Medical-Beauty-Raumdesign: Dos und Don‘ts

14.10.2020
Foto: Olymp

Die letzten Monate haben gezeigt, wie schnell sich Rahmenbedingungen grundsätzlich verändern können und wie Kundenbedürfnisse sich quasi über Nacht nachhaltig verändern. Wie moderne Raum- und Ausstattungskonzepte im Medical-Beauty-Bereich heute aussehen sollten und welche die Einrichtungssünden sind, erfahren Sie hier vom Einrichtungs-Profi.

Noch vor wenigen Monaten waren Medical-Beauty-Konzepte architektonisch stark vom Wunsch nach Wohlfühlatmosphäre sowie dem Trend zu Natur und Entspannung geprägt. Hygiene, Raumgröße und Arbeitsabläufe wurden funktional am Be­handlungskonzept ausgerichtet. Aus Verbrauchersicht standen diese Faktoren weniger im Fokus der Wahrnehmung und wurden vielmehr nur unterbewusst erwartet. Gerade Hygieneaspekte wurden kundenseitig weder besonders fokussiert hinterfragt noch aktiv in Zweifel gezogen. Seit Corona hat sich hier ein sehr relevanter Wandel vollzogen. Kundenwahrnehmung und Kundenerwartung sind speziell bei Fragen der Hygiene signifikant gestiegen.


Die Raumgröße wurde bisher eher an den funktionalen Erfordernissen und über die Raumkosten definiert und kalkuliert. Abstand als relevanter Maßstab für das individuelle Wohlempfinden war in unseren Köpfen nicht verankert. Nun zeigt die grundsätzliche Erfahrung über Verhaltensänderungen in Krisen, dass die gemachten Krisenerfahrungen und die daraus resultierenden Verhaltensänderungen nach der Krise zwar langsam verblassen, aber über das Unterbewusstsein in vielen Fällen nie mehr ganz verschwinden und so zum relevanten Mind-Set der Kunden auch in der Zukunft zählen. Insoweit kann man sicher davon ausgehen, dass moderne, zukunftsgerichtete Medical-Beauty-Raumkonzepte richtigerweise fortan einen besonderen Schwerpunkt auf sichtbare Hygienemaßstäbe und großzügige Raumkonzepte legen müssen und dies von Verbrauchern heute und morgen aktiv honoriert wird.

Raumarchitektur: die Dos

Aus der Perspektive des Facheinrichters lassen sich aus der beschriebenen Situation und dem zu Erwartenden bereits heute Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte Festlegung von Ausstattung und Raumordnung im Medical-Spa-Bereich eindeutig identifizieren.


Analyse- und Anamnese-Bereiche sollten raumseitig klar von den hoch-hygienischen Behandlungsbereichen getrennt werden. Dies schafft die Möglichkeit zur gestalterischen Differenzierung der Räume und bietet eine perfekte Kulisse, den wichtigen Beautyaspekt des Dienstleistungsangebots wahrnehmbar zu inszenieren. Trotz aller Hygieneorientierung gilt es, bei der Raumgestaltung den Beautycharakter des Geschäftsmodells deutlich zu betonen. Die visuelle Botschaft des Ausstattungs- und Raumkonzepts ist die Schönheit und nicht die Heilung.
Empfangsbereich, Check-in und Check-out, kombiniert mit einer verkaufsorientierten Warenpräsentation, sind großzügig, hell und freundlich zu gestalten. Hier wird auch in Zukunft der Kundenwunsch nach Abstand nicht nur aus Diskretionsgründen verstärkt erwartet. Gerade in diesen Bereichen kommt der Lichtgestaltung eine besondere Bedeutung zu. Funktionale Aspekte der Beleuchtung wie Warenausleuchtung oder optimale Arbeitsbeleuchtung im Rezeptionsbereich müssen mit einer ambiente-orientierten Lichtinszenierung kombiniert werden. Hierdurch können Wertigkeit, Wohlfühlen und Exklusivität betont werden. So unterstreicht bereits der erste Eindruck beim Empfang die Hochwertigkeit der Dienstleistung. Beim Check-out wird dann durch diese exklusive Atmosphäre die Preisakzeptanz zusätzlich unterstützt.


