Intimchirurgie beim Mann: Korrektur des „vergrabenen Penis“

13.12.2017
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Interview mit Prof. Dr. med. Dr. (US) Björn Dirk Krapohl, ­Facharzt für Plastische Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie

medBF: Mit welchen Beweggründen und Beschwerden kommen Männer zu Ihnen?

Prof. Dr. Krapohl: Viele Männer wünschen sich einen größeren Penis. Meist kommt es hier auf die Länge und Dicke im nicht erigierten Zustand an, also das, was man beim entkleideten Körper sieht. Einige Männer wollen aber lediglich kleine Korrekturen wie Kürzungen oder Formkorrekturen an der Vorhaut oder eine Straffung des Hodensacks. Eine kleine Zahl leidet unter einer extremen Fettschürze, die den Penis komplett verdeckt, sogenannter „vergrabener Penis“.

Was sind die häufigsten/beliebtesten Eingriffe bei Männern? Welche Methoden und Techniken stehen den Medizinern zur Verfügung?

  1. Penisschaftverdickung durch Eigenfetttransfer in das Unterhautgewebe des Penisschaftes.
  2. Penisverlängerung durch Fettreduktion am Unterbauch, Durchtrennung der Penisschafthaltebänder und nachfolgende Traktionstherapie.
  3. Vorhautkürzung.
  4. Hodensackstraffung durch Hautresektion am unteren Teil des Hodensacks.
Wo liegen die Grenzen/Risiken bei der Intimchirurgie?

Der eigentliche Schwellkörper des Penis kann nicht risikofrei operativ vergrößert werden. Hier besteht das Risiko der Penisverkrümmung und der Impotenz durch Erektionsverlust. Hier sind die langwierigen nicht operativen Saug-Traktionstherapien wirkungsvoll und risikoärmer. Bei jeder Operation können Narben, die optisch stören und zu Penisachsabweichungen führen, auftreten. Nachblutungen sind insbesondere bei Eingriffen am Hodensack häufig. Infektionen sind selten, können aber im Extremfall sogar den Verlust des Penis bedeuten.

Was ist bei der Pflege nach einem Eingriff zu beachten?

Es sollte starkes Schwitzen für zwei Wochen vermieden werden. Wundnähte sind mit desinfizierenden Lösungen oder Salben zu schützen. Sportliche Belastung, Geschlechtsverkehr und andere Reibungsbelastungen sollten je nach Eingriff für 2 bis 4 Wochen vermieden werden.

Wie hoch sind die Kosten der einzelnen Eingriffe?

Die Kosten schwanken je nach Eingriff, Klinik und Chirurg. Eine kleine Zirkumzision kann oft schon für 300 Euro durchgeführt werden, eine komplette Bauchdeckenreduktion mit Penisverlängerung und Hodensackstraffung bewegt sich zwischen 5.000 und 20.000 Euro.

Wie hat sich die Intimchirurgie entwickelt? Seit wann sind die Eingriffe überhaupt gefragt?

Die männliche Intimchirurgie steht noch weit hinter der weiblichen. Wenn Schamlippenkorrekturen mittlerweile zu Routineeingriffen zählen, so sind männliche Genitalkorrekturen seltener und werden auch nur von wenigen Chirurgen angeboten.

Eine Nachfrage gab es schon immer. Vor 20 Jahren wurden oft noch Silikonöle oder andere Substanzen in den Penis injiziert. Die genaue Zahl der Eingriffe ist unbekannt, es wird seit ca. 5 Jahren aber deutlich häufiger über die verschiedenen Operationsmethoden berichtet. Die männliche Intimchirurgie ist seit 2015 auch unter meiner Leitung als eigene Sektion in der Gesellschaft für Ästhetische und Rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland (GAERID e.V.) vertreten. Leitlinien gibt es hier noch keine, wohl aber zur männlichen Brust bei krankhafter Vergrößerung, sog. Gynäkomastie.

Was versteht man unter dem „vergrabenen Penis“?

Der vergrabene Penis (buried penis) zeichnet sich durch ein Versinken des Penis in der Unterbauchdecke aus. Hiervon ist der Mikropenis, der zu kleine Penis, zu unterscheiden. Oft liegt eine Kombination von Einsinken des Penis in die Bauchdecke mit einem zu kurzen Penisschaft vor.

Der vergrabene Penis kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens primär durch Dickenzunahme der Bauchdecke und Vorwölben der laxen Bauchwand entstehen. Ursachen sind meist Adipositas und Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus (Abb. re.) oder Störungen im Haushalt der männlichen Geschlechtshormone.

Die betroffenen Männer sind in ihren körperlichen Funktionen wie Wasserlassen und Geschlechtsverkehr und in ihrer Körperhygiene beeinträchtigt. Im Vordergrund stehen jedoch meist seelische Probleme mit Scham und reduziertem Selbstwertgefühl in der geschlechtlichen Rolle des Mannes.

Wie sieht die Therapie aus?

Die optimale Therapie besteht in einer Kombination aus Gewichtsreduktion (diätetisch oder operativ), einer operativen Bauchwandreduktion, einer operativen Penisverlängerung und einer Saug-Traktionstherapie. Oft sind noch kleinere nachfolgende Korrektureingriffe wie Hodensackstraffung und Vorhautkorrekturen erforderlich.

Bei vollständiger Therapie, die sich oft über zwei bis drei Jahre erstreckt, und bei guter Mitarbeit des Patienten kann ein komplett in der Bauchdecke verborgener Penis durchaus eine Länge von bis 15 cm (Messung in Erektion) erreichen.

Fotos: Prof. Dr. med. Dr. (US) Björn Dirk Krapohl

Fallbeispiel

Schritt 1:
19jähriger Patient mit vergrabenem Penis, bei dem lediglich ein Vorhautüberschuss die adipöse Bauchdecke überragt.

Schritt 2:
Es folgt die schrittweise operative Korrektur mit intermittierender Traktionstherapie: Zustand nach Bauchdeckenplastik mit Liposuktion und Penisschaftlösung.

Schritt 3:
Nach erstem Intervall Traktionstherapie

Schritt 4:
Nach Penisbasisplastik

Schritt 5:
Und nach Skrotalstraffung und weiteren 18 Monaten Traktionstherapie, Abschluss der Behandlung nach 30 Monaten.

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