Durchstarten als mobile Kosmetikerin

24.03.2021
Illustration: ivangal/Shutterstock.com

Keine Miete, flexible Arbeitszeiten und zahlungskräftige Kunden: Die Arbeit als mobile Kosmetikerin bietet viele Vorteile, gerade für Gründerinnen und Berufseinsteiger. Kosmetikerin und Referentin Nadine Engel erklärt Ihnen, was Sie für dieses Arbeitsmodell benötigen und wie Sie sich erfolgreich am Markt etablieren.

Mobiles Arbeiten ist eine Geschäftsidee mit Zukunft. Sie bietet viele Vorteile – nicht nur für die Kosmetikerin, sondern auch für die Kunden, denn hierbei sind die Fixkosten deutlich geringer als bei einem lokalen Kosmetikinstitut. Insbesondere die Corona-Krise zeigt, dass sich ein Umdenken in dieser Hinsicht lohnt.

Perfekt für Einsteiger

Damit ein Kosmetikinstitut wirtschaftlich erfolgreich arbeitet, müssen gewisse Voraussetzungen gegeben sein, damit der Traum vom eigenen Institut nicht schnell zum Albtraum wird. Das macht die mobile Variante sehr interessant.

Die Investitionskosten und damit das finanzielle Risiko sind bei der Arbeit als mobile Kosmetikerin deutlich geringer als für die Ausstattung eines Ladenlokals. Beim mobilen Arbeiten müssen keine Räume angemietet werden, die Institutsmiete entfällt folglich und das senkt die monatlichen Fixkosten erheblich.

Gerade das geringe Einstiegsbudget macht diese Arbeitsform besonders für Kosmetikerinnen interessant, die sich in der Gründungsphase befinden und selbstständig tätig werden möchten. Das Standortproblem entfällt, das Einzugsgebiet erweitert sich und damit vergrößert sich der potenzielle Kundenkreis sowie die Möglichkeit, Ihre Dienstleistungen zukunftssicher zu gestalten.

Doch ebenso für Kosmetikerinnen, die bereits ein Institut besitzen, kann es von Vorteil sein, zusätzlich mobile Dienstleistungen anzubieten. Dieses Arbeitsmodell verlangt nämlich nicht die permanente Anwesenheit im Institut. Das sorgt für mehr Flexibilität sowie freie Zeiteinteilung und verringert zusätzlich das Risiko für Leerlaufzeiten durch nicht wahrgenommene Kundentermine. Das macht es für Kosmetikerinnen mit Kindern zu einem attraktiven Geschäftsmodell.

Lukrative Zielgruppen

Bequemlichkeit ist heutzutage ein Wettbewerbsvorteil, der nicht nur Senioren das Leben leichter macht. Auch die jüngere Generation, die im Alltag sehr mobil und aktiv ist, nutzt gerne den Luxus, ganz entspannt zu Hause verwöhnt zu werden, statt gestresst durch den Straßenverkehr zum Termin ins Kosmetikinstitut zu eilen.

Mobile Kosmetikbehandlungen bieten zudem eine Lösung für all diejenigen, denen es bedingt durch persönliche oder örtliche Gegebenheiten schlichtweg nicht möglich ist, während der regulären Öffnungszeiten Ihre Angebote in Anspruch zu nehmen. Sei es im Falle der Kinderbetreuung oder aufgrund der schwierigen Mobilität bei älteren Menschen und in ländlichen Regionen. Andere wiederum haben nur ein begrenztes Zeitfenster, beispielsweise in der Mittagspause, das sie nutzen können, und schaffen es in dieser Zeit nicht, einen Termin bei Ihnen im Institut wahrzunehmen.

Gerade Behandlungen in den Abendstunden bieten den besonderen Vorzug, dass die Kunden nicht noch eine Fahrt vor sich haben, sondern direkt im Anschluss in den eigenen vier Wänden weiter entspannen können.

Bewährt hat es sich, auch Make-up-Dienstleistungen mobil anzubieten. Ein Make-up Event oder ein Schminkkurs mit Freundinnen sind sehr gefragt. Gerade für Bräute ist es äußerst angenehm, am Tag der Trauung ganz entspannt in den großen Tag zu starten.

So starten Sie

Um sich als mobile Kosmetikerin selbstständig zu machen, muss zu Beginn ein Gewerbe angemeldet werden. Je nach Bundesland sind bei der Gewerbeanmeldung unterschiedliche Vorschriften zu beachten. Welche genau, lässt sich vorab beim zuständigen Gewerbeamt erfragen.

Zur Grundausstattung gehören:
  • ein PKW mit großzügigem Stauraum,
  • eine tragbare Kosmetikliege,
  • eine portable Lupenleuchte oder Lupenbrille,
  • ein Tisch-Bedampfer sowie
  • ein Koffer mit Trolley-Funktion für die Kosmetikprodukte, Arbeitsmaterialien und Desinfektionsmittel.

Ganz wichtig: Vergessen Sie nicht Ihre Verkaufsprodukte. Gerade die gängigsten Artikel und Ihre Bestseller sollten niemals fehlen, denn auch ein mobiles Kosmetikinstitut kommt nicht ohne Produktverkauf aus. Hier wartet enormes Gewinnpotenzial!

