Schutzschicht

04.09.2023
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Ist eine intakte Hautbarriere gleich eine gesunde, junge und glatte Haut?! Wenn Ihre Kundin die Anzeichen der Hautalterung hinauszögern möchte, können Sie ihr wertvolle Tipps an die Hand geben. Denn was nützen die besten Behandlungen, wenn die Kundin daheim falsch, zu viel oder zu wenig pflegt?

Die Haut ist das größte menschliche Organ und hat viele Aufgaben zu erfüllen. Sie dient hauptsächlich zur Verteidigung gegen schädliche Einflüsse von außen. Das heißt konkret: Sie schützt vor dem Eindringen von Keimen, Pilzen, Viren, Bakterien und auch UV-Strahlung. Eine weitere Funktion ist die Aufnahme und Speicherung von Feuchtigkeit bis in die tieferen Hautschichten, um so das Austrocknen der Haut zu verhindern.

Denn Sie wissen: Nur eine gut hydratisierte Haut bleibt elastisch, jung und straff. Eigentlich hat die Haut einen ausgezeichneten Selbstschutz. Doch ist sie über längere Zeit zum Beispiel klimatischen Reizen ausgesetzt, wird der hauteigene Schutzmechanismus gestört, und die Haut reagiert mit Faltenbildung, Rötungen, Unreinheiten, Schuppungen oder gar Hautkrankheiten.

Um den Selbstschutz der Haut aktiv zu halten, muss die Hautbarriere intakt sein. Das kann nur mit einer auf den Hauttyp abgestimmten Pflege gelingen, die die Kundin natürlich zu Hause praktizieren sollte, um den Erfolg der Treatments im Institut zu unterstützen.

Was ist die Hautbarriere?

Um der Kundin die Bedeutung und Wichtigkeit einer gesunden Hautbarriere zu verdeutlichen, sollten Sie erst einmal in einfachen Worten erklären, was die Hautbarriere ist.

Vielleicht so: Die Hautbarriere ist die äußerste Zellschicht der Haut, auch Stratum corneum genannt. Diese besonders widerstandsfähige Schutzschicht besteht aus Hornzellen – kleinen Hautplättchen ohne Zellkern, die von hauteigenen Fetten (Lipiden) als Bindemittel zusammengehalten werden. Zusätzlich bildet die Haut einen schützenden Hydrolipidfilm auf der Hautoberfläche, der aus Schweiß, Fetten, Aminosäuren und verhornten Zellschuppen besteht.

Diese Schicht ist der sogenannte Säureschutzmantel. Er hat je nach Region einen leicht sauren pH-Wert zwischen 4,7 und 5,5. Eine gesunde Hautflora ist also dem funktionalen Zusammenspiel aus schützender Hautbarriere und intaktem Säureschutzmantel zu verdanken.

Anzeichen einer defekten Hautbarriere

Ist alles ‚normal‘, wirkt der Teint prall und rosig, hat kaum Unreinheiten und fühlt sich geschmeidig an.

Ist die Hautbarriere aus dem Gleichgewicht, können diese Anzeichen darauf hindeuten: Die Haut ist trocken, schuppt und spannt. Der Teint kann fahl wirken und strahlt nicht. Je nach Hauttyp kann es aber auch zu Unreinheiten, Pickeln und sogar Erwachsenen-Akne kommen. Auch Rötungen oder Entzün­dungen sind häufig zu beobachten.

Wissenswert!

Probiotika stärken die Haut – von innen und außen

Schon gewusst? Darmbakterien können einen großen Einfluss auf die Hautgesundheit haben. Probiotika unterstützen eine gesunde Darmflora und tragen ebenso zu einer gesunden Haut bei. Und das durch die Nahrungsaufnahme von Lebensmitteln wie Kombucha, Sauerkraut oder sauer eingelegten Gurken, aber auch als Pflegeprodukt mit Probiotika.

