3 Mythen in der Kosmetik: Aufgedeckt

07.11.2023
Fotos und Illustration: wavebreakmedia, Igisheva Maria/Shutterstock.com; Grandel

In dieser neuen Serie widmen wir uns verbreiteten Beauty-Mythen aus Ästhetik, 
Dermatologie und Kosmetik. Unsere Experten decken auf und erklären die Hintergründe.

Foto: Katharina Medjo
Katharina Medjo,

Betriebswirtin, Fachkosmetikerin, 
Visagistin, Make-up-Artist und ­Professional Trainer für die Marke „Phyris“ bei Grandel – The ­Beautyness Company, Augsburg, www.grandel.de

Fotos und Illustration: wavebreakmedia, Igisheva Maria/Shutterstock.com; Grandel
"Bei trockener Haut heißt es: Viel hilft viel."

Die Pflege trockener Haut erfordert ein hohes Maß an Engagement. Sie benötigt viel Aufmerksamkeit und Unterstützung, um ihre natürlichen Funktionen wiederherzustellen. Also stimmt der Mythos „Viel hilft viel?“ – Nein! Richtig ist: „Die richtige Pflege hilft viel.“ Um das Richtige zu finden, muss man ein paar Fakten kennen: Die trockene Haut reagiert sehr empfindlich auf äußere Faktoren, fühlt sich oft rau an, spannt, weist schuppige Hautstellen auf und neigt zu Rötungen und Irritationen. Auch Falten und feine Linien kommen bei einer trockenen Haut mehr zur Geltung. In erster Linie geht es also darum, die Barrierefunktion der Haut zu stärken und so den übermäßigen Feuchtigkeitsverlust zu vermindern. Die tägliche Pflege sollte daher drei wichtige Schritt enthalten: eine sanfte Reinigung, intensive Feuchtigkeitszufuhr und schützende Lipide. Die Pflegeprodukte sollten Feuchtigkeit spendend und nährend sein. Die richtigen Öle und Lipide unterstützen die Hautbarriere und gleichen die fehlende Kittsubstanz aus. Ideal sind dafür träge Öle und Wachse wie zum Beispiel Jojobaöl oder Mandelöl, die zusätzlich mit Ceramiden (Sphingolipide) die Hautbarriere stärken. So kann die Feuchtigkeit in der Haut gespeichert und auch zugefügte Feuchtigkeit besser gehalten werden. Reine Feuchtigkeitsprodukte ohne Lipide sollten nur als Wirkstoffkonzentrat unter einer passenden Creme verwendet werden, nur so können sie trockener Haut nützen. Als Wirkstoffkonzentrate sind bei trockener Haut jedoch Öle zu bevorzugen. Die Qualität der Lipide und Wirkstoffe, deren Zusammenspiel in der Textur und die regelmäßige Anwendung über mindestens vier Wochen sind entscheidend. Trockene Haut braucht wenige, aber dafür reichhaltige Pflegeprodukte.

Foto: Rabea Logan
Rabea Logan,

Director Education & Training DACH bei Babor, Aachen, www.babor.com

Fotos: lev.studio, ViDI Studio/Shutterstock.com; Babor, CNC cosmetic
"Eine Creme reicht für alle Jahreszeiten."

Die Haut ist einer Vielzahl von Umweltfaktoren ausgesetzt, die sich mit den Jahreszeiten ändern. Diese Veränderungen beeinflussen den Feuchtigkeitsgehalt, die Textur und den Zustand der Haut. Eine einzige Creme kann nicht alle saisonalen Anforderungen erfüllen. Daher ist es wichtig, unsere Pflegeroutine entsprechend anzupassen. Während der Wintermonate wird die Haut häufig trockener und rauer. Eine reichhaltige, feuchtigkeitsspendende Creme mit Inhaltsstoffen wie zum Beispiel Hyaluronsäure und pflegenden Ölen ist in dieser Zeit besonders wichtig, um die Haut vor dem Austrocknen zu schützen und sie geschmeidig zu halten. Eine solche Creme bildet eine Schutzbarriere gegen die Kälte und hilft, den natürlichen Feuchtigkeitsgehalt der Haut zu bewahren. Im Sommer ist der Sonnenschutz ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der Hautpflege. Eine Creme mit einem angemessenen LSF schützt die Haut vor schädlicher UV-Strahlung und vorzeitiger Hautalterung. Ein leichtes Produkt mit beruhigenden Inhaltsstoffen kann zudem bei Sonnenbrand oder Hautirritationen im Sommer hilfreich sein.

Bestimmte Hautprobleme können das ganze Jahr über auftreten oder sich saisonal verschlimmern. Unreinheiten können durch feuchte Bedingungen im Sommer begünstigt werden. Eine 
spezielle antibakterielle Creme oder ein Gel-Creme kann hier gezielt Abhilfe schaffen. Im Winter ist eine reichhaltige Creme mit Anti-Aging-Wirkstoffen sinnvoll, um die Haut mit Nährstoffen 
zu versorgen und die Elastizität zu erhalten. Im Sommer kann eine leichtere Textur bevorzugt werden, um ein gutes Hautgefühl zu haben.

Foto: Nadine Hensel
Nadine Hensel,

Schulungsleitung bei CNC 
cosmetic, Philippsburg,

www.cnc-cosmetic.de

Fotos: lev.studio, ViDI Studio/Shutterstock.com; Babor, CNC cosmetic
"Eine Frau mit fettiger Haut ­sollte keine Creme verwenden."

Aufgrund der überschüssigen Talgproduktion bei fettiger Haut ist es ein verbreiteter Mythos, dass dieser Hauttyp nur mit einem hydrophilen Serum auskommt. Unsere Haut verliert täglich auf natürliche Weise, wie durch Schwitzen und Verdunstung, wertvolle Feuchtigkeit, die wiederum essenziell zur Stabilisierung des Hydrolipidfilms ist. Dieser sorgt dafür, dass die Haut Feuchtigkeit speichern kann. Wenn die epidermale Barriere beschädigt ist und die Haut durch äußere Einflüsse angegriffen wird, werden zudem die Talgdrüsen angeregt, mehr Talg zu produzieren.

Die Schutzfunktion der Haut hängt also von einer intakten Hautbarriere ab, die aus dem Hydrolipidfilm und der Hornschicht besteht. Für die fettige Haut ist vor allem eine Pflege in Form einer Öl-in-Wasser-Emulsion mit Emollienzien wie zum Beispiel Ceramiden, Sphingolipiden und Squalanen geeignet, die den Lipiden nachempfunden sind, die den interzellulären Zement in der Epidermis bilden. So kann der Transepidermale Wasserverlust reguliert und die Talgproduktion wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

Auch wenn das Hauptziel die Erhaltung der Barrierefunktion ist, sollte die Pflege entzündungshemmende und antibakterielle Wirkstoffe enthalten, denn fettige Haut neigt dazu, Bakterien eine ideale Vermehrungsgrundlage zu bieten.

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