(Sk)influencer

20.03.2023
Foto: AlessandroBiascioli/shutterstock.com

In der heutigen Zeit sind Influencer in verschiedenen Bereichen auf dem Vormarsch, so auch im Beauty-Bereich. Gerade sogenannte „Skinfluencer“ sind mit Tausenden von Abonnenten breit auf den Social-Media-Kanälen aufgestellt und haben dadurch natürlich oftmals viel mehr Reichweite als Unternehmensprofile von Kosmetikerinnen oder Hautpflegemarken.

Grundsätzlich sollte der Endkunde beim Kauf von Kosmetikprodukten natürlich immer ganz genau beobachten und für sich selbst prüfen, welche Produkte von sogenannten Skinfluencern wirklich aus persönlicher Erfahrung empfohlen oder kommerziell vermarktet beziehungsweise verkauft werden, weil Kooperationen eingegangen wurden. Die unbezahlte Werbung ist sehr selten, und ich finde es schwierig, dass pauschale Produktempfehlungen ausgesprochen werden (außer beim LSF). Wichtig ist es, als Kosmetikerin genau zu erklären, warum frei verkäufliche (Drogerie-)Produkte selten die gleichen Ergebnisse wie die Wirkstoffkosmetik erzielen können. Essenziell und der Schlüsselpunkt sind hierbei die gründliche und genaue Beratung mit einem Anamnesegespräch, die Bestimmung des Hautsekretionstyps und des aktuellen Hautzustandes, die nur wir Kosmetikerinnen als Fachpersonal durchführen können. Mir ist es wichtig, dabei nicht die Produkte oder Marke pauschal zu verteufeln, sondern in Ruhe und fachlich kompetent Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich finde es nämlich grundsätzlich immer gut, wenn Kunden sich mit ihrer Haut beschäftigen, gewillt sind, eine Hautpflegeroutine für sich zu entwickeln, und Interesse an der Kosmetik haben.

Die fachliche Hautanalyse

Vorab fällt mir grundsätzlich auf, dass Kundinnen ihren Hautzustand immer als unrein einschätzen, dabei ist der Hautzustand eher unruhig oder irritiert. Ein paar Tipps oder Produkte aus den Social Media, mit denen ich im Studioalltag oft konfrontiert werde, habe ich zusammengefasst. Das „Allheilmittel“ sollen sehr oft für sämtliche Hautprobleme Produkte mit Säureanteilen für die tägliche Anwendung sein. Vielen Kundinnen ist überhaupt nicht klar, dass immer ein Sonnenschutz am nächsten Tag aufgetragen werden muss und dass eine mehrmalige tägliche Anwendung eher kontraproduktiv wirkt und auf Dauer den Hydrolipidfilm zerstören kann. Die Haut ist oft sehr irritiert, empfindlich, dünnhäutig, fettarm und manchmal auch noch unreiner als zuvor.

„Es ist so wichtig, die Anwendung gut überlegt je nach Ziel, Hauttyp und Haut­zustand zu dosieren."

Die individuelle Pflege

Es ist so wichtig, die Anwendung gut überlegt je nach Ziel, Hauttyp und Hautzustand zu dosieren sowie über die verschiedenen Arten der Fruchtsäuren und ihre Stärken zu informieren. Die richtige effektive Art der Säure und Stärke selbst je nach Hautproblem auszuwählen, kann meistens so gar nicht gewährleistet werden. Dazu fällt mir ein Fall aus meinem Studio aus dem vergangenen Sommer ein: eine junge Kundin, die jeden Tag mehrmals und das ganze Jahr über ein Säureprodukt angewendet hatte (aber nur im Gesicht). Ich stolperte über den extremen farblichen Unterschied und die fühlbare dünne Gesichtshaut im Vergleich zu ihrem Hals- und Dekolletébereich. Ich war wirklich schockiert. Die junge Frau hat mit dem Säureprodukt ihre Haut regelrecht verbrannt.

Wirklich zufrieden war sie dennoch nicht, und die Haut war demnach äußerst fettarm und empfindlich.

So ist es mir auch suspekt, dass verschiedene Produkte pauschal miteinander vermischt werden sollen zum Beispiel Öl mit Creme oder Seren ebenfalls mit Creme. Dies soll die Stärke abmildern und die Haut an aktive Wirkstoffe langsam gewöhnen. Sind die Produkte überhaupt miteinander mischbar? Ein Einschleichen in der Anwendung bei einem Retinol- oder Vitamin-C-Serum finde ich persönlich viel sinnvoller. Eine Augencreme wird rigoros als reine Verkaufsmasche der Beauty-Industrie verteufelt. Schließlich könnte die normale Gesichtscreme auch an den Augen aufgetragen werden. Das Ergebnis, das ich schon oft gesehen habe, sind durch spreitende Gesichtscremes, die absolut nichts im Augenbereich verloren haben, gereizte und extrem schuppige Augenpartien.

Der richtige Schutz

Noch so ein Punkt ist die Sonnencreme, die oft als chemisches Produkt verschrien ist. Insgesamt werden die Inhaltsstoffe von Sonnenschutz allgemein negativ suggeriert. Der Unterschied zwischen chemischem und mineralischem Sonnenschutz ist wichtig, und jede Kundin darf natürlich für sich entscheiden, welchen Sonnenschutz, welche Marke und auch welche Konsistenz für sie die beste ist. Aber ein Sonnenschutz ist so wichtig, nicht nur für den Slow-Aging- Aspekt, sondern auch hauptsächlich als Schutz gegen Hautkrebs.

Das sollte immer im Vordergrund stehen. Jedes Mal bin ich überrascht, wie viele Kundinnen den Hauptgrund gar nicht bedenken. Besonders praktisch finde ich persönlich ein Sonnenserum mit LSF. Im Winter kann dieses auch unter der reichhaltigeren Pflege aufgetragen werden.

Die passenden Produkte

Gesichtsseifen sind auch ein Thema, das mir sehr oft in der Praxis begegnet. Ich denke, jede Kosmetikerin wird nachfühlen und mir zustimmen, dass Seifen wirklich absolut gar nichts im Gesicht zu suchen haben, egal ob diese extra als „Gesichtsseife“ deklariert werden oder nicht.

MLM (Multi-Level-Marketing), sogenannte „Frischekosmetik“ oder selbst angemischte Produkte, die frei von Chemie sind, sind ein sehr hartnäckiger Trend. Es sollte klar sein, dass wir als Kosmetikerinnen im Institut nicht mit MLM-Produkten arbeiten. So schaffen wir uns selbst noch mehr Konkurrenz mit dem Internetverkauf und degradieren uns selbst aufgrund dessen, dass wirklich jeder die Produkte beziehen kann.

Foto: Autorin
Ehlin Borges

Die staatlich geprüfte Kosmetikerin ist zudem Massage- und Wellnesstherapeutin, Visagistin und medizinische Fachangestellte. Sie betreibt ihr eigenes Kosmetikinstitut in Wyk auf Föhr.

www.ehlins.de

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