Länger jung aussehen

25.07.2012
Foto: Yuri Arcurs/Shutterstock.com
„Altwerden ist nichts für Feiglinge", das sagte schon Hollywoodlegende Mae West. Und auch heute gilt: Länger leben wollen alle, alt werden will keiner. Doch was lässt uns überhaupt altern? Und was hilft dem Körper, jung zu bleiben? Hier lesen Sie alles zum Thema.

Die Bevölkerung wird immer älter. Und mit der steigenden Lebenserwartung wächst auch der Wunsch, bis ins hohe Alter gesund, attraktiv und jugendlich zu bleiben. Denn vom Aussehen der Haut werden Rückschlüsse auf unser tatsächliches Alter gezogen. Doch zu welchem Zeitpunkt tritt die Hautalterung wirklich ein? Und warum altern wir alle so unterschiedlich?

Fakt ist: Das Altern unseres Organismus und somit auch der Haut kann – als natürlicher Vorgang – nicht verhindert werden. Altern gehört zum Leben. Dennoch oder gerade deshalb wird es gesellschaftlich immer wichtiger, den Hautzustand gesund und möglichst lange jugendlich zu erhalten.

Aus dermatologischer Sicht ergeben sich dadurch unterschiedliche Ansätze – gesundheitsbezogen, wissenschaftlich und präventiv. Mit ausgewählter Pflege und deren Wirkstoffkomponenten lässt sich der Alterungsprozess durchaus positiv beeinflussen. Der Fokus liegt auch nicht mehr ausschließlich bei der optisch wahrnehmbaren Hautalterung, sondern zunehmend bei einem möglichst langen Erhalten der Hautgesundheit und -funktionsfähigkeit. Ein neues Zeitalter der Hautpflege hat begonnen. Nie war der Schutzmantel Haut härteren Belastungen ausgesetzt als in der heutigen Zeit. Die intensivere Exposition gegenüber Umweltbelastungen und -giften, Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen sowie der UV-Strahlung tragen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in erheblichem Maße zur Hautalterung bei.

Die reife Haut

Die chronologischen, natürlichen Alterungsprozesse unseres Organismus verursachen irreversible Veränderungen. An der Gesichtshaut wird dieser „Reifeprozess“ besonders deutlich. Erste Anzeichen von Hautalterung können bereits Mitte zwanzig auftreten. Die Geschwindigkeit der einzelnen Alterungsprozesse ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Der tatsächliche „Reifeprozess“ der Haut beginnt um das vierzigste Lebensjahr. Natürliche Schutzfaktoren verlieren sich, so dass die Haut angreifbarer wird. Die reife Haut weist eine Verdünnung aller Hautschichten auf. Aufgrund der nachlassenden Talgproduktion wird sie trocken, die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu binden, wird reduziert, sodass sie spannt und gereizt ist.

In der Lederhaut verringert sich die Dichte der stützenden Kollagen- und Elastinfasern. Die dermo-epidermale Junktionszone (verbindet Epidermis und Dermis) flacht ab. Dadurch kommt es zu einer Verkleinerung der Austauschzone zwischen der gefäßführenden Lederhaut und der gefäßlosen Oberhaut, was zu einer Verschlechterung der Durchblutung und der Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff führt. Zusammen mit der nachlassenden Produktion natürlicher Hormone – insbesondere der Östrogene – werden strukturelle Veränderungen der Haut sichtbar. Als Folge dieser Faktoren tritt ein erhöhter Feuchtigkeits- und Elastizitätsverlust auf. Dieser Effekt wird durch die gleichzeitig nachlassende Aktivität der Keratinozyten und Fibroblasten noch verstärkt. Die Folge: Die Haut verliert an Elastizität und es kommt zu Falten. Negative Umwelteinflüsse wie UV-Strahlen, Stress, Nikotin und eine unausgewogene Ernährung beschleunigen diese Alterungsprozesse zusätzlich.

Warum wir altern

Es gibt verschiedene Theorien über die Hautalterung – molekularbiologisch und medizinisch. Trotz intensiver For-schungsarbeit bleibt die Hautalterung ein komplexes Phänomen, das sich aus vielen Faktoren intrinsischer (Alter und Erbanlagen) und extrinsischer (Umweltfaktoren) Natur zusammensetzt.

Die Gründe für die natürliche (intrinsische) Hautalterung sind weit weniger klar erforscht als die lichtinduzierte Hautalterung. Mittlerweile geht die Altersforschung davon aus, dass der intrinsische beziehungsweise genetische Anteil der Hautalterung nur ca. 20 bis 30 Prozent ausmacht. Auf diesen können wir leider kaum Einfluss nehmen. Eine reelle Chance, die Hautalterung positiv zu beeinflussen, ergibt sich aber durchaus, indem man die Faktoren der extrinsischen Alterung minimiert und die Haut kosmetisch-dermatologisch unterstützt. Sicher und hinreichend belegt ist, dass UV-Strahlung und oxidativer Stress (freie Radikale) in der Lage sind, Schäden an der DNA zu verursachen.