Das Auto als Basis

Für eine mobile Selbstständigkeit ist der PKW das A und O. Es kann von Vorteil sein, hierfür einen Dienstwagen anzuschaffen, da die Kosten für KFZ-Versicherung und KFZ-Steuer sowie etwaige Leasinggebühren steuerlich absetzbar sind.

Nutzen Sie hingegen ihren Privatwagen für dienstliche Fahrten, können Sie eine vom Finanzamt festgelegte Kilometerpauschale geltend machen. Hierbei muss angegeben werden, wie viele Kilometer pro Jahr insgesamt zurückgelegt werden und wie viele davon Privatfahrten sind. Als Nachweis ist ein Fahrtenbuch zu führen. Um kein Risiko einzugehen, lassen Sie sich am besten von einem Steuerexperten beraten.

Der PKW dient bei der mobilen Dienstleistung nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern ist optimal als Werbefläche nutzbar. Eine professionelle Fahrzeugwerbung macht auf Sie aufmerksam und ist die Visitenkarte Ihres Unternehmens. Vom dezenten Aufkleber über eine auffällige Logopräsentation – der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass Ihre Kontaktdaten sowie die angebotenen Dienstleistungen auf einen Blick erkennbar sind. So haben Sie ein dauerhaft günstiges Marketing-Tool mit maximaler Reichweite.

Handlichkeit ist Trumpf

Bei der Auswahl der Kosmetikliege sollte auf das Gewicht geachtet werden, denn Sie müssen diese schließlich mehrmals am Tag bewegen. ­Entsprechend sollten tragbare Kosmetikliegen ein geringes Transportgewicht aufweisen und schnell auf- und abbaubar sein.

Mit der Kosmetikliege haben Sie die Basis für die Home-Anwendung geschaffen. Ergänzt durch das oben genannte Equipment sind Sie in der Lage, ohne Einschränkungen eine professionelle Kosmetikbehandlung wie im Institut durchzuführen.

So klappt es mit der Hygiene

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Punkt ist die Einhaltung der geltenden Hygienevorschriften. Genau wie in einem Kosmetikinstitut müssen Sie natürlich die erforderlichen Hygienebedingungen einhalten und die durchgeführten Maßnahmen dokumentieren. Damit sind Sie im Streitfall perfekt gerüstet, um sich entlasten zu können.

Ideal für das praktische, hygienische Arbeiten unterwegs sind Einmalhandtücher, Einmalauflagen und Einmalhauben sowie sterile Einwegartikel. Damit werden Sie den Hygienestandards gerecht und sparen wertvolle Zeit, die Sie sonst mit Waschen verbracht hätten.

Arbeitsmaterialien, die sterilisiert und desinfiziert werden müssen, sollten in luftdicht verschließbaren Behältern transportiert werden.

Wer ist ihre Zielgruppe?

Vor der Vermarktung Ihrer Dienstleistungen ist es von Bedeutung, Ihre Zielgruppe und damit Ihren Kundenkreis zu definieren. Das ist der Dreh- und Angelpunkt für wirksames Marketing. Ohne genaue Kenntnisse Ihrer Wunschkunden verschwenden Sie kostbare Zeit und es ist nicht möglich, eine erfolgreiche Marketingstrategie zu entwickeln – schließlich sind es die Kunden, die den wirtschaftlichen Erfolg sicherstellen.

Es macht einen erheblichen Unterschied, ob man sich mit seinen Dienstleistungen zum Beispiel auf kosmetische Behandlungen und Haarentfernung spezialisiert hat oder als Fußpflegerin überwiegend mit älteren Menschen zu tun hat. Dementsprechend ändern sich die Interessen der Zielgruppe und damit die Marketingmaßnahmen.

Kunden gewinnen

Wenn es um Kundengewinnung geht, ist zum Start eine Webpräsenz von Vorteil sowie die Nutzung von Social Media in Form von Facebook oder Instagram. Dadurch werden Kunden auf Sie aufmerksam und haben rund um die Uhr Zugriff auf Informationen über Ihre Produkte und Dienstleistungen.

In der heutigen Zeit kommen viele Kunden über das Internet. Um zuverlässig gefunden zu werden, hilft ein Eintrag in Google My Business und Portalen wie etwa dem Branchenbuch Ihrer Stadt oder speziellen Verzeichnissen für Kosmetikinstitute. Wenn Sie die Online-Variante wählen, empfiehlt es sich, Kunden darum zu bitten, eine Bewertung zu hinterlassen.

Abseits des Internet werben

Es gibt allerdings Altersgruppen wie Senioren, die oftmals nur bedingt moderne Medien nutzen. Um auch diese Personengruppen zu erreichen, sollten zusätzlich weitere Maßnahmen wie das Verteilen von Flyern, Postsendungen oder das Inserieren in lokalen Zeitungen in Betracht gezogen werden. Häufig sind es in ländlichen Regionen insbesondere Zeitungen und Werbeflyer, über die Senioren ihre Informationen erhalten.

