Medical-Spezialisierung

04.09.2023
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Es gibt viele Frauen mit belastenden Hautproblemen in Deutschland, aber nur einem kleinen Teil kann nachhaltig und gezielt geholfen werden. Die Chance für Sie als Kosmetikerin: Mit einer Spezialisierung als Medical-Beauty-Expertin könnten Sie die Angebotslücke füllen und sich zugleich einen großen Kundenkreis erschließen. Wie? Das erläutern wir in diesem Artikel.

Laut einer repräsentativen Umfrage, die 2022 vom VCP (Verband Cosmetic Professional e.V.) durchgeführt wurde, sind 86 Prozent der Konsumentinnen die „Kompetenz der Kosmetikerin in der Anwendung“ und 82 Prozent die „gute Beratung und Expertise der Kosmetikerin“ bei der Auswahl eines Kosmetikstudios besonders wichtig. Fachkompetenz und Fachwissen sind gefragt und ermöglichen es Ihnen als Kosmetikerin, sich vom Markt abzuheben. Die prägnante Bezeichnung dafür lautet „Medical Beauty“. Im Gegensatz (oder auch als Ergänzung) zur klassischen Hautpflege zielt diese Spezialisierung auf die Verbesserung von Hautproblemen ab. Natürlich im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, die nicht ganz eindeutig sind.

1. Der Nutzen

Was bringt mir eine Spezialisierung als Medical-Beauty-Expertin?

Wie eingangs erläutert, steht dem riesigen Bedarf an professioneller Hilfe bei Hautproblemen ein unzureichendes medizinisches Angebot gegenüber. Mit der Spezialisierung als Medical-Beauty-Expertin hätten Sie die Möglichkeit, zu einer Schnittstelle zwischen Kosmetik und Medizin zu werden. Ein winziger Bruchteil der Frauen mit Hautproblemen würde ausreichen, um den Erfolg Ihres Kosmetikinstituts nachhaltig zu sichern.

Als Hautexpertin würden Sie zudem einen ganz neuen Ruf genießen. Täte es dem Selbstwertgefühl nicht gut, als Spezialistin angesehen zu werden, die man in Hautfragen konsultiert wie den Arzt oder Apotheker? Genau hier liegt für viele Kosmetikerinnen aber auch das Problem: Ihnen fehlt oft das Selbstvertrauen, sich selbst als Expertin zu sehen und nach außen darzustellen. Die gute Nachricht: Das lässt sich ändern, vor allem durch die Aneignung von Fachwissen.

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2. Die Fähigkeiten

Welche Skills brauche ich als Medical-Beauty-Expertin?

Im Gegensatz zu vielen Ärzten können Sie sich während einer Behandlung Zeit nehmen, den Menschen richtig kennenlernen und regelrecht Ursachenforschung betreiben, um dem Hautproblem auf den Grund zu gehen. Dafür braucht es im Wesentlichen drei Voraussetzungen: ein fundiertes Haut- und Produktwissen, eine gründliche Anamnese und eine zielgerichtete Kundenkommunikation.

  • Fachwissen: Die Haut ist unser größtes Organ und nimmt somit wichtige Funktionen im menschlichen Organismus ein. Als Medical-Beauty-Expertin kennen Sie ihren Aufbau genau, wissen, was eine intakte von einer gestörten Hautbarriere unterscheidet und welche Faktoren dies beeinflussen. Außerdem kennen Sie sich mit der Wirkweise von Hautpflegeprodukten aus und können beurteilen, welche sich für die unterschiedlichen Hautzustände eignen.
  • Anamnese: Auf Basis dieses Wissens führen Sie zu Beginn der Behandlung eine gründliche Anamnese durch. Wichtig ist, dass Sie neben einer sorgfältigen Hautanalyse auch die Lebensumstände Ihrer Neukundin erfragen. Dabei kommen manchmal ungewöhnliche Ursachen ans Licht. Ein Beispiel: In meinem Kosmetikinstitut hat sich die vermeintliche Mundrose einer Kundin als Hautreaktion auf den Bart ihres neuen Freundes herausgestellt.
  • Kommunikation: Zu guter Letzt sind Sie als Medical-Beauty-Expertin in der Lage, dermatologische Zusammenhänge in „Kundisch“ zu übersetzen, also in einfachen Worten zu erklären. Wenn Ihre Kundin versteht, was Sie tun und warum Sie bestimmte Produkte empfehlen, wird sie Ihren Entscheidungen noch mehr Vertrauen schenken. Meine Empfehlung: Führen Sie zu Beginn eine Fünf-Minuten-Hautschulung durch, am besten anhand von einfachen Schaubildern.

