Realität und Wunschvorstellung sind gerade im Zeitalter von Instagram und Co. mit diversen Filtern ein heikles Thema. Realistische Behandlungsergebnisse können nur dann erzielt werden, wenn vorab richtig aufgeklärt wird, was machbar ist, und die hierfür erforderlichen Maßnahmen ausführlich abgeklärt wurden. Aber was ist eigentlich „machbar“? Und wie erklären wir es den Kundinnen?
Die Zornesfalte komplett verschwinden lassen? Pigmentflecken so aufhellen, dass nichts mehr von ihnen sichtbar ist? Ein absolut faltenfreies Hautbild? Das sind alles Wünsche, mit denen wir jeden Tag konfrontiert werden. Natürlich sollte dies auch sofort nach einer Behandlung sichtbar sein. Ein weiterer „Klassiker“ ist, ein Bild gezeigt zu bekommen mit den Worten „So sah ich vor 20 Jahren aus, so will ich wieder aussehen!“ Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt. Einfach der Kundin sagen, dass das unmöglich ist und sie eine unrealistische Vorstellung hat, wäre der falsche Schritt. Viel besser und vertrauensvoller ist es, ihr zwar zu sagen, dies allein dies mit kosmetischen Behandlungen so nicht umsetzbar ist, wir aber diverse Möglichkeiten haben, um das Hautbild sichtbar zu verbessern. Auf keinen Fall sollte man sarkastisch werden oder sich über die Kundin lustig machen. Sie kommt mit einem genauen Wunsch zu uns und möchte ernst genommen werden. Das möchten wir ihr auch zeigen, Sätze wie: „Ich kann Sie gut verstehen …“, oder: „Wir finden eine Lösung“, schaffen eine positive Stimmung und Vertrauen. Wichtig ist auch, auf die vermeintlichen Probleme der Kundin einzugehen und bei Behandlungsvorschlägen diese aufzugreifen, zum Beispiel: „Mit einer Radiofrequenzkur können wir den von Ihnen beschriebenen Konturverlust mindern und die Haut wieder mehr aufpolstern.“ Sobald man den ersten Schritt des Vertrauensaufbaus geschafft hat, kann man fließend zum nächsten Schritt kommen, und das ist ein realistisch gesetztes Behandlungsziel. Der Fokus liegt hier auf dem Wort realistisch.
Kosmetische Möglichkeiten
Was können wir aktuell mit Kosmetik erreichen? Die Kosmetikbranche ist eine der sich am schnellsten entwickelnden Industrien auf der Welt, und die Möglichkeiten, wie wir den Kundinnen helfen können, werden immer mehr. Dies sollten wir auch unseren Kundinnen erklären. Viele wissen überhaupt nicht, was kosmetisch alles möglich ist. Kosmetikerinnen sind schon lange keine Dienstleisterinnen mehr, die einfach nur ein paar Cremes und Masken auf das Gesicht auftragen. Wir sind mittlerweile eine der ersten Anlaufstellen, wenn es um das Thema Hautbildverbesserung geht. Viele Geräte und Präparate machen dies möglich. Allein der Markt rund um das Thema „Anti-Aging“ ist riesengroß. Wir müssen unserer Kundin diese Möglichkeiten nur einmal aufzeigen. Ein paar Beispiele beschreiben, wie so etwas aussehen könnte.
Wie bereits oben beschrieben, können wir Radiofrequenz für den Volumenaufbau einsetzen, aber auch zur Glättung von Fältchen und zur Straffung.
Behandlungsmethode auswählen
Bei ausgeprägten Falten, großen Poren oder auch bei Aknenarben ist eine Microneedling-Behandlung optimal geeignet. Durch kleine Verletzungen der Haut wird diese intensiv zur Neubildung angeregt, das Hautbild verbessert sich sichtbar. Verschiedene chemische Peelings wie Fruchtsäure oder auch Milchsäuren wirken ebenfalls hautbildglättend und verfeinernd. Sie sind auch super bei zu Unreinheiten neigender Haut und Pigmentflecken geeignet. Das Gleiche gilt für eine Mikrodermabrasion. Viele Behandlungsmethoden lassen sich sogar untereinander direkt kombinieren und verstärken somit den Behandlungseffekt. So lässt sich eine Mikrodermabrasion fast immer mit einer anderen Behandlung anwenden.
