Labioplastik: Intimchirurgie bei der Frau

13.12.2017
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Intimchirurgische Eingriffe

Der Bereich der Intimchirurgie hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und die Nachfrage an Eingriffen ist enorm gestiegen. Hier stellen zwei Fachärzte die beiden häufigsten intimchirurgischen Eingriffe für den Mann und die Frau vor.

Ganz allgemein bezeichnet Intimchirurgie die operative Behandlung an den äußeren Genitalien der Frau oder des Mannes. Dazu gehören Korrekturen der inneren und äußeren Schamlippen und des Venushügels, Verengungsoperationen an der Scheide bzw. am Scheideneingang und Behandlungen am G-Punkt bei der Frau sowie Korrekturen des Skrotums, Penisverlängerung und Penisverdickung beim Mann.

Bei Männern machen Eingriffe aus dem Bereich der Intimchirurgie fast 10% aller plastisch-chirurgischen Operationen aus und sind damit die dritthäufigsten Operationen.

Mit Abstand der häufigste Eingriff im Intimbereich bei der Frau ist die Verkleinerung der inneren Schamlippen, Labioplastik genannt. Neueste Statistiken zeigen eine Zunahme dieses Eingriffs um fast 40% im Vergleich zum Vorjahr (ASAPS 2016).

Beschwerden und Wünsche

Die Beschwerden der Patientinnen sind keine Erfindung der Neuzeit. Sie sind vielschichtig und meist medizinisch. Zu große innere Schamlippen werden beim Fahrradfahren oder beim Tragen enger Hosen schmerzhaft aufgerieben. Weiterhin kann die Schleimhaut beim Geschlechtsverkehr einklemmen und einreißen. Diese kleinen Verletzungen im Alltag verursachen ein schmerzhaftes Brennen beim Wasserlassen. Oft hindert die Frauen ein verstärktes Schamgefühl am Baden in öffentlichen Schwimmbädern oder am Saunagang und die Psyche wird so in Mitleidenschaft gezogen. Auch eine verringerte Orgasmusfähigkeit durch einen zu großen Klitorismantel ist ein oft genanntes Problem. Schon kleine Eingriffe können dem Leidensdruck ein Ende bereiten.

Der Anspruch der Patientinnen ist hoch. Sie wünschen sich die Behebung all ihrer funktionellen Probleme bei einem gleichzeitig ästhetisch perfekten Ergebnis. Die großen Schamlippen sollten die kleinen Schamlippen vollständig bedecken.

Intimchirurgie bei der Frau

Den Zeitpunkt für eine Vorstellung beim Intimchirurgen wählt die Patientin selbst abhängig vom individuellen Leidensdruck. Beim Intimchirurgen sollte eine ausführliche Beratung erfolgen. Der Intimchirurg sollte einfühlsam auf die Pro-bleme der Patientin eingehen, da es für viele Frauen eine Schamgrenze zu überwinden gilt.

Um für jede Patientin die perfekt geeignete Operationstechnik zu finden, ist im Vorfeld der OP eine genaue Untersuchung notwendig. Nicht nur die Größe der inneren Schamlippen sondern auch die Ausprägung des Klitorismantels sowie der Abstand der Klitoris von der Harnröhre sind entscheidend.

Ablauf einer Labioplastik

Nach einem von Dr. D. v. Lukowicz entwickelten Algorithmus kann die jeweils benötigte Schnittführung schon vor der Operation festgelegt werden und mit der Patientin genau besprochen werden.

Wird der Klitorismantel trotz Vergrößerung nicht mitbehandelt, so entsteht ein Missverhältnis mit unschönem Ergebnis. Die verbliebenen Hautfalten werden durch die äußeren Schamlippen nicht verdeckt und wirken so fast wie ein Mikropenis.

Der Eingriff kostet je nach Technik zwischen 1.000–4.000 Euro.

Die mit Abstand häufigste Operation ist mit 90% die Verkleinerung der inneren Schamlippen mit Verschmälerung des Klitorismantels und Verkürzung des Abstands zwischen Harnröhre und Klitoris. Diese Technik wird auch 3-D-Technik genannt, da alle räumlichen Komponenten berücksichtigt werden müssen.Der Eingriff wird ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Am Tag der Operation wird kurz vor Beginn eine betäubende Salbe im Intimbereich aufgetragen, die einige Minuten einwirken muss.

Anschließend wird die Patientin auf dem Operationstisch in Steinschnittlage gelegt. Auf eine möglichst entspannte Atmosphäre und die bequeme Lage sollte geachtet werden.

Nun wird die genaue Schnittführung angezeichnet (s. Abb.). Dies muss sehr genau erfolgen, da davon das Ergebnis abhängig ist. Oberhalb der Klitoris wird ein Steg belassen, um die zuführenden Nerven zu schonen. Die Sensibilität der Klitoris bleibt so erhalten.

Dann erst wird die lokale Betäubung gespritzt. Die Einstiche sind, durch die Wirkung der betäubenden Salbe, gut tolerierbar. Auf Wunsch kann die Patientin auch vorher eine Tablette zur Sedierung einnehmen.

Schnittführung zur Technik 3 nach von Lukowicz vor dem Eingriff. Foto: Dr. Dominik von Lukowicz

Nach Einwirken der Lokalanästhesie werden die Schnitte entlang der Anzeichnung gesetzt. Der Gewebeüberschuss wird Schritt für Schritt entfernt. Um dann die neue Schamlippengrenze wiederherzustellen, ist die Formung zweier Schleimhautschenkel in Form eines V wichtig und deren exakte, stufenlose Einpassung. Für die gesamte Operation ist mit einer Zeitspanne von etwa 1,5 Stunden zu rechnen.