3. Die Expertin

Wie werde ich Medical-Beauty-Expertin?

Wenn Sie sich als Medical-Beauty-Expertin spezialisieren möchten, empfehle ich Ihnen, systematisch vorzugehen: Planen Sie für Ihre Weiterbildung feste Zeiten ein, damit sie im Daily Business nicht untergeht. Tauschen Sie sich mit Gleichgesinnten aus und lassen Sie sich von Experten beraten. Last but not least: Tragen Sie Ihren Erfolg nach außen, zum Beispiel in Form von Zertifikaten.

  • Fachliche Weiterbildungen: Fachwissen können Sie sich auf ganz unterschiedliche Weise aneignen. Da sind zum einen Bücher und Magazine sowie Artikel und Tutorials auf branchenspezifischen Online-Plattformen. Abonnieren Sie fachlich relevante Newsletter und folgen Sie Beauty Influencern in den sozialen Netzwerken, die wirklich Ahnung haben. Zum anderen sollten Sie regelmäßig Schulungen und Weiterbildungen besuchen. Wenn Sie zeitlich und räumlich flexibel bleiben möchten, können Sie auf ein wachsendes Angebot an Online-Seminaren zugreifen. Immer gilt: Qualität vor Quantität!
  • Expertenaustausch: Man muss nicht alles wissen. Man muss nur wissen, wer es weiß. Wenn Sie bei bestimmten Themen nicht weiterkommen, eine Zweitmeinung zu einem Hautbild brauchen oder sich generell unsicher fühlen, suchen Sie sich jemanden, der Sie in Fach- und Businessfragen coacht. Darüber hinaus lege ich Ihnen den Austausch mit anderen Kosmetikerinnen ans Herz – zum Beispiel in Facebook-Gruppen. Das macht nicht nur Spaß, sondern bereichert auch ungemein. Ihre Kolleginnen haben sicherlich Tipps und Kenntnisse, die Ihnen bei Ihrer beruflichen Entwicklung weiterhelfen.
  • Titel und Zertifikate: Wenn Sie sich erfolgreich weitergebildet haben, zeigen Sie es! Lassen Sie sich am Ende Ihrer Schulungen Zertifikate ausstellen und präsentieren Sie diese aufmerksamkeitsstark in Ihrem Institut und im Rahmen Ihres Webauftritts. Sie haben einen Titel erhalten, indem Sie sich zum Beispiel zur „dermatologisch zertifizierten Kosmetikerin“ qualifiziert haben? Keine falsche Bescheidenheit, Ihre Kundinnen sollten das wissen! Dann wird sich irgendwann herumsprechen, dass man bei Hautproblemen nicht nur den Arzt und Apotheker, sondern auch die Kosmetikerin fragen kann.

Im Business wie bei der Behandlung von Hautproblemen gilt: Gut Ding will Weile haben. Wenn Sie Schritt für Schritt die Herausforderungen annehmen, sind Sie auf einem guten Weg zur Medical-Beauty-Expertin. Eines sollte dabei auf keinen Fall fehlen: eine wirksame Hautpflege! Das beste Fachwissen nützt wenig, wenn die Kabinen- und Verkaufsprodukte Ihren Kundinnen nicht helfen. Passend zu Ihrer Spezialisierung empfehle ich Ihnen eine medizinische Wirkstoffkosmetik, die nachweislich Hautverbesserungen erzielt.

Abschlusstipp

Sie arbeiten noch mit einem Standard-Anamnesebogen? Ich empfehle Ihnen eine erweiterte Version, die genauer ins Detail geht und die Lebensumstände der Kundinnen beleuchtet. Daraus lässt sich für manches Hautproblem eine Erklärung ableiten, auf die Sie auf den ersten Blick vielleicht nicht gekommen wären. Viel Erfolg!

Foto: Autorin
Susann Klein

Die Autorin ist geschäftsführende Mitinhaberin der Klein und von Lupin GmbH, die sie zusammen mit Stephanie von Lupin im Jahr 2019 gegründet hat.

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