Haarentfernung: Ist der Diodenlaser die Lösung?

16.11.2017
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Die meisten Menschen enthaaren sich regelmäßig. Viele ziehen mittlerweile die gesamte Körperbehaarung mit ein. Die Tendenz ist steigend. Nach wie vor ist die Nassrasur die beliebteste Methode, weil sie einfach und schmerzlos ist. Besonders effektiv ist sie allerdings nicht, da innerhalb weniger Stunden die Härchen schon wieder sprießen und noch dazu wegen der stumpf geschnittenen Spitzen sehr borstig werden können. Viele Menschen unterziehen sich schmerzhaften Prozeduren, sei es mit Wachs, Zucker, Chemikalien oder mechanisch, um für ein paar Tage oder Wochen Ruhe vor dem lästigen Bewuchs zu haben. Besonders unangenehm können diese Prozeduren für Menschen mit übermäßigem Haarwuchs sein. Der tägliche Leidensdruck kann für sie regelrecht unerträglich werden. Die Lösung kann eine Laserbehandlung sein, die eine dauerhafte, lebenslange Haarverminderung möglich macht.

Behandlungsmethoden

Medizinisch-kosmetische Behandlungsmethoden ermöglichen, Haarprobleme dauerhaft und weitestgehend schmerzfrei zu lösen. Dabei gilt es zwischen rein medizinischen Anwendungen und kosmetischen Anwendungen zu unterscheiden. Handelt es sich bei übermäßigem Haarwuchs um ein Krankheitsbild (Hirsutismus/Hypertrichose), so ist dies ein Fall für den Facharzt. Er diagnostiziert, ob eine behandelbare Hormonstörung vorliegt oder eine genetische Veranlagung. Zusätzlich zur Laserepilation können Hautärzte bei Hirsutismus und Hypertrichose in besonderen Fällen auch auf Medikamente zurückgreifen.

Sowohl Arzt als auch das Fachinstitut verfügen über eine solide Ausbildung und Kenntnisse im Umgang mit der Lasertechnologie. Die Ausbildungsinhalte von Fachinstituten sind allerdings speziell auf die Laserepilation ausgerichtet und ihre Mitarbeiter nehmen an regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen in genau diesem Gebiet teil. In seltenen Fällen sind Abrechnungen über die Krankenkassen sowohl bei Hautärzten als auch im Fachinstitut möglich.

Grundlagen: Haut und Haar

Um die Lasertechnologie als Methode der dauerhaften Haarentfernung zu verstehen, setzt es ein grundlegendes Verständnis der Anatomie der Haut und ihres Haarwuchses voraus.

Als größtes menschliches Organ fallen der Haut verschiedene Aufgaben zu. Sie bietet Schutz vor Infektionen, Verletzungen, Kälte und Hitze. Sie reguliert den Wasser- und Salzhaushalt ebenso wie die Temperatur des Körpers. Sie produziert das lebenswichtige Vitamin D und dient als Sinnesorgan zur Wahrnehmung aller Berührungsreize, Schmerz, Hitze und Kälte.

Generell haben dunkelhaarige Menschen dickeres Haar als hellhäutige oder rothaarige Typen. Das wirkt sich neben der Kopfbehaarung auch auf die Körperbehaarung aus. Dunkelhaarige scheinen oft dichter behaart zu sein als Hellhaarige. Was auf den ersten Blick vielen dunkelhaarigen Patienten bzw. Kunden als Nachteil erscheint, erweist sich bei der Behandlung wiederum als Hilfe: Das für die Haarfarbe verantwortliche Melanin dient bei der Behandlung als Wärmeleiter. So lässt sich sagen: Je dunkler das Haar und je mehr Melanin es besitzt, desto effektiver lässt es sich entfernen. Hellere Haare stellen höhere Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Diodenlaser. Rote Haare lassen sich selten dauerhaft entfernen und weiße Haare aufgrund des völligen Fehlens von Melanin gar nicht. Hier kommen andere Methoden zum Einsatz.

Haarwachstumsphasen

Ein Haar durchläuft im Laufe seines bis zu sechs Jahre währenden Lebens mehrere Phasen. Diese Phasen nennt man Haarzyklen. Sie umfassen die Zeit des Wachstums, des Überganges vom Wachstum in die Ruhephase, die Ruhephase selbst bis hin zum Ausfall des Haares. Wichtig: Haare können nur dauerhaft entfernt werden, während sie sich in der Wachstumsphase befinden, da sie nur in dieser Zeit fest mit der Wurzel verbunden sind.

