Diese Wirkstoffe helfen bei Akne und unreiner Haut

06.07.2020
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Diese Wirkstoffe helfen bei Akne und unreiner Haut

Der medizinisch-kosmetischen Behandlung mit Dermokosmetika kommt eine immer größere Bedeutung zu. Diese Übersicht zeigt die evidenzbasierten medikosmetischen Wirkstoffe, die die unterschiedlichen Problemstellungen und Ursachen der Akne berücksichtigen.

Evidenzbasierte Wirkstoffe für die unreine Aknehaut lassen sich nach den vier Säulen der Akne-Pathogenese einteilen, wenngleich einige Wirkstoffe auch auf mehreren Ebenen Wirkungen erzielen:
| Keratolytika
| Sebostatika
| Entzündungshemmer
| Barrierestärker/Mikroflora-aktive Stoffe

Salizylsäure

Die Beta-Hydroxysäure (BHA) Salizylsäure (INCI: SALICYLIC ACID) ist ein keratolytischer/keratoplastischer und entzündungshemmender Wirkstoff, der sowohl in Reinigungs- und Pflegeprodukten als auch in Chemical Peelings verwendet wird. Die Säure löst die intrazellulären Verbindungen und wird daher vorrangig zur Entfernung von Follikelverstopfungen und Hyperkeratosen verwendet und führt somit zu einer Reduktion der Komedonen. Darüber hinaus erleichtert Salizylsäure die Auflösung von postinflammatorischen Hyperpigmentierungen. Bei der Heimpflege unterliegt BHA den Regularien der EU-KVO und wird mit maximal zwei beziehungsweise drei Prozent verarbeitet. Dadurch bietet es einen keratoplastischen und leicht antibakteriellen Effekt. In Chemical Peelings wirkt BHA keratolytisch und kann durch seinen lipophilen Charakter tief in die Follikel penetrieren. In hohen Konzentrationen führt Salizylsäure zu einer deutlichen Schälung der Haut. In der Regel haben Salizylsäurepeelings eine selbstneutralisierende Wirkung, da diese innerhalb weniger Minuten auf der Hautoberfläche kristallisieren, wenn sich das Ethanol verflüchtigt. Salizylsäure wird häufig mit anderen Säuren wie Glycolsäure kombiniert. So erzielen die Chemical Peelings Effekte auf mehreren Hautschichten.

Retinol (Vitamin A1)

Neben den topischen und systemischen Retinoiden wie Isotretinoin und Tretinoin, die einen therapeutischen Ansatz verfolgen und mittlerweile ein sogenannter Goldstandard in der Akne-Behandlung sind, bietet auch kosmetisch eingesetztes Retinol (Vitamin A1, INCI: RETINOL) einige Vorteile für unreine Haut. Das fettlösliche essenzielle Vitamin verbessert als Wirkstoff die Homöostase der Epidermis und Dermis, fördert die Keratinozyten-Proliferation und aktiviert die dermalen Fibroblasten. Außerdem wirkt
Retinol regulierend auf Pigmentverschiebungen wie postinflammatorische Hyperpigmentierungen. Eine wichtige Wirkung in Bezug auf Akne ist der normalisierende Effekt der Schuppung durch die Reduzierung der Keratinozyptenproliferation. Darüber hinaus minimiert Retinol auch eine Reihe von Entzündungsprozessen in der Haut und reduziert verschiedene inflammatorische Botenstoffe. Retinol wird sowohl bei der Heimpflege als auch für den professionellen Gebrauch verwendet und eignet sich konzentrationsabhängig für die Tages- und Nachtpflege sowie als Peeling-Produkt.

