Weiterbildungsmöglichkeiten für Kosmetikerinnen gibt es viele, aber welche ist für Sie und Ihr Institut die richtige? Kosmetikerin und Heilpraktikerin Susanne Pfau erklärts.
Die für Sie richtige Weiterbildungsmöglichkeit entscheidet sich anhand mehrerer Faktoren:
- Welche Ausrichtung hat das Kosmetikinstitut? Medical, Wellness oder Nagelstudio?
- Was wünschen Ihre Kunden?
- Was liegt Ihnen bzw. was interessiert Sie besonders?
Hier soll es um Weiterbildung im kosmetisch-medizinischen Bereich gehen. Die bietet sich insbesondere für Institute an, die eine Ausrichtung im Bereich Medical Beauty haben. Vielleicht wollen Sie Ihre Ausrichtung jedoch auch in diesem Bereich erweitern – wie auch immer, Fortbildungen im medizinisch-kosmetischen Bereich sind eine sehr sinnvolle Sache.
Zielgruppen sind Anti-Aging-Kunden, Kunden mit Problemhaut, wie etwa Akne oder Rosacea oder Kunden mit Bedarf an onkologischer Hautpflege usw.Generell ist für viele Anwendungen, die ins Medizinische gehen, die Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz Voraussetzung. Daher ist das Ablegen der sogenannten Heilpraktikerprüfung und damit das Erlangen eben dieser Erlaubnis für Kosmetikerinnen im Medical-Bereich sehr sinnvoll. Mittlerweile setzen viele Bundesländer für bestimmte kosmetische Anwendungen die HP-Erlaubnis voraus, da die Anwendungen zu sehr ins Medizinische gehen. Beispiele hierfür sind etwa Hyaluronpen, Microneedling in tieferen Hautschichten oder kosmetische Akupunktur.
Heilpraktikererlaubnis
Für das Erlangen der Heilpraktikererlaubnis ist das erfolgreiche Ablegen der Kenntnisprüfung (umgangssprachlich auch als „Heilpraktikerprüfung“ bezeichnet) vor dem zuständigen Gesundheitsamt nötig. Diese amtsärztliche Überprüfung findet meist zweimal im Jahr statt und wird von dem zuständigen Gesundheitsämtern angeboten. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen, einem schriftlichen Teil, der insgesamt 60 Multiple-Choice-Fragen umfasst, und einer mündlichen Prüfung, die zwischen 30 und 60 Minuten dauert. Zur mündlichen Prüfung wird man nur zugelassen, wenn der schriftliche Teil bestanden wurde.
In der mündlichen Prüfung werden konkrete Fallbeispiele beschrieben, diese muss man dann erläutern bzw. das korrekte Vorgehen im einzelnen Fall beschreiben. Mitunter wird auch nach Untersuchungsmethoden oder Injektionstechniken gefragt.
Außerdem muss man mindestens 25 Jahre alt sein und mindestens einen Hauptschulabschluss vorweisen können. Hinzu kommt ein einwandfreies Führungs- und Gesundheitszeugnis. Es gibt verschiedene Wege, sich auf die Heilpraktikerprüfung vorzubereiten. Neben dem Besuch einer Heilpraktikerschule ist auch ein Fernstudium möglich. Es ist auch möglich, sich zur Prüfung ohne den Besuch einer Fortbildung anzumelden – jedoch sind die Aussichten auf Erfolg so sehr gering. Aber es gibt keine Vorschrift über die Art und den Umfang der Ausbildung. Viele Heilpraktikerschulen vermitteln auch praktische Techniken im Bereich Naturheilkunde. Hier ist nun immer die Frage, inwiefern Sie diese einsetzen möchten.
Was ist nun möglich?
Wenn Sie nun die Heilerlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz haben, eröffnet sich für Sie ein großes Feld an Ästhetik-Behandlungen, die medizinisch sind:
- Dazu gehört auch die Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure. Hierzu ist es natürlich ratsam, eine spezielle Weiterbildung zu besuchen, bei der die unterschiedlichen Injektionstechniken bei der Faltenbehandlung genauestens besprochen und geübt werden.
- Auch das Fadenlifting gehört in den medizinischen Bereich und kann von der Heilpraktikerin durchgeführt werden. Dies ist eine sehr schöne Methode, um Ihr Angebot im Anti-Aging-Bereich zu erweitern. Auch hier sollte natürlich eine entsprechende Ausbildung absolviert werden.
