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10.05.2019
Foto: DR-PSD/Shutterstock.com

Meistens fängt es schon bei der Neuanlage an: Denn hierbei sollten Sie die Oberfläche des Naturnagels nicht zu stark befeilen, sondern nur an- mattieren. Besonders vorsichtig müssen Sie auch beim Entfernen der Nagelhaut sein, da der junge Nagel in diesem Bereich noch weich und empfindlich ist. Gerade bei der maschinellen Entfernung mit dem Fräser, wenn Sie beispielsweise zu viel Druck ausüben, einen zu scharfen Bit verwenden oder zu viel feilen, kommt es in diesem Bereich des Nagels sehr häufig zu den sogenannten Feuerrändern. Diese stellen eine dauerhafte Schädigung der Nagelplatte dar, die so lange bleibt, bis der Nagel Ihrer Kundin einmal komplett herausgewachsen ist.

Dasselbe gilt auch für jeden weiteren Auffülltermin. Hierbei tragen Sie nur so viel Altmaterial ab, wie für das neue Design notwendig ist. Idealerweise bleibt immer eine dünne Schicht auf dem Nagel. Dadurch vermeiden Sie, dass die darunter liegende Nagelplatte immer wieder befeilt und geschädigt wird. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass das Material noch sauber anhaftet. Eventuelle Liftings oder abgelöste Stellen müssen Sie selbstverständlich vorsichtig und möglichst ohne den Naturnagel zu befeilen abtragen. Im Bereich des nachgewachsenen Naturnagels entfernen Sie wie bei der Neuanlage vorsichtig die Nagelhaut und mattieren die Oberfläche nur ganz leicht an. Wenn Sie diese Vorgehensweise gewissenhaft ausführen, entstehen keinerlei Beschädigungen des Naturnagels.

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Unnötige Belastungen

Leider bekomme ich immer wieder mit, dass es in manchen Studios wohl Praxis ist, den Kunden bei jedem 3. oder 4. Termin eine Neuanlage zu machen. Da hierfür erst alles Altmaterial entfernt werden muss, ist dies eine unnötige Belastung für die Naturnagelplatte und in meinen Augen ein rein wirtschaftlicher Aspekt der Gewinnoptimierung im Studio. Nehmen wir mal an, Ihre Kundin hat eine durchschnittliche Nagelbettlänge von 12 Millimeter, und gehen wir von einem durchschnittlichen Wachstum von 1 Millimeter pro Woche aus, dann bedeutet dies, dass die Nagelplatte mindestens dreimal manuell bearbeitet wird, bis der Nagel einmal komplett durchgewachsen ist. Da die natürliche Nagelplatte nicht sehr dick ist und diese nun dreimal befeilt wird, ist es vorprogrammiert, dass diese dann am Ende sehr dünn ist. Solange Ihre Kundin weiterhin ihre Modellage trägt, hat sie dadurch in der Regel keine Beeinträchtigung. Möchte Ihre Kundin aber irgendwann keine Modellage mehr tragen, hat sie mit der dünnen Nagelplatte mindestens 12 Wochen ein Problem. Ebenso lange, bis der Naturnagel einmal komplett ohne weitere neue Beschädigungen gesund nachgewachsen ist.

Damit Ihre Kundin beim Verlassen des Studios „noch“ zufrieden ist, lassen viele Nageldesigner beim Entfernen eine dünne Schicht Altmaterial auf dem Nagel. Dadurch hat Ihre Kundin das Gefühl, die Nägel seien doch noch recht stabil. ABER: Ihre Kundin wird nicht lange glücklich bleiben. Denn, wie wir schon in der Basisausbildung lernen, wird eine so dünne Schicht aus normalem Modellagematerial, egal, ob Gel oder Acryl, ohne die Aspekte der richtigen Statik nicht halten. Wenn dem so wäre, könnten wir ja immer so arbeiten. Schon beim ersten Stoß oder bei der ersten stärkeren Belastung wird das Material brechen und splittern. Nun bleiben Ihrer Kundin nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie zupft sich die Bruchstücke vom Nagel ab, wobei sie sich auch Teile der Nagelplatte mit abreißt, oder sie feilt sie ab. Beides schädigt den Nagel nun nur noch mehr. Ich hatte schon so manche Kundin, die mit genau diesem Problem hilfesuchend zu mir ins Studio kam.

