Chloronychie - Grüner-Nagel-Syndrom

13.07.2021
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Schöne rosa Fingernägel sind ein absolutes Zeichen für Gesundheit und Attraktivität. Dabei sind verfärbte Nägel ein häufiges Problem. Eine leichte Verfärbung ins Gelbliche ist noch unauffällig. Ist der Nagel allerdings komplett gelb, grün oder gar schwarz verfärbt, lässt sich dies kaum verstecken.

Die Ursache für Verfärbungen beziehungsweise Erkrankungen der Nägel muss nicht immer ein Pilz sein. Bei gesunden Nägeln sind Infektionen sowohl mit Bakterien als auch mit Pilzen fast nicht möglich.

Der gesunde Nagel enthält antimikrobielle Peptide, die Infektionen mit Bakterien verhindern. Nagelerkrankungen beziehungsweise -verfärbungen können verschiedene Ursachen haben: Die häufigsten äußeren Ursachen sind Verletzungen der Nägel und der Nagelhaut. Weitere äußere Ursachen für Nagelerkrankungen und -verfärbungen entstehen durch Kontakt mit Reizstoffen wie Desinfektionsmitteln, Nagellackentferner oder Spülmitteln. Innere Ursachen für Nagelerkrankungen und -verfärbungen können Erkrankungen, Nährstoffmangel oder die Einnahme von Medikamenten sein.

Grüner-Nagel-Syndrom

Eine wenig bekannte Verfärbung der Nägel ist die Chloronychie, auch Grüner Nagel-Syndrom genannt. Es handelt sich dabei meist um eine bakterielle Infektion mit dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa und in seltenen Fällen mit dem Bakterium Staphylococcus aureus oder mit Streptokokken.

Die Erkrankung

Viel häufiger als die Fußnägel sind die Fingernägel betroffen, und hier am häufigsten die Daumen beziehungsweise Großzehennägel. Erkranken können alle Altersgruppen, jedoch tritt die bakterielle Infektion eher bei älteren Menschen auf, ähnlich wie bei einer Nagelpilzerkrankung. Eine bakterielle Infektion der Nägel lässt sich nicht immer sicher sofort von einer Pilzinfektion unterscheiden. Die genaue Art der Infektion kann nur ein Arzt durch Anlegen von speziellen Bakterienkulturen feststellen.

Die Chloronychie tritt oft bei Menschen auf, die entweder an einer Onycholyse oder einer chronischen Paronychie leiden. Bei einer Onycholyse kann es zur teilweisen oder kompletten Ablösung der Nägel vom Nagelbett kommen. Eine chronische Paronychie ist eine wiederkehrende oder dauerhafte Entzündung der

Nagelfalte, die fast ausschließlich an den Fingernägeln auftritt. Sie kommt häufig bei Personen vor, deren Hände ständig nass sind, oder die ein schwaches Immunsystem haben. Der Eintritt von Bakterien bei ständiger Nässe minerfolgt

über den freien Nagelrand unter den distalen Rand. Die Art der Schädigung der Nägel in Form einer Onycholyse durch eine Dermatose, eine chemische oder eine mechanische Schädigung ist für das Eindringen der Bakterien ohne Belang.

Ursprung

Wie zeigt sich eine Chloronychie? Die Nagelplatte wird stumpf und treibt auf, wobei Schmerzen oder andere subjektive Beschwerden wie Juckreiz oft fehlen. Das herausragende Merkmal, was auch namensgebend ist, ist die grünliche Verfärbung der Nägel. Viele Bakterien bilden Farbstoffe, wodurch der Nagel grün oder blau erscheinen kann. Der häufigste Erreger einer Chloronychie Pseudomonas aeruginosa färbt die Nägel grün. Er erzeugt die fluoreszierenden

Farbstoffe Pyoverdin und Pyocyanin, die für die grünliche Verfärbung verantwortlich sind.

Behandlung

Wie sieht nun eine Therapie beim Grüner-Nagel-Syndrom aus? Die Behandlung sollte nur äußerlich, also topisch, erfolgen. Die Einnahme von Medikamenten ist in den allermeisten Fällen nutzlos, wenn nicht gleichzeitig noch eine Nagelpilzinfektion besteht.

Orale Behandlungen haben sehr oft starke Nebenwirkungen, sodass bei einer diagnostizierten Chloronychie darauf verzichtet werden sollte. Im Vordergrund einer Behandlung steht neben der Behandlung der Symptome auch die Beseitigung der Risikofaktoren. Natürlich ist dies bei bestimmten Berufen oder Durchführung von bestimmten Tätigkeiten sehr schwierig, sodass hier versucht werden muss, mit Hilfsmitteln die Risikofaktoren zu minimieren.

Bei häufigem Spülen, also Tätigkeiten mit viel Nässe, sollte auf ein konsequentes Tragen zum Beispiel von baumwollausgekleideten Handschuhen geachtet werden. Zeitgleich sollte die Behandlung beginnen. Der veränderte beziehungsweise kranke Teil der Nagelplatte sollte vorsichtig, also atraumatisch, entfernt werden. Als zusätzliche Unterstützung sollte das Nagelbett morgens und abendsmit einer zweiprozentigen Natriumhypochlorit-Lösung gewaschen oder vorsichtig gebürstet

werden. Die Wirkstoffe, die für eine äußerliche Anwendung eingesetzt werden können, sollten entweder antiseptisch sein wie Octenidin oder antibiotisch, als Beispiel ist hier Nadifloxacin oder Gentamicin zu nennen. Die Behandlungsdauer beträgt mindestens sechs Wochen, liegt aber eher meistens bei drei Monaten, bis die grünliche Färbung komplett verschwunden ist, je nach Ausprägung.

Erfolge

Die Behandlungserfolge für die Chloronychie sind sehr unterschiedlich beschrieben. Es gibt dokumentierte Fälle, in denen die Behandlung mit den angegebenen Wirkstoffen sehr gut funktioniert hat und eine vollständige

Heilung innerhalb der angegebenen Zeit stattgefunden hat. Einige Patienten haben aber auch überhaupt nicht auf eine Behandlung angesprochen, auch nicht bei der oralen Gabe von Antibiotika. Bei ihnen musste letztendlich der Nagel aufwendig entfernt werden. Also achten Sie immer auf kleine Nagelveränderungen, damit rechtzeitig gehandelt werden kann.

Dr. Ramona Tröbs - Die Dipl.-Naturwissenschaftlerin mit Promotion und ist bei der Gustav Baehr GmbH zuständig für Regulatory Affairs & Quality Management.

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