Nicotinamid (Vitamin B3)

Ähnlich wie Vitamin A vielfach bei der Akne-Behandlung eingesetzt wird, ist auch Vitamin B3 (Niacinamide oder Nicotinamid, INCI: NIACINAMIDE) ein bevorzugter Wirkstoff bei unreiner Haut. Die Wirkungen werden nach epikutaner Applikation von Vitamin B3 in der Literatur umfassend beschrieben. Konzentrationsabhängig wirkt der Stoff unter anderem sebostatisch und antiinflammatorisch, ohne das Risiko bakterieller Resistenzen einzugehen. Außerdem schützt topisches Nicotinamid die physiologische Hautbarriere vor bakteriellen Infektionen und kann eine bakteriostatische Wirkung auf Cutibacterium acnes (Propionibakterien) haben. Darüber hinaus wird auch ein aufhellender Effekt beschrieben, indem der Wirkstoff den Melanosomen-Transfer hemmt.

Zink

Zink (INCI: ZINC) ist ein wesentliches Spurenelement für den menschlichen Organismus und unter anderem bei der Wundheilung und dem Zellwachstum beteiligt. Zink hat eine hemmende Wirkung auf die 5-Alpha-Reduktase, also auf das Enzym, das an der Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT) beteiligt ist. DHT steht in direktem Zusammenhang mit der Talgproduktion und ist daher ein wesentlicher Faktor, der zur Entstehung von Akne führt. Vor allem die orale Einnahme von Zink hat eine modulierende Wirkung auf die DHT-Konzentration sowie einen entzündungshemmenden Effekt. Zur topischen Anwendung werden vor allem die Zinksalze und Zinc PCA routinemäßig bei der Behandlung der Akne eingesetzt. Zinc PCA ist die Verbindung aus Zink mit der Pyrrolidoncarbonsäure (PCA), einem Bestandteil des natürlichen Feuchthaltefaktors der Haut (natural moisturizing factor, NMF). Diese haben wasserbindende Eigenschaften und mindern den transepidermalen Wasserverlust. In Zinc PCA ist Pyrrolidoncarbonsäure mit Zink-Ionen komplexiert. Zinc PCA hat sebumregulierende Eigenschaften und darüber hinaus auch antimikrobielle und die Mikroflora ausgleichende Effekte. Vor allem feuchtigkeitsarme Akne-Hautstellen profitieren von den hydratisierenden Effekten.

Monotherapie oder begleitend

Dermokosmetika und medizinisch-kosmetische Wirkstoffe haben das Potenzial, sowohl als Monotherapie als auch als Begleitpflege neben der dermatologischen Therapie, erfolgreich eingesetzt werden zu können. Vor allem als Begleitpflege können Dermokosmetika therapiebedingte Nebenwirkungen reduzieren. Außerdem stehen die Produkte als Erhaltungsbehandlung im Fokus, um die positiv erzielten Effekte der medizinischen Therapie langfristig zu festigen. Neben den Wirkstoffen ist auch die zusätzliche Durchführung einer manuellen Akne-Ausreinigung zur Behandlung von leichter bis mittelschwerer Akne empfehlenswert. Ein genaues Verständnis über die Kombinationsmöglichkeiten der Kosmetika mit der ärztlichen Therapie ist notwendig, um effektive Ergebnisse zu erzielen und die beste Behandlung für die Patienten/Kunden sicherzustellen.

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Hautpflegeplan bei Akne und unreiner Haut| Step 1: Reinigung der Haut mit einem Reinigungsschaum oder Syndeth mit Salizylsäure
| Step 2: Tonisieren der Haut mit einem pH-Wert regulierenden Gesichtswasser mit Salizylsäure
| Step 3: Tagespflege mit Zinc PCA und Niacinamide, idealerweise eine leichte Geltextur mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF), um Pigmentierungen vorzubeugen. Auch getönte Präparate, beispielsweise mit grünen-mikroverkapselten Pigmenten, die sich dem Hautton anpassen und Rötungen kaschieren, sind ein guter Make-up-Ersatz und können für mehr Selbstbewusstsein sorgen.
| Step 4: Nachtpflege mit Salizylsäure oder Retinol zur Regeneration der Haut

Anna Tersteeg

Anna Tersteeg,

Kosmetologin, staatl. gepr. Kosmetikerin, Leitung Schulungen und Seminare, Aesthetico Medicos Kosmetik, Münster,

www.aesthetico.de

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