Bei Fußfehlstellungen gibt es Bewegungs- und Haltungskonzepte, die mit einem regelmäßigen Training darauf abzielen, das natürliche Bewegungspotenzial des menschlichen Körpers zu fördern und Schmerzen zu lindern.
Durch Propriozeption lernt der Muskel und nimmt sich selbst wahr. Reflexe können trainiert werden, sonst wären alle aktiven und passiven Methoden zur Förderung der unwillkürlichen Koordination im Fuß wertlos. Stellen Sie den Kunden auf eine wackelige Unterlage (Schaumstoff). Die Füße müssen die Wackelbewegungen ausgleichen. Durch tägliches zehnminütiges Gleichgewichtstraining wird die Fußmuskulatur innerhalb kurzer Zeit gekräftigt.
Zur Feinabstimmung nutzen wir ein Wattestäbchen und streifen am Fuß des Kunden entlang. Der Kunde schließt die Augen und gibt an, wo die Berührung wahrgenommen wird: Ferse, lateraler, medialer Fußrand oder Großzehe. Bei sensiblem Defizit können die Areale mittels Kneifen auf ihre Schmerzsensibilität überprüft werden.
Mithilfe einer Schaumstoffplatte stellt sich der Kunde 30 bis 60 Sekunden darauf und hält das Gleichgewicht. Dies führt zu Bewegungsausschlägen mit positiver Rückkopplung. Die Stabilität des Sprunggelenks wird reflexartig trainiert. Der Einbeinstand mit geschlossenen Augen sorgt für ein anspruchsvolles Training.
Knickfüße
Um den Knickfuß festzustellen, wird der Rückfußwinkel zwischen Kalkaneusachse und Unterschenkelachse gemessen.
Die Achsen werden vorher eingezeichnet. In der Statik werden die Begriffe varus/valgus, in der Dynamik Pronation/Supination verwendet. Ein bogenförmiger Verlauf der Achillessehne ist ein zusätzlicher Hinweis auf einen Knickfuß. Ziel sollte beim Rückfußwinkel null Grad sein, also Ferse und Beinachse im Lot.
- Pes valgus: Rückfußwinkel mehr als zehn Grad
- Pes varus: Rückfußwinkel mehr als zehn Grad
Übungen: Ein Geheimtipp ist die gezielte Kräftigung der Hüftaußenrotatoren. Gerade bei Kindern lässt sich das Prinzip der Muskelhilfe von oben spielerisch einsetzen. Zum Beispiel malen Sie zwei Augen auf die Kniescheiben und schon können Sie mit Ihren Kunden in die Bewegungsaufgaben einsteigen. Bei Erwachsenen geht es natürlich auch ohne Augen.
Entscheidend für den Erfolg ist die Koordination von Rück- und Vorfuß. Die aktive Rückfußsupination geht mit einer aktiven Vorfußpronation einher. Die Aufrichtung im Rückfuß mit gleichzeitigem Bodenkontakt des Großzehengrundgelenks gehört zusammen.
Hallux valgus
Beim Hallux valgus dominieren genetische Faktoren und beim Erwachsenen die statisch degenerativen Faktoren mit dem typischen Erscheinungsbild der X-Stellung, Ballenbildung und Arthrose im Grundgelenk, ab 50 Jahren Knick- oder Spreizfuß, Adipositas, Beinachsenfehlstellung. Eine Operation ist meist nicht vermeidbar, zum Beispiel bei hohem Leidensdruck oder wenn alle konservativen Maßnahmen erfolglos waren.
Mit dem Winkelmesser oder Plurimeter kann die Dorsalextension beziehungsweise die Plantarflexion gemessen werden. Die Norm liegt bei 70 bis 90 Grad (Plantarflexion 40 bis 60 Grad).
„ Durch tägliches Gleichgewichtstraining ...
... wird die Fussmuskulatur innerhalb kurzer Zeit gekräftigt." (Melanie Roithner)
Hohlfüße
Der Fuß ist ein elastisches Universal-, ein Fortbewegungsinstrument: Beschleunigen, Bremsen, Abstützen, Federn, Energierückgewinnung, Richtungsänderung, Umwandlung von Muskelkraft die in gezielte Bewegung. Der Fuß ist auf seine intrinsische Elastizität angewiesen. Das Stre-tchmateriel sind Sehnen und Bänder. Sehnen können bis zu acht Prozent ihrer Länge gedehnt werden und Muskeln nur drei Prozent! Die Sehnen sind die wahren Sprungfedern, nicht die Muskeln.
