Was verdient eine Kosmetikerin?

14.07.2021
Foto: RomanR/Shutterstock.com

Selbst wenn man als Kosmetikerin seinen Traum lebt, schadet es nicht, wenn man von diesem Traum auch gut leben kann. Aber welchen Lohn kann man als Kosmetikerin erwarten und wie kann man sein Gehalt steigern? Eine Antwort darauf weiß Schulungsleiterin Angelika Baur-Schermbach.

Der Beruf der Kosmetikerin ist vielfältig und anspruchsvoll. Doch obwohl eine Kosmetikerin eine große Verantwortung gegenüber der Kundin hat, ist der Beruf heute leider immer noch vom Verdienst her in den unteren Gehaltsbereichen angesiedelt. Aber was verdient eine Kosmetikerin genau und wie lässt sich dieses Gehalt noch steigern?

Beruf wird aufgewertet

Der Beruf der Kosmetikerin ist mit der neuen Verordnung im Gesetz zur Ordnung des Handwerks von handwerksähnliche Berufe Abschnitt 2 in zulassungsfreie Handwerke Abschnitt 1 aufgestiegen. Somit ist ein erster Schritt getan auf dem Weg, das Handwerk Kosmetik in die Handwerksrolle A zu bringen und ihm die Wertigkeit zukommen zu lassen, die der Beruf früher einmal hatte.

Da die Kosmetik an das Friseurhandwerk angelehnt wird, kann man sich grob an den Entgelten und seinen Einstufungen orientieren. Eine Übersicht über die Einstufungen aus dem Friseurhandwerk in Bayern sehen Sie als Beispiel in der Tabelle.

Die Lohngruppen

Ich setze in der folgenden Auflistung Kosmetikerinnen, Kosmetiker mit dualer Ausbildung mit denen, die einer einjährigen Berufsfachschule mit Abschluss bei der HWK absolviert haben, gleich.

  • Lohngruppe I:
    Kosmetikerinnen mit selbstständiger Tätigkeit in Teilbereichen des Institutsangebots. In dieser Gruppe sind diejenigen direkt nach Abschluss der Gesellenprüfung oder dem Abschluss an einer Kosmetikfachschule. Bei einer Berufstätigkeit von mehr als einem Jahr besteht Anspruch auf Höherstufung in Lohngruppe II.
  • Lohngruppe II:
    Kosmetikerinnen, die überwiegend selbstständig arbeiten und den im Kosmetikinstitut verlangten fachlichen Aufgaben gerecht werden.
  • Lohngruppe III:
    Kosmetikerinnen, die die Voraussetzungen der Lohngruppe II erfüllen und zusätzlich die Mehrzahl der im Berufsbild aufgeführten Tätigkeiten ausführen können.
  • Ecklohn:
    Das ist der Lohn für „Top Kräfte“ und Betriebsleiter mit und ohne Meisterprüfung, die die im Meisterprüfungsberufsbild aufgeführten Tätigkeiten vollständig beherrschen und gegenüber Mitarbeitenden der Lohngruppe III überdurchschnittliche Umsätze über einen Zeitraum von sechs Monaten erzielen.
  • Lohngruppe IV:
    Kosmetikmeisterinnen, Kosmetikmeister und langjährige Mitarbeitende, die als Betriebsleitender, Geschäftsführender und/oder als verantwortlicher Auszubildender in Betrieben mit ein bis vier Mitarbeitenden tätig sind.
  • Lohngruppe V:
    Kosmetikmeisterinnen, Kosmetikmeister und langjährige Mitarbeitende, die als Betriebsleitender, Geschäftsführender und/oder als verantwortlicher Auszubildender in Betrieben mit 5 bis 14 Mitarbeitenden tätig sind.
  • Lohngruppe VI:
    Kosmetikmeisterinnen, Kosmetikmeister und langjährige Mitarbeitende, die als Betriebsleitender, Geschäftsführender und/oder als ver-
antwortlicher Auszubildender in Betrieben mit 15 und mehr Mitarbeitenden tätig sind.

