Kunden. www.auszubildung.info

Mehr zu diesem Thema

Nachwuchskräfte erfolgreich ausbilden

Artikel Nachwuchskräfte erfolgreich ausbilden – Gute Mitarbeiter zu finden ist schwierig? Nicht, wenn Sie sich Ihre Mitarbeiter selbst ausbilden! Nach einer gründlichen Einarbeitung werden Auszubildende schnell zu einer wertvollen Hilfe im Institut und bei einer Übernahme auch zu treuen Angestellten. Höchste Zeit also, sich mit der Ausbildung der nächsten Generation von Kosmetikerinnen zu befassen.

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr aus der Rubrik Unternehmensführung