Fahrplan durch die Krise

18.05.2020
Foto: Gyorgy Barna/Shutterstock.com

Die Corona-Krise ist hart und trifft vor allem die Beauty- Branche schwer. Es ist wichtig, im Zuge der Krise nicht den Blick nach vorne zu verlieren. Durch die modernen Medien werden Studios viele Möglichkeiten geboten, auch weiterhin den Kontakt zu Kunden aufrechtzuerhalten. Nichtsdestotrotz führen die Umsatzeinbußen zu Liquiditätsengpässen, die das Ende einer jeden Existenz bedeuten können. Das muss aber nicht sein! In diesem Beitrag geht es um einen generellen taktischen Fahrplan durch die Krise.

Generell gilt: Sie müssen während der Krise drei Ziele haben: 1. Liquide bleiben!

Sie müssen Geld haben, um Ihren Verbindlichkeiten nachzukommen. 2. Reduzieren Sie Ihren Ausfall und Ihre Kosten durch staatliche Hilfen: durch Soforthilfen, Kurzarbeitergeld, Stundungen und weitere Hilfen. 3. Planen Sie den Wiederanfang: Preise, Lieferanten, Werbung, Kunden und vieles mehr.

STUNDUNGEN

Das heißt, dass Ihnen jemand „erlaubt“, einen bestimmten Betrag später zu zahlen. Es wird also nichts erlassen, sondern aufgeschoben. Das kann zinslos oder auch zinsgünstig sein. Warum ist das sinnvoll? Weil Sie liquide bleiben müssen! Sie brauchen das Geld eventuell später noch – je nachdem, wie lange die Pandemie/Quarantäne dauert. Außerdem sind 100 Euro, die Sie heute zahlen müssen, in zwei Jahren nicht mehr 100 Euro wert, sondern aufgrund von Inflation vielleicht nur noch 97 Euro. Das heißt, Sie haben sogar eine – wenn man so will – „Rendite“, wenn die Stundung zinslos ist. Es ist also sinnvoll, insofern Sie nicht genügend Reserven haben. Sollte Ihnen der Staat also anbieten, dass Sie Steuerzahlungen stunden können (zum Beispiel für die Sozialversicherungsbeiträge), sollten Sie das in den meisten Fällen nutzen. Der Steuerberater ist da Ihr Freund – einfach beraten lassen. Sollten Sie mit Ihren Vermietern übereinkommen, dass Ihre Miete gestundet wird, sollten Sie das auch nutzen. Sie müssen nur im Hinterkopf behalten, dass Sie das Geld irgendwann zurückzahlen müssen – also muss Ihr Horizont für die Betrachtung der Krise länger werden – und vor allem nicht nur bis Ende dieses Jahres, sondern vielleicht auf zwei bis drei Jahre.

KREDITE

Keine Angst vor einem Kredit. Die Angebote für Kredite, zum Beispiel der KfW, sind meist sehr zinsgünstig – im Normalfall nur zwischen 1,00 bis 1,46 Prozent pro Jahr. Und wieder gilt: Kredite erhalten Ihre Liquidität! Nichts ist schlimmer, als auf dem Trockenen zu sitzen und nicht mehr zu wissen, wie die nächste Rechnung bezahlt werden kann.

Kleines Beispiel: Ein Kredit über 10.000 Euro mit einem Zinssatz von einem Prozent und im ersten Jahr tilgungsfrei. Das kostet Sie nach drei Jahren circa 200 Euro an Zinsen. Sie können das mit dem Tilgungsrechner der KfW einfach selbst berechnen. Anders ausgedrückt: Sie bezahlen also „nur“ 200 Euro, um drei Jahre lang über einen Betrag von 10.000 Euro zu verfügen. Wenn Sie das Geld nicht unbedingt brauchen – umso besser. Dann haben Sie sich zumindest für drei Jahre eine Beruhigungspille in Form von verfügbarem Kapital erkauft und zahlen es dann entspannt zurück. Wenn Sie das Geld benötigen – auch gut. Sie glauben an Ihr Geschäft und dass Sie es in den nächsten Jahren auf solide Füße stellen können.

GUTSCHEINE

Gutscheinaktionen sind eine einfache Möglichkeit, auch während der Schließung weiterhin Einnahmen zu generieren. Meist funktioniert es noch besser, wenn man gleichzeitig den Wert des Gutscheins aufstockt.