Schritt für Schritt

Bei der Rückführung zum Naturnagel muss der Nageldesigner vor allem zwei Dinge einplanen: Zeit und Geduld. Ich plane zum Beispiel mindestens 45 Minuten dafür ein. Zuerst entferne ich den Großteil des Materials mit einem Fräserbit und kürze die Nägel. Das Einkürzen der Nägel ist wichtig, damit Ihre Kundin anschließend nicht mit eingerissenen Nägeln zu kämpfen hat. Denn die meisten Kunden kommen ja zu uns, weil ihre Naturnägel nicht lang werden und immer wieder einreißen oder brechen. Was vor der Modellage nicht gehalten hat, kann auch danach nicht halten. Denn die Naturnägel sind jetzt ja nur so lang, weil sie durch das Material verstärkt wurden. Dies ist der einfachste und schnellste Arbeitsschritt. Bei Gel verwende ich anschließend ein Mandrell für den Fräser mit einer Sandblattschleifkappe. Hierbei verwenden Sie bitte nur eine feine Körnung von mindestens 180 Grit, besser 240 Grit. Das Gleiche gilt auch für das manuelle Feilen mit der Hand. Auch hier greifen Sie bitte nur zu einer hohen Gritzahl bei der Feile. Da wir nur noch eine ganz dünne Schicht auf dem Nagel haben, ist dies vollkommen ausreichend. 150-, 120-, 100-, oder gar 80-GritFeilen würden nur tiefe Feilspuren im Nagel verursachen. Damit entfernen Sie nun sehr vorsichtig und ohne Druck das restliche Material. Mit dem Schleifkappenaufsatz ist es wesentlich einfacher, punktuell auch ganz kleine Reste zu entfernen, ohne den daneben frei liegenden Naturnagel mit zu befeilen. Wichtig ist nur, dass Sie in einem niedrgen Drehzahlbreich und ebenfalls ohne Druck arbeiten.

Das Acryl wird durch ein schonendes Ablösen entfernt, indem Sie die Nägel Ihrer Kundin für circa 5 bis 10 Minuten in eine kleine Schale mit Aceton oder Remover tauchen. Dadurch löst sich das Material und es wird weich, sodass Sie es mit einem Rosenholzstäbchen nur noch vorsichtig vom Nagel abzunehmen brauchen. Bis das Altmaterial komplett weg ist, bearbeiten Sie den herausgewachsenen Teil des Naturnagels und die Nagelhaut in keiner Weise. Erst wenn Sie das ganze Modellagematerial vorsichtig entfernt haben, bekommt Ihre Kundin eine ganz normale Maniküre, bei der die Nägel auch ordentlich aufpoliert werden.

Wenn Ihre Kunden immer davon sprechen, dass die Nägel zuvor „nicht so weich“ waren, liegt dies an zwei Dingen, was ich auch versuche, meinen Kunden zu erklären. Zum einen ist man es nach einer gewissen Tragezeit von Kunstnägeln nicht mehr gewohnt, dass sich der Nagel überhaupt verbiegen lässt, wodurch die bis jetzt nicht mehr beanspruchten Empfindungsnerven auch zuerst sehr empfindlich auf Bewegung reagieren. Und zum anderen ist der Naturnagel die ersten Tage tatsächlich noch etwas weicher, da der Feuchtigkeitsanteil durch die Abdeckung mit Modellagematerial noch erhöht ist und dieser sich erst durch Abtrocknen regulieren muss. Selbstverständlich gehe ich hierbei von einem unbeschädigten Naturnagel aus.

Sollte der Naturnagel durch zu starkes Befeilen allerdings geschädigt sein, wird Ihre Kundin, wie bereits erwähnt, mehrere Wochen damit zu kämpfen haben. Es ist also auch im Sinne des Nageldesigners, dies zu vermeiden, denn auch wenn diese eine Kundin weggefallen, ist wird sie ihre negative Erfahrung mit anderen teilen, was wiederum potenzielle Neukunden abschrecken könnte.

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TippIch rate meine Kunden immer dazu, in den ersten Tagen danach möglichst keinen Nagellack auf die Nägel aufzutragen damit die Nagelplatte richtig abtrocknen kann und dadurch schneller wieder durchhärtet.

Silvia Skrla führt seit 2008 erfolgreich das Studio „Dream-Nails“. Ihr Schwerpunkt liegt in der Pinselmalerei; darüber hinaus bietet sie ein umfangreiches Repertoire, das sie stetig erweitert. 2014 errang sie den 1. Platz bei der German NailArt Trophy.
www.dream-nails-online.de

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