Überblick: medizinische Maßnahmen bei Doppelkinn

14.08.2020
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Nach einer minimal invasiven Faltenbehandlung sehen Gesichter oft einheitlich glatt aus. Umso störender wirkt dann ein schlaffer oder aufgequollener Übergang vom geglätteten Gesicht zum Dekolleté. Welche nicht operativen und chirurgischen Methoden zur Verfügung stehen und welche Vor- und Nachteile sowie Risiken die einzelnen Maßnahmen haben, erfahren Sie hier.

Je nach Indikation kommen in der modernen Medizin verschiedene Methoden zum Einsatz. Die wichtigsten Indikationen sind entweder zu viel Fettgewebe, Hautalterung oder die Kombination aus beidem.

Zu viel Fettgewebe

Ernährung oder Stoffwechsel haben trotz entsprechender konservativer Maßnahmen zu einem Überschuss von Fettgewebe geführt. Nicht chirurgische Maßnahmen werden dann gerne angewendet, wenn der Patient einen operativen Eingriff scheut. Hierzu zählen:

Injektionslipolyse

Bei der Injektionslipolyse (Fett-weg-Spritze) werden Phosphatidycholin in die Fettdepots einer speziellen Körperregion gespritzt, die dafür sorgen, dass sich ein bestimmter Anteil der Fettzellen infolge einer entzündlichen Reaktion auflöst und 
sich somit das unerwünschte Fettpölsterchen in diesem Gebiet verkleinert. Je nach Menge sind mehrere Sitzungen nötig.
Vorteile: Es entstehen keine Narben und der Patient ist sofort einsatzfähig.
Nachteile: Es dauert und eine exakte Modellierung ist nicht möglich.
Mögliche Komplikationen: Es entstehen regelrechte Dellen und Einziehungen des Gewebes. Nach der Behandlung mit der Fett-weg-Spritze, die für schmerzempfindliche Menschen durchaus kein leichter Eingriff sein kann, klagen einige Patienten über Juckreiz, Rötungen, Schwellungen und Druckgefühl an der Einstichstelle. Im schlimmsten Fall können Entzündungen an der betroffenen Stellen auftreten.

Kryolipolyse

Diese Methode stützt sich auf die Tatsache, dass Fettzellen empfindlich auf Kälte reagieren und dadurch absterben sollen.
Bei der Kryolipolyse wird ein Vakuum-Applikator mit Kühlplatten an die gewünschte Körperstelle angebracht, der sich dort festsaugt. Da die Fläche beim Doppelkinn sehr klein ist, wird hier ein Mini-Applikator eingesetzt. Durch das starke Herunterkühlen der ausgewählten Zone auf minus zwei bis vier Grad Celsius, sollen die Fettzellen absterben und dann über die Lymphgefäße vom Körper abtransportiert werden. In der Regel sind mehrere Sitzungen nötig und der Effekt tritt nach drei bis vier Monaten auf.
Vorteile: Es entstehen keine Narben und die Behandlung erfolgt ambulant.
Nachteile: Die Prozedur ist schmerzhaft, es ist keine Modellierung möglich, das Ergebnis ist erst nach Monaten sichtbar und evtl. sind mehrere Sitzungen nötig.
Mögliche Komplikationen: Brennen, Rötungen und Schwellungen über Wochen, das Nachbar-Gewebe kann angegriffen werden oder es ist kein Effekt sichtbar.

Ultraschall-Lipolyse

Der Ultraschall erwärmt das Gewebe auf bis zu 45 Grad Celsius und erzeugt dabei kleine Bläschen im Gewebe, die implodieren und dann die Fettzellen aufheizen. Das Fettgewebe wird diesem thermischen und mechanischen Stress selektiv ausgesetzt. Sie werden schneller und vor allem gezielter entleert als bei einer Umstellung der Ernährung. Das Fett wird dann auf natürlichem Weg über die Lymphe in den Blutfluss abtransportiert und ausgeschieden.
Vorteile: Es entstehen keine Narben und die Behandlung erfolgt ambulant.
Nachteile: Es ist keine Modellierung möglich. Das Ergebnis ist erst nach Monaten sichtbar und evtl. sind mehrere Sitzungen notwendig.
Mögliche Komplikationen: Brennen, Rötungen, Schwellungen oder Verbrennungen können auftreten, das Nachbargewebe kann angegriffen werden und evtl. zeigt sich kein Effekt.