Behandlungsplan erstellen
Manchmal ist es bei der Erstellung eines Behandlungsplans auch sinnvoll, erst ein paar Mal eine Behandlung zu machen und dann die Behandlung zu wechseln, um noch einmal eine weitere Wirkweise zu haben. Dies ist zum Beispiel bei einer Needling-Kur empfehlenswert. Nach circa vier Needling-Anwendungen kann man noch zwei bis drei Radiofrequenzanwendungen anbieten. Hier liegt dann der Fokus noch intensiver auf Straffung und Volumenaufbau.
Es ist heutzutage kein Problem, Falten sichtbar zu mindern, Narben deutlich glatter wirken zu lassen beziehungsweise sogar gänzlich verschwinden zu lassen. Auch die Porengröße kann zum Positiven beeinflusst werden. Wir können die Haut frischer, strahlender erscheinen lassen und auch Unreinheiten verbessern. Allerdings gibt es auch Hautzustände, da sollten wir vor beginnender Behandlung so ehrlich sein und sagen, dass wir diese nicht gänzlich verschwinden lassen können. Nach wie vor zählen hierzu Pigmentflecken, sie sind mit kosmetischen Behandlungen aufzuhellen, aber ganz verschwinden werden sie nicht. Genauso ist es bei Couperose.
Eine sichtliche Verbesserung wird aber auf jeden fall vorhanden sein. Bei allen Behandlungen zur intensiven Hautbildverbesserung sollte eine wichtige Sache nicht außer Acht gelassen werden, und das ist die passende Heimpflege. Die Fortschritte an der Haut sind nicht sonderlich groß, wenn die Kundin zu Hause sich nur wenig bis gar nicht pflegt oder mit minderwertigen Produkten. Schon bei der Erstellung des Behandlungsplanes sollte ihr das ausführlich erklärt werden.
Lässt sie sich darauf nicht ein, ist es je nach Behandlungsziel fraglich, ob man überhaupt mit der Behandlung anfangen sollte. Nur eine Kombination aus der passenden Heimpflege und der regelmäßigen Behandlung kann sie zu ihrem erwünschten Ziel bringen. Eine gute Hautpflege muss nicht teuer sein. Viele namhafte Hersteller bieten sogar für jede Preiskategorie die passende Pflege an. Auch hier ist bei der Empfehlung der Produkte immer wichtig, den Nutzen für die Kundin hervorzuheben. Wieso sollte sie genau dieses Produkt nehmen, und wieso hilft es genau ihrer Haut? Mit solchen Äußerungen fühlt sich die Kundin wahrgenommen.
Behandlung dokumentieren
Wenn sie die Wichtigkeit der Heimpflege verstanden hat, empfehle ich, vor der ersten Behandlung Fotoaufnahmen zu machen. Aus Datenschutzgründen am besten mit dem Handy der Kundin. Nach jeder Behandlung wiederholt man die Fotoaufnahme, aber immer unter gleichen Lichtbedingungen und aus dem gleichen Winkel.
Die Fotos sind für die Kundin ein sehr guter Vergleich, was sich alles auf der Haut verändert hat. Mit besonderen Referenzpunkten auf der Haut lässt sich dies sogar noch deutlicher dokumentieren. Ist zum Beispiel ein deutlich sichtbarer und recht großer Pigmentfleck auf der Wange, kann man diesen noch einmal gesondert fotografieren und den Fortschritt vergleichen. Die Fotoaufnahmen sind für die Kundin ein wichtiger Beweis für den Erfolg der Anwendung. Der selbstkritische Blick in den Spiegel ist bei vielen sehr groß, und sie sehen meistens nur das Negative. Mit zunehmendem Behandlungserfolg wird dies aber auch weniger.
ist ausgebildete Kosmetikerin, Beautypharm Kosmetikzentrum, Alzenau.