- Ebenfalls in diesen Bereich ist das PRP- (Plättchenreiches Plasma)-Lifting – besser bekannt als „Vampirlifting“ – einzuordnen. Bei dieser Behandlungsmethode wird zunächst Blut bei der Kundin entnommen. Nach einer speziellen Aufbereitung wird die so gewonnene Plasmaflüssigkeit im Bereich der Falten – zum Beispiel im Gesicht – injiziert.
- Auch interessant ist die echte Mesotherapie – hier werden unterschiedliche Wirkstoffe, etwa Wachstumsfaktoren, Peptide oder Hyaluronsäure mit einer Mesogun oder manuell mit vielen kleinen Einstichen injiziert.
Weitere Maßnahmen
Andere Weitbildungsmaßnahmen im medizinisch-kosmetischen Bereich, die keine Heilpraktikererlaubnis voraussetzen, sind:
- Die Spezialisierung als onkologische Kosmetikerin – eine sehr interessante Sache, denn hier wird bei der Ausbildung insbesondere auf die Besonderheiten der Haut von Krebspatienten eingegangen. Diese Fortbildung dauert meist ein bis zwei Wochenenden. Neben der Gesichtsbehandlung geht es hier auch oftmals um den dekorativen Bereich. Ergänzend hierzu gibt es für alle, die vielleicht schon Permanent Make-up anbieten, das Medical PMU, zum Beispiel für die optische Rekonstruktion der Brustwarzen.
- Die Behandlung von Problemhaut wie beispielsweise Akne oder Rosacea. Auch diese Art der Spezialisierung setzt profundes Fachwissen voraus – daher ist auch hier eine Weiterbildung ratsam. Dazu gehört auch das Arbeiten mit Säurepeelings. Je nach Anbieter gibt es hier verschiedene Möglichkeiten der Weiterbildung. Dies reicht von Wochenendseminaren bis hin zu längeren Ausbildungen. Schwerpunkte sind dabei unter anderen die Vorgänge in der Haut bei Akne oder Rosacea und was die Problematik bei diesen Hautbildern ausmacht, inklusive Hintergrundwissen und Wirkstoffe, die geeignet sind, sowie die Behandlungsmethoden mit Praxisteil. Hier gibt es je nach Anbieter verschiedene Behandlungen, die im Mittelpunkt stehen. Mitunter ist auch die manuelle Lymphdrainage dabei.
Bei der manuellen Lymphdrainage handelt es sich meist jedoch um ein eigenständiges Seminar, dass, sofern es einen Abschluss beinhaltet, auch mit einer Prüfung endet. Die Zusatzqualifikation der manuellen Lymphdrainage lässt sich auch sehr gut in den Medical-Bereich integrieren.
Fazit
Wie Sie sehen, gibt es im Medical-Bereich viele interessante Möglichkeiten sich zu spezialisieren und sich weiterzubilden, um so das Portfolio seines Kosmetikinstituts zu erweitern. Dabei setzt das Arbeiten im kosmetisch-medizinischen Bereich immer fundierte Fachkenntnisse voraus, die auch regelmäßig nach den neusten Erkenntnissen erweitert werden sollten.
Themen der Heilpraktiker-Prüfung:
- Grundkenntnisse in Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie
- Grundkenntnisse der allgemeinen Krankheitslehre (Infektionskrankheiten und Erkrankungen aus allen anderen Bereichen)
- Berufs- und Gesetzeskunde für Heilpraktiker
- Grenzen und Gefahren diagnostischer und therapeutischer Methoden des Heilpraktikers
- Erkennung und Erstversorgung akuter Notfälle und lebensbedrohlicher Zustände
- Anamnese
- Methoden der unmittelbaren Patientenuntersuchung
- Praxishygiene, Desinfektion und Sterilisation
- Injektions- und Punktionstechniken, Blutabnahme
- Bedeutung grundlegender Laborwerte
Die staatlich geprüfte Kosmetikerin und Heilpraktikerin mit eigenem Institut ist Inhaberin der Firma Pfau Cosmetics. Sie ist spezialisiert auf Problemhaut und Pigmentflecken sowie Anti-Aging.