Gynäkomastie - die Männerbrust

21.06.2022
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Wenn sich beim Mann ein- oder beidseitig eine vergrößerte Brust zeigt, kann das verschiedene Gründe haben. Welche das sind, wie sich das überschüssige Gewebe entfernen lässt und wie die Nachsorge aussieht, beantwortet Dr. med. Olaf Kauder von der Ästhetischen Chirurgie Berlin und Mitglied der DGÄPC.

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Interview mit Dr. med. Olaf Kauder

BEAUTY FORUM MEDICAL: Woran lässt sich erkennen, ob es sich um eine Gynäkomastie oder um eine Lipomastie handelt?

Dr. med. Olaf Kauder: Eine Gynäkomastie kann sich ein- oder beidseitig mit Vergrößerung der Brustwarze des Warzenhofs und meistens der Brust zeigen. Sie kann entweder direkt bei der Geburt, in der Pubertät oder im Alter auftreten. Weitere Ursachen können aber auch Medikamenteneinnahme, Anabolika oder Drogenmissbrauch sein.

Betroffene leiden dabei häufig unter einem Spannungsgefühl der Brüste und Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen, aber auch ein beschwerdefreier Verlauf ist möglich. Oftmals liegt eine Gynäkomastie anlagebedingt, also mit genetischer Disposition vor.

Die Lipomastie hingegen wird auch als sogenannte Pseudogynäkomastie bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Vergrößerung der Brust aufgrund vermehrten Fettgewebes, aber ohne Vergrößerung des Brustdrüsenkörpers, wie es bei der Gynäkomastie der Fall ist. Die Abgrenzung zur Gynäkomastie erfolgt durch Ertasten des Drüsengewebes und ultrasonografische Untersuchung der Brüste. Nicht selten treten auch Mischtypen auf – das nennt man dann Lipogynäkomastie.

Welche sind die häufigsten Gründe, warum sich Männer für eine Behandlung der Gynäkomastie entscheiden?

Eine Gynäkomastie steht für die Verweiblichung der Männerbrust. Das ist neben den damit einhergehenden physischen Problemen für die Betroffenen vor allem aber ein psychisches Problem. Ähnlich also wie der Wunsch nach einer Brustvergrößerung bei einer Frau, die unter einer Mikromastie, sehr klein angelegten Brüsten, leidet, entsteht beim Mann der Wunsch nach einer Verkleinerung des Erscheinungsbildes der Gynäkomastie.

Wie läuft der Eingriff ab?

Bei einer reinen Gynäkomastie wird das überschüssige Drüsengewebe entfernt. Die Entfernung kann für sich allein oder in Verbindung mit einer Liposuktion erfolgen. Hierfür wird am Übergang vom Brustwarzenvorhof zur nicht pigmentierten Haut der Brust ein kleiner Schnitt angelegt. Durch diesen Einschnitt wird dann der Überschuss an Drüsengewebe entfernt und Fettgewebe mittels Liposuktion abgesaugt. Bei einer reinen Lipomastie wird das Entfernen der Brustdrüse überflüssig, und die Liposuktion ist die Behandlung der Wahl. Bei sehr umfangreichen Fettdepots oder bei älteren Patienten ist es möglich, dass der verbleibende Hautmantel zu groß ist und sich nicht selbstständig wieder zurückbildet. Dann wird es in seltenen Fällen notwendig, die überschüssige Haut zusätzlich chirurgisch zu straffen. Bei kleinen Befunden kann auch die non-invasive Kryolipolyse zum Einsatz kommen.

Was ist bei der Nachsorge wichtig?

Nach dem Eingriff ist ein Druckgefühl an den Brüsten zu spüren. Die Haut der Brust ist danach für mehrere Monate taub. Diese Befindlichkeitsstörung kann aber durch Medikamente gelindert werden. Für vier bis sechs Wochen muss ein Kompressionsmieder getragen werden, und auch auf Sport sollte man für circa vier Wochen verzichten. Zudem ist ein erhöhter UV-Schutz für sechs Monate notwendig, um Hyperpigmentierungen der Narben zu vermeiden. ms

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