Es gibt zahlreiche Online-Druckereien, die kostengünstig attraktive Flyer und die passenden Visitenkarten zur Selbstgestaltung anbieten. Bei der Flyergestaltung sollte auf Übersichtlichkeit geachtet werden, um ein Interesse zu wecken.

Die Aufmerksamkeitsspanne der Kunden ist relativ kurz. Deshalb sollten die wichtigsten Informationen auf einen Blick erkennbar sein und das Layout des Flyers passend zu Ihrer Zielgruppe gestaltet sein.

Gleichzeitig sollten Sie auch an die passende Visitenkarte denken, damit Kunden nach dem Erstkontakt schnell Ihre Kontaktdaten zur Hand haben.

Netzwerk aufbauen

Kooperationen mit anderen Unternehmen, beispielsweise Frisören, Fitness-Studios oder Boutiquen, sind ein schönes Werbemittel, wo Sie gezielt Personen erreichen, die Wert auf Ihr äußeres Erscheinungsbild legen. Diesen Umstand können Sie sich aktiv zunutze machen, indem Sie Kunden-werben-Kunden-Karten mit einem kleinen Rabatt für Werber und Geworbene oder schön gestaltete Bonuskarten an jeden neuen Kunden verteilen. Dies ist ein einfacher und schneller Weg, die Kunden zu binden und zu mehr Umsatz zu bewegen.

Der Nutzen für den Kunden könnte zum Beispiel so aussehen: Für jede neue Weiterempfehlung erhalten beide fünf Euro Rabatt auf die nächste Behandlung oder bei der zehnten Behandlung gibt es Prozente oder ein kleines Extra. Mit diesem Vorgehen sichern Sie sich bereits die nächsten Termine und sorgen für eine gute Mundpropaganda.

Die Preiskalkulation

Eine betriebswirtschaftlich fundierte Preiskalkulation ist auch für ein mobiles Unternehmen unerlässlich. Alle anfallenden Fixkosten sind dabei zu beachten und selbstverständlich in den Behandlungspreis mit einzukalkulieren. Dazu gehören:

  • Kabinettware,
  • Verbrauchs- und Arbeitsmaterialien,
  • Benzinkosten,
  • Versicherung und Steuer,
  • der Wertverlust für den PKW,
  • die Anfahrtskosten.

Natürlich müssen Sie auch private Kosten (zum Beispiel Miete, Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Altersvorsorge) einbeziehen.

Aus all diesen Kosten errechnet sich schließlich Ihr Arbeitsminutenpreis. Um direkt zu Beginn den Behandlungspreis richtig zu kalkulieren, gilt es, Ihre Verpflichtungen sorgfältig zu prüfen.

Pflichten und Vorschriften

Als mobile Kosmetikerin sind Sie natürlich wie alle anderen Betriebe an die Buchhaltungspflichten und gegebenfalls an die Gesetze für elektronische Kassensysteme gebunden. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sollte genau geprüft werden. Beides muss unbedingt auf den mobilen Service zugeschnitten sein. Mittlerweile gibt es handelsübliches Zubehör wie Bondrucker, die sich mit einem Tablet-PC verbinden lassen.

Unabhängig davon, welches System Sie einsetzen, ist es wichtig, dass die Zahlungsabwicklungen stets lückenlos dokumentiert und für das Finanzamt nachvollziehbar sind.

Eine besondere Rolle spielt zudem ein ausreichender Versicherungsschutz, um die Risiken, die sich im Rahmen der mobilen Tätigkeit ergeben, abzusichern. Dies bewahrt Sie im Schadensfall vor finanziellen Verlusten. Sichern Sie sich vor allem gegen existenziell bedrohliche Risiken ab. Empfehlenswert ist es, sich einen persönlichen Rat bei einem Versicherungs-Experten zu holen.

Das ideale Geschäftsmodell

Ein mobiles Kosmetikinstitut bietet eine attraktive Möglichkeit, um sich kostengünstig und risikoarm eine eigene Existenz aufzubauen. Viele Kunden schätzen diesen Luxus und sind bereit, einen Preiszuschlag dafür zu zahlen.

Als Kosmetikerin mobil tätig zu sein, kann sich also lohnen, vorausgesetzt, die Ausrüstung hat eine hochwertige Qualität, um professionelle Behandlungen wie im Kosmetikinstitut leisten zu können.

Darum lohnt sich mobile Kosmetik

  • Erschließen neuer Kundengruppen
  • größeres Einzugsgebiet
  • Alleinstellungsmerkmal gegenüber Konkurrenz
  • Einsparung von Fixkosten wie zum Beispiel die Ladenmiete
  • flexiblere Arbeitszeiten
  • geringeres finanzielles Risiko
Foto: Autorin
Nadine Engel

Die gelernte Verwaltungsfachwirtin hat eine Ausbildung als Kosmetikerin Ayurveda-Massage-Therapeutin absolviert. Zurzeit ist sie als Referentin tätig und baute ihre eigene Kosmetikakademie auf.

www.kosmetik-akademie.eu
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