Vom Institut zum Spa

11.11.2014

Eine Körperbehandlung macht noch kein Wellnessinstitut und eine Algenpackung noch kein Spa! Aber Wohlfühltreatments können auch kleine Institute anbieten – und darum geht es beim Wellnessgedanken: eine Auszeit vom Alltag zu ermöglichen

Glaubt man den Statistiken über die Behandlungsangebote des klassischen Kosmetikinstituts, so werden nach wie vor bis zu 70 Prozent Gesichtsbehandlungen angeboten. Hierunter fallen inzwischen natürlich auch Anti-Aging-Behandlungen, medizinisch ausgerichtete Anwendungen und Spezialpflege. Gerade dieses Segment gewinnt sehr stark an Bedeutung, will der Kunde im Kosmetikinstitut doch schnelle und vor allem sichtbare Ergebnisse sehen. Aber auch das Angebot für Wohlfühlanwendungen und Spa-Treatments im Institut wächst.

Mehr und mehr Institute sind von ihrer Ausstattung und der Ausbildung der praktizierenden Kosmetikerinnen durchaus in der Lage, das Behandlungsangebot vermehrt in Richtung Körperbehandlungen, Wohlfühlangebote, Entspannung, wohltuende Körpermassagen und Körperpackungen zu erweitern. Kurzurlaub im Institut ist hier das Stichwort! Das bringt Abwechslung für die Kosmetikerin und auch die Kunden, bindet diese vermehrt an das Institut. Um in den Genuss von Körperanwendungen zu kommen, müssen die Kunden nicht in eine Therme, ein Spa oder eine andere Wellnesseinrichtung gehen. Immerhin verbindet die Kosmetikerin meist ein langes Vertrauensverhältnis mit ihren Kunden.

Starke Konkurrenz

Wird das Angebot jedoch nur einfach um diverse einzelne Körperanwendungen erweitert, stellt sich die Ernüchterung meist schnell ein. Die Anzahl der Buchungen von bestehenden Kunden bleibt meist weit hinter den Erwartungen zurück. Die Kunden erzählen nach wie vor von ihrem Wochenende mit Freundinnen im Wellnesshotel, dem Besuch am Sonntag mit dem Partner in der Therme oder dem Kurztrip in eine interessante Stadt, in der man dann im Hotel auch noch alle Annehmlichkeiten der Behandlungen genossen hat. Der Grund dafür ist recht einfach: Der Kurzurlaub für eine Stunde im Institut bzw. eine einzelne Ganzkörperbehandlung kann einfach nicht mit den Annehmlichkeiten eines Wellnesshotels konkurrieren. Die Gründe, ein entsprechendes Hotel oder eine Therme zu besuchen, sind neben den Behandlungen (es werden hier dann meist Körperbehandlungen gebucht) die außergewöhnliche Lage des Hauses, eine interessante Stadt, die zum Shoppen und zu einem Museumsbesuch einlädt, ein umfangreiches Sportprogramm, Entertainment, Schwimmbad und diverse Saunen – eben einfach das Entrücken in eine andere Welt für einige Tage. Meist sind es Komplettangebote, die dort gebucht werden.

Im Institut verhält es sich aber ähnlich. Der Kunde wird normalerweise weder für ein einzelnes Bad noch für eine Körperpackung oder eine Rückenmassage ins Institut kommen. Es ist vielmehr das ansprechende Behandlungsprogramm und Konzept, welches den Anreiz für die Buchung gibt. Es ist die Kombination z.B. aus einer Wohlfühlgesichtsbehandlung (ohne die klassischen Hautpflegeelemente), kombiniert mit einer Rückenmassage, einem Körperpeeling oder einer -packung sowie einer Fußbehandlung, die den Kunden überzeugt. Der zeitliche Rahmen ist ebenso entscheidend für den Erfolg. Waren noch vor einigen Jahren die Day-Spa-Behandlungen im Institut mitunter mehrere Stunden lang, so erwartet der Kunde heute ein gestrafftes Programm in einem zeitlichen Rahmen von maximal rund zwei Stunden. Danach möchte er gepflegt, entspannt, aber auch frisch und munter das Institut wieder verlassen. Je nach Jahreszeit sollten die Kombinationen angepasst werden, einhüllend und wohlig-warm im Winter, erfrischend-kühl im Sommer.

Zelebrieren statt behandeln

Heute wünschen Kunden meist nicht mehr die klassische „Alles in einem“-Behandlung, sondern eher klar differenzierte, ergebnisorientierte Anwendungen. Dazu zählen beispielsweise die Tiefenreinigung (intensive Reinigung, Peeling, Entfernen von Hautunreinheiten), Wirkstoffbehandlungen oder apparativ unterstützte Treatments.

Aber auch entspannende Wohlfühlbehandlungen werden gerne gebucht! Diese sollten dann aber auch wirklich ausschließlich auf das Steigern des Wohlgefühls und auf Entspannung ausgerichtet sein. Zelebrieren anstatt behandeln, lautet die Devise! Tipps, wie Sie Ihre Behandlungen aufwerten, finden Sie im nebenstehenden Kasten.

Mein Tipp: Das Institut, das sich dazu entschließt, auch Wohlfühlbehandlungen anzubieten, sollte über eine Behandlungskabine mit integrierter Dusche verfügen. Ideal sind mindestens zwei Behandlungskabinen und ein kleiner Ruhebereich oder ein Bereich für apparative Anwendungen. Kleine Fitnessgeräte können hier auch zum Einsatz kommen.

Nur über ein durchdachtes Konzept wird sich in Sachen Wohlfühlbehandlungen der Erfolg einstellen. Die Behandlungselemente müssen passend kombiniert werden und auch zum Institut passen. Ihre Kunden werden es schätzen!

Mehr zum Thema sowie Tipps für Wellnesstreatments im Institut finden Sie im Dossier der BEAUTY FORUM 12/2014 ab Seite 55. Die Printausgabe erscheint am 26.11.2014
Die Autorin

INGRID M. BREYER

Die Autorin ist ausgebildete Drogistin, Kosmetikerin und Heilpraktikerin und verfügt über eine Zusatzausbildung in traditioneller chinesischer Medizin. Darüber hinaus hat sie an der FH Reutlingen den Abschluss zur Export-Fachwirtin gemacht. Heute ist sie Inhaberin einer Spa-Consulting-Firma.

Foto: mythja/Shutterstock.com

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