Beispiel: 100-Euro-Gutschein kaufen, aber einen Wert von 120 Euro erhalten. Sie haben also damit einen Rabatt von 16,7 Prozent auf 120 € gegeben (100:120). Vereinfacht ausgedrückt, ist der Gutschein eine Art Kredit von Ihren Kunden an Sie. Allerdings nicht wie bei einer Bank, wo es keinerlei emotionale Bindung zu

Ihnen gibt. Das Gute am Gutschein ist, dass Sie aus Marketingsicht eine Bindung zu Ihren Kunden herstellen, was Ihnen nach der Krise helfen kann. Sie „erkaufen“ sich diesen Effekt sozusagen über den Rabatt.

DER UMGANG

Um möglichst viele Gutscheine zu verkaufen, ist das Wichtigste, nicht nur zu klären, wie man einen Gutschein ausstellt, versendet und verbucht, sondern auch, warum Ihre Kunden überhaupt Gutscheine bei Ihnen kaufen sollten.

Dazu ist Ihre Ansprache das Allerwichtigste: Machen Sie es emotional und bitten Sie um Hilfe und Unterstützung für Ihr Geschäft, damit auch nach der Krise noch jemand da ist, der Ihre Kunden glücklich machen kann. Es gibt zahlreiche Aufrufe zur Unterstützung der lokalen Geschäfte, machen Sie mit! Und machen Sie den Prozess so einfach wie möglich. Was könnte gegen Gutscheine sprechen? Sie werden irgendwann eine Leistung für diese Gutscheine erbringen müssen – richtig, aber mit Ihren Kunden, die Ihnen in dieser schweren Zeit vertrauen und die Sie unterstützt haben. Manche könnten argumentieren, dass der Umsatz der Gutscheine auf die Soforthilfen angerechnet werden könnte. Fragen Sie dazu Ihren Steuerberater. Übrigens: Schön ist, wenn man die Einlösung der Gutscheine in auslastungsfreiere Zeiten legen kann oder dieser sogar verschenkt wird – vielleicht sogar an einen Neukunden

PREISERHÖHUNG

Viele trauen sich oft nicht, die Preise zu erhöhen. Und wenn sie es tun, dann versuchen sie, den Stammkunden weiterhin die alten Preise zu ermöglichen. Die

Corona-Krise ist ein gutes Argument, um Ihre Preise für alle anzupassen, und nahezu jeder Ihrer Kunden wird es verstehen. Wichtig ist, dass Sie eine Kalkulation erstellen, die erst mal ehrlich zu Ihnen selbst ist. Das heißt, wie schlimm ist die Krise wirklich – inklusive aller Hilfsprogramme? Es hilft Ihnen nicht, auf Stammtischparolen oder auf selbst ernannte Preispäpste zu hören. Außerdem muss die Umsatzdelle vielleicht nicht bis Ende dieses Jahres wieder reingewirtschaftet werden, sondern vielleicht erst auf zwei bis drei Jahre. Das sollte Ihre Basis sein. Dazu erstellen Sie eine weitere Kalkulation, welche die steigenden Kosten über die nächsten Jahre berücksichtigt (Zinsen, steigende Gehälter und mehr), sich noch gut „anfühlt“ und vertretbar für Sie gegenüber Ihren Kunden ist.Warum? Sie haben ein gutes, verständliches Argument. Außerdem sind die Preisanpassungen in Verbindung mit der Gutscheinaktion sehr gut, da der von Ihnen gegebene Rabatt etwas zusammenschmilzt.

FAZIT

Es wird auch eine Zeit nach der Krise geben. Sicher ist, dass die Kunden es jetzt schon kaum abwarten können, sich wieder verschönern zu lassen. Daher nutzen Sie die Zeit sinnvoll – denn wenn es so weit ist, werden sich Ihre Kunden freuen, wenn Sie noch für sie da sind.

ALESJA GRÜNWALD

Sie besitzt einen Master in Betriebswirtschaftslehre. Sie ist mit Feuer und Flamme Marketingexpertin bei www.studiolution.com, die Cloud-Lösung für Kassen,- und Terminsoftware, sowie bei der Online-Terminbuchungsplattform www.studiobookr.com.

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