Fehler bei der Nagelhautpflege - Entzündet!

19.11.2021
Foto: Avelina/Shutterstock.cpm

Unsere Hände und Nägel sind Tag für Tag im Einsatz, doch das hinterlässt seine ­Spuren. Die falsche oder gar vernachlässigte Pflege der Nagelhaut führt oftmals zu Einrissen, die schnell zu Entzündungen führen können. Sie sehen nicht nur unschön aus, sondern bereiten auch große Schmerzen und erhöhen das Risiko einer Infektion.

Der menschliche Nagel besteht grob aus der Nagelplatte, der Nagelmatrix, dem Hyponychium (dem unverhornten Plattenepithel unter der Nagelplatte) sowie der Nagelhaut und dem Nagelhäutchen. Im Gegensatz zu den seitlichen Nagelwällen befindet sich das Nagelhäutchen, auch Eponychium genannt, am proximalen Nagelwall. Es versiegelt die sogenannte Nageltasche und liegt dem Nagelrücken wie eine feine dichte Lippe auf. So schützt es den nachwachsenden Nagel vor Verletzungen und schädlichen Einflüssen sowie vor dem Eindringen von pathologischen Keimen wie Viren, Pilzen und Bakterien.

Schützende Nagelhaut

Die Nagelhaut oder Cuticula hingegen besteht aus abgestorbenen, keratinisierten Epithelzellen. Sie bedeckt die proximale Nagelplatte im Bereich der Lunula (Halbmondkreis oberhalb des Nagels).

Sie geht proximal in das Eponychium über und ist an den Seiten mit dem Nagelwall, dem Perionychium, verbunden. Die Nagelhaut schützt die Nägel und sorgt ebenso wie das Eponychium dafür, dass pathologische Keime und Fremdstoffe keine Chance haben, das empfindliche Nagelbett zu schädigen.

Da wir unsere Hände Tag täglich beanspruchen, kann das Spuren hinterlassen. Insbesondere die Nagelhaut ist sehr empfindlich und muss daher gut gepflegt werden. Zu einer Maniküre gehört deshalb sowohl die Pflege als auch das adäquate Entfernen der Cuticula. Wird die Nagelhaut jedoch unsachgemäß entfernt, kann dies zu Entzündungen und schlimmstenfalls zur Schädigung der Nagelmatrix führen.

Schädliche Einwirkungen

Durch intensiven Gebrauch von Putz- und Reinigungsmitteln sowie durch trockene Heizungsluft in Kombination mit Kälte wird unserer Haut und somit auch der Nagelhaut Feuchtigkeit entzogen. Auch intensives Händewaschen, das bedingt durch die Covid-19-Pandemie zur täglichen Routine geworden ist, trocknet die Haut aus und fördert laut der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) das Risiko für Handekzeme.

Die Folge ist eine sichtbar poröse und rissige Nagelhaut. Gehen die Risse tiefer, kann es unter anderem zu einer Nagelpilzerkrankung kommen. Bei der sogenannten proximalen subungualen Onychomykose (PSO) erfolgt die Infektion über die Cuticula und greift auf das Nagelhäutchen (Eponychium) über. Von der Nagelmatrix aus dringen die Pilze in die Nagelplatte ein und breiten sich von proximal nach distal aus. Es kommt zur Zerstörung des gesamten Nagels.

Ferner kann es durch Reißen oder Schneiden der Nagelhaut zu einer Schädigung des Nagelwalls kommen. Die Folge kann eine Myze­tische Paronychie sein, der eine Infektion mit Candida-Arten, insbesondere Candida albicans, zugrunde liegt. Der Nagel färbt sich gelbbraun.

Treten Bakterien nach unsachgemäßer Behandlung der Nagelhaut ein, kann es zu einer Paronychie kommen, einer Entzündung des Nagelwalls.

Fatale Folgen

Beim Entfernen der Nagelhaut gilt grundsätzlich: Finger weg von der Nagelschere.

Sicher ist es verlockend, mal eben schnell die Nagelhaut mit der Schere zu entfernen, jedoch ist das Verletzungsrisiko besonders groß. Es kann schnell zu einem Einreißen der Nagelhaut kommen, was nicht nur schmerzhaft ist, sondern dann eine Eintrittspforte für pathogene Keime bietet und eine Infektion zur Folge haben kann.

Ebenso sollte dringend davon abgeraten werden, an der Nagelhaut mit den Fingernägeln zu reißen oder zu pulen sowie die Nagelhaut abzukauen. Auch hier kommt es zu Schäden der Nagelhaut sowie des umliegenden Nagelgewebes, sodass es sekundär zu Infektionen kommen kann. Zudem sieht eine so unsachgemäß entfernte Nagelhaut in der Regel ungepflegt aus.

Richtig entfernen

Um die Nagelhaut richtig zu entfernen, sollten Sie die Hände/ Füße zunächst einweichen. So wird sie weicher und lässt sich im Anschluss besser bearbeiten. Als Badzusätze eigenen sich vor allem natürliche Öle wie Oliven- oder Jojobaöl, die die Nagelhaut geschmeidig machen, sodass sie leichter entfernt werden kann. Im Anschluss können Sie die Nagelhaut mit der Nagelhautzange beziehungsweise Nagelhautschere entfernen.

Feine Nagelhaut können Sie auch mit einem klassischen Rosenholzstäbchen zurückschieben. Um die Haut nach der Behandlung abzuschließen, eignen sich Öle wie Soja-, Avocado- und Kokosöl, da sie in Studien eine ähnlich okklusive Wirkung wie Paraffinöl gezeigt haben. Sie eignen sich auch bei der Pflege besonders beanspruchter Hände und Füße oder bei trockener Haut im Winter. Es ist jedoch nicht sinnvoll, sich die Hände (oder auch Füße) mit reinem Fett einzureiben, da erst die Kombination aus reinen Ölen und rückfeuchtenden Substanzen eine effektive Pflege bietet. Tolle Wirkstoffe für den gesamten Nagel sind Dexpanthenol, Ceramide oder auch Urea.

Sollte es doch einmal zu einer Infektion kommen, sollten Sie dies ad hoc behandeln, damit es nicht zu einer nachhaltigen Schädigung kommt. Eine akute Paronychie wird in der Regel mit einem oral einzunehmenden Antibiotikum wie Dicloxacillin, Cephalexin oder Clindamycin behandelt. Ferner eigenen sich warme Bäder zur Verbesserung der Durchblutung. Pilzerkrankungen werden entsprechend mit topischen Antimykotika behandelt.

Dr. phil. Meike Streker - Die Kosmetikwissenschaftlerin ist Expertin für evidenzbasierte Kosmetik und besitzt umfassende Erfahrung im Bereich kosmetische und ­klinische Forschung.

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