Exkurs: Freie Radikale

Freie Radikale (hochreaktive Sauerstoffradikale = ROS) entstehen als Abfallprodukte bei normalen Stoffwechselvorgängen ständig und überall im Körper. Es sind kurzlebige, sauerstoffhaltige Verbindungen, die reaktionsfreudig und dadurch sehr aggressiv sind. Bis zu einem gewissen Grad sind sie sehr nützlich, denn sie bauen Fremdsubstanzen ab und schützen den Organismus vor Mikroorganismen. Zusätzlich unterstützen sie die Immunabwehr, denn Leukozyten und Makrophagen (weiße Blutkörperchen) machen sich die bakterizide Wirkung von freien Radikalen zunutze. Doch durch exogene Faktoren wie Umweltbelas-tungen, UV-Strahlung oder Nikotingenuss entstehen zusätzlich Sauerstoffradikale in vermehrter Anzahl.

Freie Radikale spielen daher sowohl bei der intrinsischen als auch bei der extrinsischen Hautalterung eine zentrale Rolle und sind zu einem großen Teil verantwortlich für ein buchstäbliches „Rosten“ der Zellen. Sie erzeugen oxidativen Stress, der sich kaskadenartig vermehrt und Schäden anrichtet. Proteine und Aminosäuren, Lipide und Zell-strukturen werden kontinuierlich angegriffen. Besonders gefährlich sind Schädigungen der Nucleinsäuren – vor allem des Thymins und des Guanins –, die letztendlich Veränderungen der Chromosomen und des Erbgutes nach sich ziehen können.

Unser Organismus ist in der Lage, eine begrenzte Menge freier Radikale unschädlich zu machen. Zum Beispiel durch Superoxiddismutase: SOD ist ein kupferhaltiges Enzym, das in den Erythrozyten vorkommt. Es entfernt Sauerstoffradikale und schützt die Zellen. Nimmt die Entstehung von oxidativem Stress jedoch überhand, kommt das körpereigene Reparatursystem nicht mehr dagegen an. Durch Verän-derungen der DNS durch überlastete Abwehrmechanismen und altersbedingte reduzierte Schutzmechanismen häufen sich die irreversiblen Schäden – kurzum: wir altern.

Infrarotstrahlung negativ

Neueste Studienergebnisse belegen, dass außer der UV-Strahlung auch kurzwellige Infrarotstrahlung (IRA-Strahlung) eine negative medizinisch-biologische Wirkung auf die Haut hat. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass IRA-Strahlung das Kollagensynthese-Gleichgewicht verändern und somit starken Einfluss auf die Festigkeit des Hautgewebes haben kann.

Im Vordergrund der Betrachtungen stehen vor allem Schäden der DNA, aber auch weitere Schäden durch freie Radikale. Bislang ging man davon aus, dass ausschließlich hohe Konzentrationen an freien Radikalen maßgebliche Beteiligung an der Hautalterung haben. Forschungsansätze zeigen aber auch einen Zusammenhang zwischen einem gut funktionierenden Stoffwechsel und verzögerten Hautalterungsprozessen. Die Fähigkeit des Organismus, Stoff-wechselprodukte und freie Radikale „im Zaum zu halten“, ist daher ebenfalls wichtig im Kampf gegen die Zeit.

Zauberwort Antioxidantien

Da das Altern in direktem Zusammenhang mit der zellulären Gesundheit steht, ist die Voraussetzung dafür ein frühzeitiger und kontinuierlicher Schutz der Zellgesundheit. Hier heißt das Zauberwort: Antioxidantien.

Ein Antioxidans ist eine chemische Verbindung, die eine unerwünschte Oxidation anderer Substanzen gezielt verhindert. Antioxidantien wirken als sogenannte Radikalfänger und neutralisieren freie Sauerstoffradikale.

Viele Antioxidantien sind natürliche, endogen vorkommende Stoffe. Aber im Abwehrsystem wirken auch solche, die exogen zugeführt werden und somit das aktive „Well-Aging“ unterstützen können. Die meisten Vitamine und Pflanzenstoffe verfügen über antioxidative Eigenschaften. Besonders effektive Radikalfänger sind die aromatischen Verbindungen, die sogenannten Poly-phenole, aber natürlich auch die Vitamine.

Fazit

Wenn sich das Altern schon nicht verhindern lässt, so lässt es sich durchaus optimieren. Stichwort: aktives „Better Aging“. Es bedeutet, die Vitalfunktionen der Haut so aufrechtzuerhalten, dass sie sich während des natürlichen Hautalterungsprozesses eigenständig wehren kann. Lichtbedingten Schäden kann man durch einen vorsichtigen Umgang mit der Sonne und mit entsprechenden Schutzprodukten vorbeugen. Und in der Kosmetik können hauterneuernde, reparierende und schützende Pflegepräparate mit wirksamen Antioxidantien helfen, den Alterungsprozess zu verlangsamen.

Autorin: Dr. med. Christine Schrammek-Drusio

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