Hochfrequenz

Radiowellen erwärmen durch Schwingungen die Wassermoleküle und die Fettzellen dermaler Hautschichten. Es soll zu einem beschleunigten Fettabbau kommen. Durch die Wärme werden zudem Hitzeschutzproteine induziert, die zu einer Kollagenneubildung und Kollagenreorganisation führen sollen. Erschlaffte Hautareale sollen nach mehreren Behandlungen gehoben und gefestigt sein.
Vorteile: Es entstehen keine Narben und die Behandlung erfolgt ambulant.
Nachteile: Es ist keine Modellierung möglich, das Ergebnis ist erst nach Monaten sichtbar, evtl. sind mehrere Sitzungen notwendig. Erschlafft die Haut wieder, kann die Behandlung nicht wiederholt werden.
Mögliche Komplikationen: Brennen, Rötungen und Schwellungen, das Nachbar-Gewebe kann angegriffen werden oder es ist kein Effekt sichtbar. Auch Verbrennungen sind möglich.
Kontraindikationen: Herzschrittmacher oder Schwangerschaft.
Operation: Klassische Liposuktion
In das zu behandelnden Areal wird zunächst eine Lösung infundiert, die zugleich die Fettzellen aufschwemmt und betäubt (Tumeszenzlokalanästhesie). Dann wird mit feinen Kanülen das Fett sorgsam herausgesaugt und der Hals modelliert. Die Haut zieht sich anschließend zusammen (Shrinking Effekt). Bei ausgedehnten Fällen wird eine Bandage angelegt. Das Verfahren wird gerne in Sedierung und örtlicher Betäubung durchgeführt.
Die vorübergehenden Schwellungen klingen rasch ab und so ist das Ergebnis nach kurzer Zeit sichtbar, bei größeren Depots nach vier Wochen. Eine Lymphdrainage beschleunigt die Abheilung.
Wird die Liposuktion durch Laser- oder Ultraschall unterstützt, können die entsprechenden Nebenwirkungen auftreten.
Vorteile: Eine exakte Modellierung und ein schnell sichtbarer Effekt sind mit sanften Übergängen bei gleichzeitiger Hautstraffung sind möglich.
Nachteile: Es handelt sich um ein operatives Verfahren. In der Heilungsphase kann es zu einem „ziehenden“ Gefühl kommen, weil das Gewebe sich ja zusammenzieht.
Mögliche Komplikationen: Möglich ist die Verletzung des Nachbargewebes.

Hautalterung

Die Hautalterung und insbesondere hierbei die Straffung vom Hals ist eine Herausforderung für einen Schönheitschirurgen. In den diversen Facharztausbil-
dungen bleibt der Hals außen vor und es werden keine gesonderten Methoden erlernt. Die Straffung dieser Region wird allerhöchstens in Verbindung mit der Entfernung vom Doppelkinn oder einem Facelift gesehen. Es bedarf viel Erfahrung und Verständnis von modernen medizinischen Methoden, um beim Halslifting bleibende und schöne Ergebnisse zu erzielen.

Isoliertes Halslift

Die Hautalterung und der damit einhergehende Verlust von Elastizität sowie der Abbau in den tieferen Gewebestrukturen können nicht mehr mit natürlichen Mitteln umgekehrt werden.
Wenn das Gesicht noch frisch wirkt (z.B. durch eine Faltenbehandlung) und nur der Hals faltig ist, brauchen Sie kein Facelift. Hier kann das isoliertes Halslifting die Lösung sein, um eine Gleichmäßigkeit im Übergang von Gesicht zu Hals zu erreichen. Noch vor einigen Jahre war es nicht möglich, den Hals isoliert zu glätten oder zu straffen.
Bei einer Variante des „Lower Face Lift“ mit Tumeszenz-Technik und Anwendung eines biologisch gut verträglichen Gewebeklebers ist das nun möglich. Der Hauptanteil der Schnittführung liegt hinter dem Ohr. Schnitte unter dem Kinn sind also nicht notwendig. Die OP dauert ca. 90–120 Minuten. Ambulant in lokaler oder auch im Dämmerschlaf durchgeführt, stellt sich das Ergebnis von einem gestrafften Hals in kurzer Zeit ein. Die Fäden lösen sich selbst auf, es sind keine Drainagen nötig, aber es empfiehlt sich eine Lymphdrainage.
Vorteile: Narben sind größtenteils nicht sichtbar und das Ergebnis ist langanhaltend. Die Technik kann unabhängig von anderen Partien erfolgen, wie beispielsweise dem Gesicht.
Nachteile: Die Heilung beträgt 8–14 Tage, Sport sollte der Patient erst nach vier Wochen wieder langsam beginnen. Nur ein erfahrener Operateur, der sich am Hals auskennt, kann diesen scheinbar leichten Eingriff durchzuführen, sodass blaue Flecken sowie unschöne Narben nicht auftreten.
Kombination: Hautalterung und zu viel Fettgewebe
In den Fällen, in denen absehbar ist, dass eine alleinige Entfernung der überschüssigen Fettzellen nicht genügt, um dem Hals eine natürlich glatte Form zu verleihen, weil anschließend zu viel Haut da ist, muss diese entfernt werden. Hier besteht die Möglichkeit, eine Liposuktion mit einem isolierten Halslift zu kombinieren.
Hier wird zunächst wie bei der Liposuktion des Doppelkinns der Hals tumesziert, d. h. die Fettzellen werden mit einer Lösung aufgeschwemmt und dann sorgsam abgesaugt. Anschließend wird, wie oben beschrieben, die Hebung der überschüssigen Haut durchgeführt und diese entfernt. Durch die zuvor angewendete Liposuktionstechnik kommt es zusätzlich zum sogenannten Shrinking Effekt, so dass keine sichtbaren Übergänge zu den nicht behandelten Halspartien entstehen.

Dr. med. Karsten Sawatzki, Plastisch-Ästhetischer Chirurg, Almeida-Aesthetic, München, www.almeida-aesthetic.com

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