Profi-Treatment für die Hautbarriere

Wenn sich Ihre Kundin eine spezielle Behandlungsmethode zur Stärkung der Hautbarriere wünscht, können Sie ein Microneedling empfehlen.

Durch die kleinen Verletzungen in der Haut wird die Hautregeneration angekurbelt und die Kollagenproduktion angeregt.

Die epidermale Haustruktur bleibt intakt und wird durch einen natürlichen Erneuerungsprozess positiv beeinflusst.

Dadurch verdickt sich die Epidermis, die Haut wird widerstandsfähiger und die Hautbarriere gestärkt.

Aus der Balance? Diese Wirkstoffe meiden

Stress, Umweltweinflüsse wie Kälte oder Hitze und der natürliche Alterungsprozess, aber auch eine zu aggressive Pflege können die Hautbarriere aus dem Gleichgewicht bringen. Gerät die Haut einmal aus der Balance, ist der erste Impuls, mit Pflegeprodukten die Anzeichen zu mildern.

Genau das kann aber kontraproduktiv sein. Denn was einigen Hauttypen guttut, äußert sich bei anderen in Form von Irritationen, Pickeln oder Anschuppungen. Ist die Haut überfordert, raten Sie der Kundin: Finger weg von Peelings mit exfolierenden Wirkstoffen und von basischer Kosmetik, bei der der pH-Wert über 7,0 liegt. Auch Alkohol als Inhaltsstoff ist ein No-Go bei einer sensiblen und gereizten Haut. Ebenfalls auf der Blacklist stehen Inhaltsstoffe aus synthetischen Ölen, das heißt aus Mineralöl. Aber auch Silikone und Paraffine sorgen bei häufiger Anwendung dafür, dass die Haut eigene wichtige Lipide nicht mehr herstellt und die natürliche Hautatmung behindert wird. Aufgepasst bei Cremes mit üblichen Emulgatoren: Sie lösen hauteigene Schutzstoffe aus der Lipidschicht auf, die beim nächsten Wasserkontakt einfach ausgespült werden. Die Folge: Die Haut kann die Feuchtigkeit nicht mehr speichern, wird durchlässiger und dann chronisch trocken.

Wirkstoffe für eine gesunde Hautbarriere

In die Skincare-Routine sollten Wirkstoffe eingebaut werden, die für ihre stärkenden Effekte auf die Hautbarriere bekannt sind:

  • Hyaluronsäure spendet sehr viel Feuchtigkeit und hilft der Haut, diese zu speichern. Squalan bewahrt vor der Austrocknung, ist nicht komedogen und ideal für alle Hauttypen.
  • Niacinamid (ein Vitamin-B3-Derivat) ist antioxidativ und kann die natürliche Bildung von Lipiden, Kollagen und Elastin anregen, was der Hautbarriere sehr zugutekommt.
  • Ceramide spielen dabei eine große Rolle. Der Grund: Die Lipidschicht der Hautbarriere besteht zu rund 60 Prozent aus Ceramiden. Da die Fette bereits natürlich in der Haut vorkommen, sind sie in Pflegeprodukten besonders verträglich und können den natürlichen Ceramidgehalt der Haut aufstocken.
  • Aber auch Antioxidantien unterstützen die Hautbarriere. Das Coenzym Q10 gilt als effektiv, da es den normalen Energiestoffwechsel unterstützt und die Haut aufpolstern und glätten kann.
  • Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen vielversprechende Ergebnisse für den Einsatz von Peptiden. Die Eiweißbausteine weisen Anti-Aging-Eigenschaften auf, können die Hautbarriere stärken und zu einem jugendlicheren Aussehen beitragen. Ihr Vorteil: Peptide sind sehr gut verträglich und für alle Hauttypen geeignet.
Foto: Autorin
Lea Becker

Die freie Journalistin recherchiert in den Bereichen Lifestyle, Mode und Beauty für Fachzeitschriften, Print- und Onlinemagazine sowie Blogs.

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