Schutz vor Pollu-Aging

15.08.2019
Foto: BLACKDAY/Shutterstock.com

Die Luft wird immer schlechter in den Städten. Deshalb spricht man mittlerweile nicht mehr nur vom Anti-Aging, sondern auch Anti-Pollu-Aging. Das bedeutet, die Haut vor den schlechten Umwelteinflüssen zu schützen und ihre Barrierefunktion zu stärken. Wie das geht, lesen Sie hier.

Mehrere Wissenschaftler haben in jüngster Zeit festgestellt, dass Luftverschmutzung signifikant zu Falten und Pigmentflecken beiträgt, was auch als „Pollu-Aging“ bezeichnet wird. In China wurde z.B. 2015 die Zunahme von 20 Mikrogramm/m³ PM10 in der Luft (das sind Partikel mit einem Durchmesser von 10 Mikrometer, also 0,01 mm) mit 16 % zusätzlicher Pigmentstörung an den Wangen in Beziehung gesetzt.1 Professor Jean Krutmann, Leiter des Düsseldorfer Leibniz-Instituts für umweltmedizinische Forschung (IUF) gelang es bereits 2010, an 400 Testpersonen aus dem Ruhrgebiet, den durch Umweltschmutz verursachten oxidativen Stress auf der Haut mit Bildung von Pigmentflecken zu korrelieren.2

Vermutlich bilden diese Schmutzpartikel zusammen mit UV-Strahlung katalytisch Radikale, das sind hochaggressive Moleküle, die dann punktförmig die Melanin-Synthese auslösen. Besser also, man verhindert solche Pigmentstörungen von vornherein, z. B. mit kosmetischen Mitteln. Um Pollu-Aging, verursacht durch Luftverschmutzung, zu vermeiden, kann man zwar aufs Land ziehen, aber diese Option lässt sich nicht immer realisieren.

1. Maßnahme: Hautreinigung

Es gilt, die Haut sauber, glatt und wehrhaft gegen Pollu-Aging zu machen. Und in dieser Reihenfolge gehen Sie vor:

Der erste Schritt ist natürlich die gründliche Hautreinigung. Dabei sollte man auf keinen Fall Seife verwenden, denn sie schädigt aufgrund des hohen alkalischen pHs (pH 8–10) die Hautflora (heute als „Mikrobiom“ in aller Munde, siehe auch Seite 24) Eine gesunde Hautflora ist ein wichtiger Hilfsfaktor, um Hautfeinde abzuwehren. Alles, was die hauteigene Flora stört, begünstigt gleichzeitig die Ausbreitung von schädlichen Keimen der Hautoberfläche. Reinigungsprodukte mit pH-Werten leicht unter 5 unterstützen das Mikrobiom der Haut am besten, aber die meisten Duschgele und Syndets haben pH 5,5, was auch noch O.K. ist.

2. Maßnahme: Hautschutz

Jetzt ist die Haut sauber, aber durch die Reinigungssubstanzen ist die Lipidbarriere der Hornschicht auch sehr porös, und dadurch sehr aufnahmefähig für neue Schmutzpartikel. Sie sollte also sofort mit einer schmutzabweisenden undurchdringlichen Schicht ausgestattet werden, möglichst ohne Paraffine oder Silikone. Stattdessen empfiehlt es sich, auf Produkte nach „dermotropen“ Prinzipien zurückzugreifen. Also Cremegrundlagen, die der Hautstruktur nachgebildet sind, und weder Emulgatoren, noch klassische Konservierungsmittel enthalten, denn es gilt, die Lipidbarriere der Haut möglichst stark zu machen und nicht noch zusätzlich zu schwächen. Und natürlich sollte diese Creme auch Filter zur Abwehr des UV-Lichts enthalten. Denn letzten Endes sind die störenden Pigmentflecken, über die wir hier reden, Melaninprodukte, die nur unter dem Einfluss von UV-Licht gebildet werden.

Eine kosmetische Creme mit gutem UV-Schutz ist demnach unverzichtbar, denn es ist besser, einen Schaden zu verhindern, als ihn zu reparieren (s.u.). Radikalfänger unterstützen die UV-Filterfunktion, und wir bevorzugen solche, die die UV-Filter umhüllen und mit ihnen eine Art Symbiose bilden, so dass beide stärker wirken.

3. Maßnahme: Hautaufhellung

Wenn wir noch mehr tun wollen als mit gutem UV-Schutz Prophylaxe zu betreiben, können wir den komplexen Bildungsmechanismus der Melanin-Synthese stören und sogar versuchen, ihn reversibel zu gestalten, Stichwort „Hautaufhellung“. Früher war das Mittel der Wahl das Hydrochinon, aber dessen Einsatz ist wegen starker Nebenwirkungen in der Kosmetik nicht mehr erlaubt. Stattdessen gibt es heute zahlreiche Alternativen.

Es gilt, den komplexen Melaninbildungsprozess an verschiedenen Stellen gleichzeitig zu blockieren, um damit die Erfolgsaussichten insgesamt zu erhöhen. Das beginnt bei epigenetischen Maßnahmen, die auf die Ablesung der Melaningene zielen, dann sog. Tyrosinase-Blockern, gefolgt von Substanzen, die die Freisetzung des Melanins aus den Melanozyten verhindern und letztlich Wirkstoffen, die den Transport der fertigen Melanosome zu den Keratinozyten unterbinden.

Gutes Vehikel nötig

Das Ganze steht und fällt natürlich mit einem guten Vehikel, denn die genannten Substanzen müssen ja bis in die unterste Epidermisschicht vordringen. Wie gesagt, so eine gezielte Störung der Melaninsynthese ist einer UV-Bestrahlung nachgelagert und gelingt nur mit Geduld. Es braucht mehrere Wochen bis erste leichte Aufhellungen sichtbar sind. Für Ungeduldige verfügen kosmetische und dermatologische Institute natürlich über schnellere Ad-hoc-Maßnahmen wie z.B. IPL oder Laser (siehe Fotos links).

Miniglossar

  • korrelieren: in Beziehung setzen
  • katalytisch: beschleunigend
  • Syndets: synthetische waschaktive Substanzen
  • dermotrop: die Haut positiv beeinflussend, ihre Funktionen unterstützend

Dr. Eckart Voss, Chemiker - Geschäftsführer, EVBC GmbH Dr. E. Voss Professional Care, Köln

www.dr-evoss.com

Literatur:

1 Jean Krutmann et al.: Airborne Particle Exposure and Extrinsic Skin Aging. JID, Volume 130, Issue 12, Pages 2719–2726.

2 Nakamura M. et al.: Environment-Induced Lentigines: Formation of Solar Lentigines Beyond Ultraviolet Radiation. Exp Dermatol. 2015, 24:407–11.

Mehr zu den Themen:

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr aus der Rubrik Dermokosmetik