Die weibliche Brust

13.02.2012
Foto: Olga Ekaterincheva/Fotolia.de
Brustoperation ist nicht gleich Brustoperation. Deshalb ist die Konzeption der kosmetischen Vor- und Nachbehandlung immer individuell zu gestalten. Da manche Behandlungen jedoch auch kontraindiziert sein können, sind jegliche kosmetischen Anwendungen eng mit dem Operateur abzustimmen

Zu den möglichen Verfahren bei „Schönheitsoperationen“ der Brust gehören die Bruststraffung (Lifting, Mastopexie) zum Anheben und Neuformen erschlaffter Brüste, die Brustverkleinerung, bei der Brustdrüsengewebe entfernt und gleichzeitig die Haut gestrafft wird, sowie die Brustvergrößerung mit speziellen Implantaten (Augmentationsplastik). Zudem lassen sich zusätzliche Korrekturen wie die Verkleinerung eines überdehnten oder zu großen Warzenhofes vornehmen.
Doch eines sollte klar sein: Nicht jeder Wunsch nach einem „Traumbusen“ lässt sich erfüllen. Allein deshalb, weil die Patientin mit ihren natürlichen Anlagen und individuellen Gegebenheiten den Rahmen des Möglichen vorgibt. So übertrifft manche Größenvorstellung schlichtweg die existierenden Weichteilverhältnisse und wäre ohne Gewebeüberdehnung und nachteilige Langzeiteffekte gar nicht machbar.
Grundsätzlich sollte jede Frau vorher klären: Will sie die Operation wirklich für sich oder stecken womöglich andere Beweggründe – wie etwa Drängen des Partners – dahinter? In diesen Fällen ist von einer Operation abzuraten. Denn Eheprobleme oder eine angeschlagene Psyche lassen sich mit einer Operation auf keinen Fall beheben. Steht hingegen wirklich der eigene Wunsch nach mehr Attraktivität im Vordergrund, so ist aus psychologischer Sicht nichts gegen eine Brustoperation einzuwenden.
Bei Brustkrebspatientinnen, die sich in einer brusterhaltenden Therapie befinden, darf die Kosmetikerin keine Behandlungen durchführen. Erst nachdem der Brustaufbau abgeschlossen ist, und nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Arztes sind professionell durchgeführte kosmetische Behandlungen möglich, wie etwa die Pigmentierung der Brustwarze. Hierzu sind jedoch spezielle Ausbildungen notwendig.

Informieren, fragen, klären

Brustoperation ist nicht gleich Brustoperation. Ebenso wenig gleicht eine weibliche Brust der anderen. Deshalb sind vorab im Beratungsgespräch mit dem Arzt viele Fragen zu klären, wie etwa bei der Brustvergrößerung die Frage nach dem geeigneten Implantat oder der Operationstechnik (Einsatz des Implantats über oder unter dem Brustmuskel?), der Schnitttechnik und nach den daraus resultierenden Narben sowie den Operationsrisiken. Vor der Planung eines Eingriffs sollten auf jeden Fall ein oder zwei Vorgespräche stattfinden. Sind diese nicht eingeplant, spricht das gegen die Seriosität des Anbieters.

Was bei der gewünschten Brustoperation nötig oder empfehlenswert ist, darüber berät der Arzt. Dies hängt u.a. von der individuellen Brustbeschaffenheit und den Wünschen der Patientin ab. Generell ist der Zustand der Implantate nach 10 -15 Jahren zu überprüfen.
Brustoperationen werden in der Regel ambulant und stationär durchgeführt. Wird ein Implantat unter dem Brustmuskel platziert oder die Operation mit einer Straffung und Hautmantelanpassungen kombiniert, ist der Eingriff länger und aufwendiger; manchmal kommt es nach der Operation zu Schmerzen. In diesen Fällen empfiehlt sich ein kurzer stationärer Aufenthalt, um die Patientin besser betreuen und pflegen zu können. Die Brustvergrößerung wird normalerweise stationär unter Vollnarkose durchgeführt und dauert zirka ein bis zwei Stunden. Die notwendigen Voruntersuchungen werden in der Regel vor dem Termin in der Klinik durchgeführt. Hierbei sollte auch schon die Narkose mit dem Anästhesisten besprochen werden. Je nach Eingriff ist im Normalfall mit einem Klinikaufenthalt von ein bis zwei, selten auch von drei Tagen zu rechnen.

Wichtig für die Kosmetikerin

Das Ergebnis ästhetisch-chirurgischer Eingriffe lässt sich durch eine professionelle kosmetische Vor- und Nachsorge erheblich positiv beeinflussen. Manche Behandlungen können jedoch auch gerade das Gegenteil bewirken. Deshalb ist für die Kosmetikerin eine enge Absprache mit dem Operateur sowie ein fundiertes Wissen hinsichtlich der chirurgischen Eingriffe, der Wundheilung und der Wirkung der kosmetischen Behandlungen wichtig. Sprechen Sie deshalb in jedem Fall mit dem Operateur über den konkreten Eingriff, bevor Sie den Behandlungsplan für die Kundin aufstellen. Ihre Kunden können Sie unterstützen, indem Sie sie darauf aufmerksam machen, was sie im Arztgespräch klären sollten:

  • Möglichkeiten der Operationstechnik, Vor- und Nachteile sowie Risiken und Erfolgsaussichten.
  • Art der Narkose, Dauer des stationären Aufenthalts, Art der Nachsorge etc.
  • finanzieller Aufwand
  • Notwendigkeit (je nach Eingriff) regelmäßiger
    Nachuntersuchungen

Nach den Besprechungen mit dem Arzt können Sie mit der Ausarbeitung des Behandlungsplans beginnen und ihn mit der Kundin durchsprechen. Hierbei sollte auch zur Sprache kommen, dass bei einer Schönheitsoperation ein intaktes Immunsystem eine große Bedeutung spielt. Da man es nur in begrenztem Maße trainieren kann, ist es wichtig, belastende Stoffe und Einflüsse wie etwa Rauchen, Alkohol, wenig Schlaf oder Ärger zu vermeiden.
Empfehlenswert sind: Lymphdrainagen, das Ausleiten von Giften, Trinkkuren, Heilfasten, eine ausgewogene Ernährung sowie eine sinnvolle Nahrungsergänzung (einmal täglich eine Multivitamintablette mit Eisen, 14 Tage lang).
Weisen Sie die Kundin an, dass sie sicherstellt, dass sie jemand zur Operation bringt und anschließend von der Klinik abholt. Ihre moralische Unterstützung kann hier auch gefordert sein. Falls möglich, können Sie bereits in den ersten Tagen nach der Operation einen Behandlungstermin vereinbaren.
Erinnern Sie die Kundin daran, zwei Wochen vor der Operation kein Aspirin oder Medikamente mit Acetylsalicylsäure (z.B. Alka-Seltzer, Anacin, Bufferin) einzunehmen.

Prof. Dr. med. Günter Germann, Professor für Plastische Chirurgie und Handchirurgie der Universität Heidelberg und Gründer des Ethianum Heidelberg, Klinik für Plastisch-Rekonstruktive, Ästhetische Chirurgie und Präventive Medizin am Universitätklinikum Heidelberg

aus medical BEAUTY FORUM 1/2012, S. 22 ff.

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