Nach sorgfältiger Blutstillung wird dann die Haut in zwei Schichten vernäht und die neuen Schamlippen mit einer Stütznaht geformt. Die Fäden sind selbstauflösend und müssen nicht entfernt werden. Die Endknoten fallen innerhalb von 5–6 Wochen selbst ab.

Nach der Operation wird eine Binde in einer gut sitzenden Unterhose auf die Wunde gelegt. Die Patientin sollte Schmerztabletten, einen Plan für die korrekte Einnahme sowie eine Handynummer des Operateurs für Rückfragen bei Bedarf erhalten.

Im Anschluss an eine Schamlippenoperation sollte sich die Patientin für 24 Stunden ausruhen und möglichst liegen, um die Gefahr einer möglichen Nachblutung zu verringern. Eine Kühlung ist nicht erforderlich.

Eine Reinigung des Intimbereichs unter der Dusche nur mit klarem Wasser ist ab dem ersten postoperativen Tag erlaubt. Auf Waschlotionen speziell für den Intimbereich soll verzichtet werden. Um einem unangenehmen Trockenheitsgefühl der Schleimhäute vorzubeugen, wird täglich fetthaltige Salbe aufgetragen.

Für 6 Wochen sind sämtliche Belastungen im Intimbereich, wie Fahrradfahren oder Reiten, unbedingt zu unterlassen. Auch Intimverkehr muss für 6 Wochen ausgesetzt werden. Einige Methoden zur Schamhaarentfernung, wie z.B. Sugaring, können schon nach zwei Wochen wieder angewendet werden.

Begleiterscheinungen

Nach einer korrekt durchgeführten Operation sind Komplikationen selten. Im Beratungsgespräch vor der Operation werden der Patientin die möglichen Komplikationen und deren Häufigkeit genau erläutert. Aus eigenem Patientengut und Erfahrung ist die häufigste Begleiterscheinung eine Pilzerkrankung, die meist am zweiten postoperativen Tag auftritt. Zur Vermeidung kann eine vorsorgliche Therapie zur Stabilisierung der Vaginalflora mit Milchsäurebakterien erfolgen.

Die Nachblutungsrate ist, aufgrund sorgfältiger Blutstillung während der Operation, sehr gering. Selten tritt ein Ausreißen der Läppchen oder eine Fadenlockerung auf. Komplikationen wie Nachblutungen oder die Lockerung von Fäden können durch das strikte Einhalten der Verhaltensmaßnahmen nach der Operation vermieden werden.

Trotz aller Vorsicht können Blutergüsse und Schwellungen auftreten, die zu Schmerzen führen können. Die Schmerzen sind mit Schmerztabletten gut zu beherrschen und nach einigen Tagen klingen die Beschwerden wieder ab.

Wundheilungsstörungen treten zumeist an der Oberfläche auf und sind mit Wundsalbe gut zu behandeln. Die Narben sind i.d.R. nach einigen Wochen kaum mehr zu sehen. Sensibilitätsstörungen sind bei korrekter Operationstechnik nicht zu erwarten. Durch die Verkleinerung des Klitorismantels und durch die Verkürzung des Abstands der Klitoris zur Harnröhre erhöht sich bei vielen Patientinnen sogar die sexuelle Erregbarkeit. Ein Korrekturbedarf mit einer erneuten Operation liegt nur bei 1% der Patientinnen vor. Eingriffe im Intimbereich sind also, bei korrekter Durchführung, als risikoarm zu betrachten.

Diese Punkte werden in der aktuellen Leitlinie zur Korrektur der Schamlippen und des Klitorishäubchens abgehandelt. Um die Qualität zu verbessern, sollten sich seriöse Chirurgen an diese Vorgaben halten.

Wahl des Intimchirurgen

Wir raten betroffenen Frauen, sich bei entsprechendem Leidensdruck zunächst zur unverbindlichen und persönlichen Beratung an einen Intimchirurgen zu wenden. Bei der Wahl des Intimchirurgen sollten sie auf eine ausreichende Erfahrung des Plastischen Chirurgen in diesem Gebiet achten. Eine korrekt durchgeführt Schamlippenoperation ist nicht in 10 Minuten zu machen! Eine gute Orientierung ist zum Beispiel die Mitgliedschaft des Plastischen Chirurgen bei der „Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie“ (GAERID). Denn um dieser Gesellschaft beizutreten, müssen bestimmte Auflagen erfüllt werden. Eine Mitgliedschaft garantiert somit einen gewissen Standard. Am allerwichtigsten bleibt jedoch das Vertrauen in den Arzt der Wahl.

Miniglossar

  • Abdominoplastik: plastisch-chirurgischer Eingriff zur Bauchdeckenstraffung
  • Bauchwandfaszienstraffung: Straffung der Bindegewebshüllen der Bauchwand
  • Liposuktion: Fettabsaugung
  • Mikropenis: auch Mikrophallus, medizinische Bezeichnung für einen anatomisch ungewöhnlich kleinen Penis
  • Saug-Traktionstherapie: mechanische Methode, um durch permanenten Zug am Penis diesen zu verlängern
  • Sedierung: Dämpfung von Schmerzen durch Verabreichung von best. Wirkstoffen
  • Steinschnittlage: med. Lagerungsposition des Patienten, vor allem bei Gynäkologen, Urologen und Proktologen; oft unter Einsatz eines speziellen Untersuchungsstuhls
  • Zirkumzision: männliche Beschneidung, ist die teilweise oder vollständige Entfernung der männlichen Vorhaut.

Geschrieben von
Dr. D. von Lukowicz - Facharzt für Plastische und Ästhetische ­Chirurgie, München erster Vorsitzender der GAERID, www.gaerid.de

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