In den Behandlungsbereichen sind sichtbare Hygiene und räumliche Großzügigkeit die Must-haves der Zukunft. An- und Auskleide-Bereiche müssen das Gefühl von Komfort und Weite vermitteln. Behandlungsliegen sorgen bei Kunden und Mitarbeitern durch Verstellmöglichkeiten für ein hohes Maß an Bequemlichkeit. Liegeflächen mit Memory-Foam-Auflage können dieses Gefühl auch bei langer Behandlungsdauer unterstützen. Durchdachte Liegenkonstruktionen garantieren durch sehr gute Reinigungsfähigkeit ein sehr hohes Maß an Hygiene­standards.


Überall dort, wo das Dienstleistungsangebot sterile Bereiche erfordert, sind die speziellen Hygieneanforderungen des Medical-Beauty-Angebots ein Muss. Antibakterielle Möbeloberflächen, multi-abschließbare Aufbewahrungsbereiche für Medizinprodukte und eine optimale Ordnungs- und Arbeitsplatzsituation für die griffbereite Nutzung aller erforderlichen Accessoires – steril oder nicht – sind beim Möbelentwurf und der Raumplanung zu berücksichtigen.

Behandlungsspezifische Sondererfordernisse müssen bereits bei der Möbelplanung berücksichtigt werden, da eine nachträgliche Integration oftmals hohe Kosten verursacht oder gar unmöglich ist.

Wettbewerbsvorteile nutzen

Mit der Ausstattung Ihres Instituts geben Sie Ihrem Dienstleistungsangebot ein Gesicht. Der Gesamteindruck aus Möbeldesign, Raumarchitektur, Lichtdesign und funktionaler Raumordnung unterstreicht Ihr Dienstleistungsversprechen und bestimmt die Preiswahrnehmung durch Ihre Kunden. Hier geht es weniger um das individuelle Gefallen als vielmehr um die Wertigkeitsausstrahlung des Gesamteindrucks Ihres Instituts. Auch die hochwertigste Behandlungsapparatur verliert an qualitativer Strahlkraft, wenn das umgebende Raumambiente in Qualität und Ausführung abweicht.


Die hieraus entstehende Wahrnehmungsdivergenz bei Ihren Kunden wird nie offen kommuniziert, sondern immer unterbewusst realisiert. Hier liegt Ihr 
Wettbewerbsvorteil oder -nachteil, wenn die professionelle Behandlungsapparatur von einem rein preisorientierten Ambiente begleitet wird. Hier schlägt Professionalität definitiv DIY.


Wer sich bereits heute auf die aktuell noch Pandemie-induzierten Verhaltens- und Hygienewünsche der Kunden einstellt, wird während und nach der Krise im Vorteil sein, denn die erhöhten Hygiene- und Abstandserwartungen werden auch in Zukunft nicht mehr verschwinden. Kunden werden langfristig dort hingehen, wo ihre veränderten Bedürfnisse Berücksichtigung finden. Die Erwartungen an den Beauty-Dienstleister werden dann weniger von staatlichen Verordnungen als vielmehr vom eigenen Sicherheitsempfinden geleitet. Wer sich auf gut situierte Best-Ager konzentriert, wird im Wettbewerb um diese attraktive Zielgruppe für Medical-Spa-Treatments schnell weit in der Akzeptanz und im Zuspruch vorne liegen.

Medical Spa: die Don‘ts

Wer nicht schon heute die Erfahrungen des aktuellen Wandels für morgen berücksichtigt, verschenkt erhebliches Erfolgspotenzial im Wettbewerb um den deutlich hygiene-sensibleren Konsumenten der Zukunft.


Einrichtungs- und Ausstattungskonzept werden nicht von einem abgestimmten Lichtkonzept und einer architektonischen Wand- und Bodengestaltung begleitet.
In der Raumplanung finden Kundenanforderungen nach Diskretion und Komfort vor, während und nach der Behandlung keinen aktiven Eingang.


Die Ausstattung von Institutsräumen ist nie Selbstzweck oder Selbstverwirklichung, sondern immer einer der zentralen Erfolgsfaktoren für das eigene Geschäftsmodell. Wer ein hohes Augenmerk auf das Arbeitsumfeld legt, in dem er seine Dienstleistungen anbietet, wird nicht nur beim Wettbewerb um Kunden profitieren, sondern sich auch bei der Gewinnung von Fachkräften und deren Verbleib im Unternehmen einen maßgeblichen Vorteil sichern.

Mike Troska
Leiter strategische Vertriebsentwicklung
Olymp, Stuttgart
www.olymp.de

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