Spezialisierung entscheidet

Da wir im Kosmetikbereich nicht direkt an den Tarifvertrag gebunden sind, kann das Gehalt natürlich auch höher – oder niedriger – ausfallen.

Hier kommt es vor allem darauf an, welche Behandlungen die Kosmetikerin im Institut durchführt und wie kalkulatorisch der Minutensatz angesetzt ist.

Im Medical-Beauty-Bereich liegt der Minutensatz im Durchschnitt bei circa 1,50 Euro pro Minute netto. Entsprechend kann ein Mitarbeitender in Vollzeit (173 Stunden) einen deutlich höheren Umsatz pro Monat erzielen als zum Beispiel bei einer Pediküre. Dies wiederum hat auch Auswirkungen auf das Gehalt, das gefordert werden kann. Eine Medical-Kosmetikerin verdient im Schnitt zu Beginn 12,50 Euro pro Stunde.

Bei den Gehaltsverhandlungen kann man sich durchaus bei einem Stundensatz von 15 Euro und höher ansiedeln – sofern man eine mehrjährige Berufserfahrung mitbringt.

Mehr Lohn dank Fortbildung

Empfehlenswert ist es deshalb, sich in dem Bereich, in dem man sich in Zukunft fokussieren möchte, sein Wissen mit Fortbildungen zu vertiefen. Das gilt umso mehr, wenn es darum geht, die derzeit boomende Medical-Beauty-Kosmetik im Institut durchführen zu können.

Hier sollte man allerdings darauf achten, dass man nicht nur ein paar wenige Tagesschulungen absolviert, sondern tief und intensiv in die Materie Medical Beauty eintaucht.

Die Weiterbildung sollte ein Minimum von 200 Stunden umfassen und alle Bereiche der apparativen Kosmetik abdecken.

Meister bringt am meisten

Im Wellnessbereich punktet man, wenn man hier eine Ausbildung zum Wellness-Masseur mit mindestens zehn verschiedenen Massagen und Spa-Ritualen absolviert.

Die Königsdiszipin in der Kosmetik ist der Kosmetikmeister. Nach erfolgreichem Abschluss ist man in der Lage, größere Institute, Spas oder Wellnesseinrichtungen zu leiten. Hier dient die gezeigte Tabelle als eine Richtlinie, die wiederum je nach Einrichtung oder Hotel nach oben eine deutliche Steigerung erfährt.

Zusatzfaktoren beim Lohn

Zu dem festgesetzten Gehalt bieten viele Institut eine Umsatzbeteiligung auf den Verkauf von Produkten an. Die Spanne liegt hier zwischen fünf und zehn Prozent.

Es gibt auch das Modell, auf Behandlungen eine Umsatzbeteiligung auszuschütten. Unabhängig vom Modell hat man, wenn man gut verkauft oder Upgrades von Behandlungen fährt, die Möglichkeit, das Gehalt um einige Hundert Euro aufzustocken.

Auch darf man das Trinkgeld nicht vergessen, das mehrere Hundert Euro ausmachen kann, wenn man sich einen guten Kundenstamm aufbaut. Wenn man diese Punkte addiert, sieht das Gehalt am Ende des Monats schon sehr gut aus.

Was verdient eine Kosmetikerin?

MonatslohnStundenlohnLohngruppe I1.690,00 €10,00 €Lohngruppe II1.740,70 €10,30 €Lohngruppe III1.909,70 €11,30 €Ecklohn2.247,70 €13,30 €Lohngruppe IV2.585,70 €15,30 €Lohngruppe V2.754,70 €16,30 €Lohngruppe VI2.923,70 €17,30 €
Foto: Autorin
Angelika Baur-Schermbach

Die Autorin ist seit 35 Jahren Fachkosmetikerin, Spa-Managerin und Mitglied im Vorstand der HWK München und Oberbayern. Zudem ist sie Gründerin der Kosmetik- und Make-up-Schule Face & Body Academy in München.

www.academy.faceandbody.de

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