Laserepilation

Während der Behandlung mit dem Diodenlaser nutzt der Laser das Melanin im Haar als Wärmeleiter und leitet die benötigte Temperatur mittels Lichtimpulsen mit einer Wellenlänge von 808 nm direkt in die Haarwurzel. Der Laserstrahl erfasst dabei nur das Melanin im Haar selbst und verödet gezielt den Haarfollikel, verschont dabei aber die hellere Umgebung der Haut. Diese Vorgehensweise ermöglicht, mit dem Laserkopf Hautareale flächenweise zu behandeln ohne jedes einzelne Haar direkt erfassen zu müssen. Eine einzige Behandlung kann aufgrund der Wachstumszyklen nicht den kompletten Haarwuchs erfassen. Es muss sinnvollerweise eine mehrmalige Behandlung erfolgen. Nur dann kann garantiert werden, dass letztendlich alle in der Haut vorhandenen Haarwurzeln erfasst und abgetötet sind.

Für eine Person mit braunem Haar, heller Haut und mäßiger Körperbehaarung würde dies für die dauerhafte Epilation der Ober- und Unterschenkel eine Behandlungsdauer von etwa 9 Monaten bei 6–8 Einzelanwendungen bedeuten, wobei eine Sitzung in der Regel etwa eine dreiviertel Stunde Zeit in Anspruch nimmt.

Elektroepilation & Co.

Neben der modernen Laserepilation gibt es die Elektroepilation, auch Nadelepilation genannt. Bei dieser Methode wird Strom mittels einer feinen Sonde in den Haarfollikel eingeführt. Anders als der Laser ist diese Form der Epilation unabhängig von Haarfarbe und Melaninanteil und wesentlich schmerzhafter.

Es stehen bei dieser Behandlungsart drei Techniken zur Verfügung – die Thermolyse, die Elektrolyse und die Blend-Methode. Die Auswahl ist abhängig von der individuellen Behaarung des Patienten bzw. Kunden und seiner Hautreaktion. Bei der Thermolyse erzeugt hochfrequenter Wechselstrom an der Spitze der Sonde Wärme, welche die Haarwurzel zerstört. Bei der Elektrolyse wird durch einen Gleichstrom in der Zelle eine Lauge erzeugt, welche die Haarwurzel auf chemischem Wege zerstört. Bei der Blend-Methode schließlich werden die beiden Methoden miteinander kombiniert, was eine beschleunigte Erwärmung der Lauge zur Folge hat.

Entwicklung der Lasertechnologie

Seit der ersten Verwendung von Lasergeräten in den sechziger Jahren hat sich die Technologie auf diesem Gebiet ständig weiterentwickelt. Der vom indischen Elektroingenieur und Physiker Chandra Kumar N. Patel 1964 entwickelte C02-Laser fand seinen Einsatz noch ausschließlich in der Chirurgie und beim Militär.

Zur gleichen Zeit erfanden Earl Bell und Arnold Bloom den Ionenlaser und schufen damit bereits die Basis für weitere Generationen von Lasergeräten.

1994 wurde das erste IPL-Laser-Gerät vorgestellt. Die IPL-Technologie (Intense Pulsed Light) ist seitdem wie die Diodenlaserepilation ein anerkanntes Verfahren zur Haarentfernung. IPL-Geräte nutzen im Unterschied zum Laser ein breites Lichtsprektrum. Das intensive gepulste Licht der Xenon-Lichtquelle zerstört in einer thermischen Reaktion die Haarwurzel. Damit entspricht IPL zwar dem Grundprinzip der Laserepilation und ist für zusammenhängende, größere Hautflächen geeignet, aber nicht so effektiv wie der moderne Diodenlaser, der in der Lage ist, einzelne Haare gezielt zu erfassen.

Auf einen Blick

  • Dauerhafte Haarentfernung funktioniert nur, wenn sich das Haar in der Haarwachstumsphase befindet, da sie nur in dieser Zeit fest mit der Wurzel verbunden sind.
  • Der Laser nutzt das Melanin im Haar als Wärmeleiter: Die benötigte Temperatur wird mittels Lichtimpulsen mit einer Wellenlänge von 808 nm direkt in die Haarwurzel geleitet, wo sie den Follikel verödet.
  • Je dunkler das Haar und je mehr Melanin es besitzt, desto effektiver lässt es sich mittels Laser entfernen.
  • Rote Haare lassen sich mittels Laser selten dauerhaft entfernen, weiße Haare aufgrund des völligen Fehlens von Melanin gar nicht.
  • Haarzyklen nennt man die Phasen, die ein Haar im Laufe seines bis zu sechs Jahre dauernden Lebens durchläuft.
  • Es müssen immer mehrere Laserbehandlungen stattfinden, da eine einzige Behandlung aufgrund der Wachstumszyklen nicht den kompletten Haarwuchs erfassen kann.

Geschrieben von
Antje Clara Bücker | Werbetexterin i.A. Nazar cosmetics & esthetics, Köln, www.nazar-ce.de

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