Wie werde ich stadtbekannt?

21.09.2022
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Diese Frage stellen sich viele Einzelhändler, Gastronomen und Kosmetikinstitute entweder, weil traditionelle Geschäfte nicht mehr so gut laufen, wie noch vor einigen Jahren oder weil neue Geschäfte nicht die erwarteten Kundenzahlen anziehen. Der erste Gedanke ist oft „Werbung“. Ist dieser Ansatz sinnvoll oder gibt es mittlerweile sinnvolle Alternativen? In diesem Online-Artikel spricht unser Experte Henrich Lappe über seine Erfahrungen und stellt Ihnen seine Perspektiven und Lösungen vor.

Seien sie einzigartig

In den Köpfen präsent sein Für jedes Unternehmen, das auf lokale Kundschaft beziehungsweise Laufkundschaft angewiesen ist, ist es sehr wichtig, um in der Region bekannt zu werden und zu bleiben. Zum einen muss das Angebot stimmen. Welche "unique selling points" (einzigartige Kaufangebote) bietet die Kosmetikerin im Umkreis an? Sind da klare Qualitäten zu nennen? Seien es günstige Preise, ein besonders breites Angebot oder aber konsequent nachhaltige Produkte. Oder wird nur das angeboten, was jedes zweite Institut in ähnlicher Qualität anbietet? Was macht mein/unser Angebot einzigartig und wie kann ich es betonen? Diese Frage muss sich jedes Kosmetikinstitut stellen. Dann wird auch, nicht nur im lokalen Sinne, zielgruppenorientiert kommuniziert. Und das führt im besten Falle zu persönlichen Empfehlungen, die beste Werbung überhaupt!

Seien Sie präsent

Ein weiterer zentraler Aspekt ist: Präsenz über Bekanntheit! Viele Läden, Restaurants und dergleichen sind oftmals bereits hinreichend bekannt. Aber das heißt nicht zwingend, dass sie auch präsent sind. Die Leute sollen ja nicht erst auf das Geschäft kommen, wenn sie darauf angesprochen werden. Wenn Kunden darüber nachdenken, wo sie einkaufen oder wo sie etwas essen können, werden ihnen bestimmte Geschäfte vorrangig einfallen. Und das hat nicht nur mit den Vorlieben zu tun. Präsenz spielt hier eine oftmals unterschätzte Rolle. Als Unternehmen lässt sich diese Präsenz nur durch permanente Sichtbarkeit erreichen. Deshalb ist und bleibt Werbung ein Eckpfeiler. Selbst Marken von Weltrang investieren alljährlich viel in Werbung. Sie werden wissen, warum sie das tun.

Bieten Sie mehr als Ihre Kunden erwarten

Seien Sie eine Oase in der Service-Wüste Servicequalität wurde in Deutschland lange Zeit stark vernachlässigt. Doch eine Unternehmensführung, die nicht selbst einer Servicephilosophie folgt und ihren Mitarbeitern kein Vorbild ist, kann nicht erwarten, dass ihr Kunden die Tür einrennen. Schon gar nicht, wenn identische oder vergleichbare Produkte woanders erhältlich sind, was in Zeiten des Internets nahezu immer der Fall ist. Negative Wahrnehmungen von Dienstleistungen führen zwar auch zu Bekanntheit, doch die schadet eher. Wenn eine Kosmetikerin jedoch guten Service, freundliche und kompetent Beratungen, kleine Aufmerksamkeiten oder Erfrischungen bietet, wird sie in besserer Erinnerung bleiben. Und das führt zu wiederkehrenden Kunden sowie zu Empfehlungen. Doch Empfehlungen können auch in die andere Richtung hilfreich sein.

Netzwerken Sie

Und das führt uns zum Netzwerkgedanken. Lokale, branchennahe Unternehmen (bspw. Barber Shop und Kosmetiker), die zusammenarbeiten, werbewirksam Events organisieren, sich gegenseitig empfehlen, positiv in Erinnerung bleiben und wahrgenommen werden, vergrößern ihren Handlungsspielraum. Für Kosmetiker lohnte es sich beispielsweise zu prüfen, ob es nicht andere Bereiche der Körperpflege gibt, die in einem Geschäft zusammen angeboten werden können, um den Kunden Aufwand zu ersparen und gleichzeitig mehr zu bieten. Wenn man sich gar räumlich zusammentut, lassen sich Mieten, Equipment, Know-how, Marketing sowie diverse weitere Kosten teilen. Vor allem aber sorgt richtiges Netzwerken, selbst wenn jeder sein eigenes Geschäft betreibt, dafür, dass der gemeinsame Kundenkreis noch besser adressiert wird.

Seien Sie medial sichtbar und aktiv

Online und doch regional Leider haben viele Geschäftsinhaber nicht mit der Zeit Schritt gehalten und vernachlässigen digitale Werbung sträflich. Wer heute keine eigene Homepage oder wenigstens eine Social-Media-Präsenz hat sowie keinerlei Online-Werbung nutzt, ist für viele Kunden medial unsichtbar. Fast jeder nutzt heute täglich mehrfach das Smartphone. Das Internet hat das Fernsehen schon lange als Leitmedium abgelöst – und ist als Werbefläche eigentlich offen für jeden. Werbung über soziale Medien ist günstig, bedarf aber fortlaufender Pflege der eigenen Präsenz. Ansonsten droht der Algorithmus der Strahlkraft den Hahn zuzudrehen.

Expertenfazit

Werbung auf Social Media ist für fast alle Geschäfte sinnvoll, gerade auch im Kosmetikbereich, weil Online-Werbung ohnehin viel mit Bildern arbeitet. Ein Aspekt, bei dem Kosmetiker natürlich auftrumpfen können. Jedes Unternehmen sollte eine eigene Seite haben, diese pflegen und Follower generieren. So wurden bereits diverse Apps entwickelt, bei denen man sich meist für relativ wenig Geld zeigen kann – und das Ganze in einem regionalen Zusammenhang. Denn das ist ein weiterer Irrtum: Online-Werbung kann durchaus regional fokussiert und entsprechend kontextualisiert sein. Ein Umstand, der oft verkannt wird, da das offene Internet als "Allerweltsmedium" gesehen wird. Doch nur weil es ein weitgehend offenes Medium mit theoretisch unbegrenzter Reichweite ist, heißt das nicht, dass Werbung und Online-Präsenz nicht auch klar regional positioniert werden können. Das gilt insbesondere heute, da wirtschaftliche Verwerfungen und Nachhaltigkeitsaspekte, die Nachfrage nach regionalen Wirtschaftskreisläufen und Produkten erneut erstarken lassen. So lässt sich Regionalität mittlerweile als Zielgruppenkriterium definieren und online fokussieren. Man muss es nur eben auch tun.

Foto: Heinrich Lappe
Heinrich Lappe

Der Autor hat in über 25 unterschiedlichen Berufen umfassende Erfahrungen gesammelt und war unter anderem als Gastronom insgesamt 15 Jahre in Hamburg und auf Mallorca aktiv. Nutzer seiner App “Stadtbekannt” erhalten kostenlos ein breit gefächertes, lokales Angebot mit Vorteilen direkt aufs Handy. Vereine, Kulturinstitutionen, regionale Radiosender und die Presse sind ebenfalls mit beteiligt.

www.stadtbekannt.app
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