Woran erkennt man den Hohlfuß? Ein starrer Mittelfuß mit eingeschränkter Beweglichkeit. Die gewichttragende Fläche ist verkleinert, plantare Hyperpression und Drucküberlastungsschäden sind programmiert. Priorität bei der Behandlung des Hohlfußes haben: behandelbare Grundleiden, Tonusregulation, Erhalt der Bewegungsdifferenzierung, Optimierung von Belastungsachsen und Druckverteilung, zum Beispiel die 2-D-Fußspirale. Zuerst wird ein überdrehtes Handtuch entschraubt und verlängert sich durch Loslassen wie von selbst in Längsrichtung.
Diese Bewegung wird auf den Fuß übertragen: Pronation der Ferse, Vorfußsupination mit Beugung der Zehengelenke.
Spreizfüße
Der Spreizfuß ist das schmerzhafteste Fußleiden überhaupt. Durch Absenkung des Vorfußquergewölbes entstehen chronische Fußleiden. Risikofaktoren für den erworbenen Spreizfuß sind Beinachsenfehlstellung, Adipositas, Rück- und Mittelfußdeformitäten, unsachgemäßes Schuhwerk und mechanische Langzeitbelastung des Vorfußes.
Das Training des Spreizfußes ist in mehreren Schritten aufgebaut. Priorität hat zunächst die Druckentlastung mit fußgymnastischen Übungen und /oder Einlagen. Dann folgen der Gewölbewiederaufbau, Stabilisation, Kognition und Mobilisation.
Zuerst steht die Wahrnehmungsschulung an damit der Patient daran teilnehmen kann. Das tägliche Üben des C-Bogens ist ein Muss! Dabei mit den Daumen (dorsal) MTP I und V plantarwärts einrollen (die Finger plantar). So entsteht ein flacher, gleichmäßiger C-Bogen. Dabei sollen die fünf Fußknöchel sichtbar werden und keine Krallenzehen entstehen. Eine 3-D-Wahrnehmung kann durch einen halben Tennisball aufgenommen werden. Der Vorfuß legt sich über den Ball, die Zehen greifen regelrecht.
Funktioneller Trainingsplan
Um die Ferse zu stabilisieren, hilft die Flamingoübung: Das Gewicht wird auf ein Bein verlagert. Bodenkontakt von Zehen und Grundgelenken. Außenrotation des Hüftgelenks, Beckenrotation zur Standseite und Beckenhochstand zur anderen Seite. Immer 30 Sekunden je Seite halten.
Es gibt unzählige Hallux-valgus-Übungen wie die Gangschule oder Mobilisierung (siehe C-Bogen oben). Aber wichtig ist das Beinachsentraining. Dabei wird die Achsenstabilität der Knie beim Hinsetzen/Aufstehen überprüft. Die Füße stehen dabei hüftbreit und parallel, die Wirbelsäule ist aufgerichtet. Beim Hinsetzen darauf achten, dass die Kniescheibe orthograd über der Vorfußmitte zeigt (siehe Knickfuß).
Ein funktionelles Training mit Kraft ohne Anstrengung bietet ein Hometrainer oder Fahrrad. Es ist auf eine gleichmäßige Druckverteilung auf das Pedal zu achten.
Wie sieht nun die richtige Strategie in der Therapie aus? Die Antwort lautet: individuell, kausal und präventiv. Um moderne Therapie von akuten und chronischen Fußleiden anzubieten steht also die Prävention im Vordergrund.
Wie funktioniert das Training?
- Der Podologe ermittelt Priorität, Therapieprinzip, Methodik, Erfolgsparameter und Übungsplan. Für das Heimprogramm können Sie verschiedene Trainingshilfen einsetzen, zum Beispiel Bälle, Fußroller, Therabänder. Dadurch lernen Ihre Kunden, mit Ihren Füßen umzugehen, und Sie werden zum natürlichen Strategieexperten.
- Durch tägliches Gehtraining werden die Gefäße trainiert. Nach vier Wochen Gehtraining unter therapeutischer Aufsicht nimmt die Gehstrecke um 200 Prozent zu, mehr als die Hälfte der Probanden wird asymptomatisch. Erfolg durch Gehtraining, kombiniert mit Änderungen der Lebensweise: Rauchstopp, Blutdruckbehandlung, Gewichtsreduktion sowie Behandlung von Krankheiten.
- Vorsicht: Alle Übungen sollten jedoch in Absprache mit dem behandelnden Arzt hervorgehen.
Melanie Roithner
Die Autorin ist Inhaberin von zwei Podologiepraxen. Außerdem ist Sie auch IHK zertifizierter Podologie-Coach.