Fußpflege bei Senioren

26.02.2021
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Die größte Zielgruppe in der Fußpflegepraxis sind die Senioren. Die Pflege und Behandlung dieser Füße bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit. Nicht selten wird hier medizinisches Hintergrundwissen gefordert. Doch welche Behandlungen sind zusätzlich möglich und wie sieht es mit einer mobilen Fuß­pflege aus?

Wer in der Fußpflege tätig ist, weiß, dass Senioren die meisten Termine in einer Praxis abdecken. Aber diese Füße haben schon viele Jahrzehnte den Menschen getragen und bedürfen der besonderen Pflege und Beachtung. Wenn Kunden im Seniorenalter in Ihrer Praxis sind, gehören Grunderkrankungen und Fußdeformitäten zum Alltag. Hier sollte der Fuß nicht isoliert sein, sondern die gesundheitlichen Probleme der Kunden mit einbezogen werden.

Speziell abgestimmt

Wenn Sie Ihre Zielgruppe auf Senioren abstimmen, dann sollten Sie genau schauen, was Sie brauchen. Es ist eine Sache, nur die Nägel und Haut zu pflegen, doch ältere Füße brauchen meistens mehr.

Wie wäre es mit einem Fußbad? Bei vielen älteren Menschen kommen die Pflege und Reinigung von Füßen zu kurz. Es wäre zu überlegen, ob bei Kunden mit eingeschränkter Mobilität nicht auch ein Fußbad zur Reinigung vorweg angeboten wird, Schuhe sind ein häufiges Problem. Eine regelmäßige Schuhinspektion wäre für Sie und die Kunden von Vorteil. Wenn Kunden Einlagen tragen, dann notieren Sie doch, wie alt diese sind und empfehlen neue, wenn ein Jahr um ist. Vielleicht kennen Sie einen Schuhtechniker in Ihrer Nähe, den Sie gegebenenfalls empfehlen können.

Kompressionstrümpfe werden in dieser Zielgruppe häufig getragen. Bieten Sie ihnen an, diese nach der Behandlung wieder von Ihnen anziehen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit könnten Sie die Kunden auch beraten.

Ein Tipp: Arbeiten Sie doch mit einer Apotheke oder einem Sanitätshaus zusammen, die Kompressionsstrümpfe anmessen. Sie könnten in Ihre Praxis kommen und vor Ort neue Strümpfe anmessen.

Bei konfektionierten Strümpfen könnten Sie Kommissionsware in der Praxis haben und diese anbieten.

Der diabetische Fuß

Bei älteren Menschen liegt nicht selten Diabetes vor, was unbedingt mit berücksichtigt werden muss.

Nicht jeder Diabetiker ist ein Risikokunde, dennoch können diese Kunden über Jahre einen diabetischen Fuß entwickeln.

Kunden, die im Laufe der Jahre durch ihren Diabetes schleichend einen diabetischen Fuß entwickeln, gehören in Hände von Podologen. Doch Sie als Fußpfleger kennen die Füße Ihrer Kunden sehr genau und können auch die Veränderungen erkennen und Ihre Kunden bei auftretenden Problemen sofort an den behandelnden Arzt weiterleiten.

Hühneraugen & Co.

Die häufigsten Probleme bei Senioren sind die deformierten Füße. Über die Jahre haben sie sehr gelitten und ihre Spuren hinterlassen. Meistens in Form von Krallenzehen, Hammerzehen oder auch eines Hallux Valgus. Durch diese Formveränderungen kommt es infolge nicht passender Schuhe dann zu Problemen mit Hühneraugen, Druckstellen und schmerzhaften Verhornungen an Fersen, Ballen oder auch gerne unter den Mittelfußköpfchen.

Wenn Ihre Kunden unter solchen Problemen leiden, ist es eine Möglichkeit, nur das Symptom, sprich die Druckstelle oder das Hühnerauge, zu behandeln, oder Sie schauen tiefgründig nach der Ursache. Denn nur wer die Ursache richtig erkennt, kann das Problem auch erfolgreich behandeln und dem Kunden weiterhelfen.

Was können Sie tun?

Die Ursache dieser Probleme liegt zu 90 Prozent am Schuh. Ein geschulter Blick sollte Ihnen verraten, was nicht in Ordnung ist. Häufig sind es nicht immer die Schuhe, mit denen Ihre Senioren zu Ihnen kommen. Hier liegt das Problem in dem Schuh, der bis zu 70 Prozent des Tages getragen wird. Das kann durchaus auch der Hausschuh sein. Hilfreich ist es, sich die Schuhe zum nächsten Termin mitzubringen und am Fuß zu überprüfen.

Tipp: Haben Sie einen Schuhtechniker Ihres Vertrauens, dann sprechen Sie mit ihm darüber, er soll sich die Füße zusätzlich anschauen. Ein Schuhtechniker kann in der Regel schnell Abhilfe schaffen.

Erst wenn die Ursache erkannt und verändert ist, können Sie auch erfolgreich mit der Behandlung von Problemen anfangen.

Der Rollnagel

Der Rollnagel ist eine der häufigsten Nagelveränderungen, die bei älteren Kunden auftreten. Nicht jeder Nagel macht grundsätzlich Probleme. Wenn es allerdings Beschwerden gibt, dann ist hier die fachliche Hilfe gefordert. Hier ist eine spezielle Behandlung wichtig.

Heute ist es wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben. In der Fußpflege gibt es so viel mehr, als nur die reine Tätigkeit, Nägel zu schneiden.

Das Angebot sollte erweitert werden:

  • Spangentherapien können zum Teil auch von Fußpflegern übernommen werden. Hier gibt es eine Vielzahl von Firmen, die diese Technik anbieten. Die Möglichkeit der Spangenbehandlung erweitert Ihre Praxiskompetenz und bindet Ihre Kunden langfristig weiter.
  • Druck- und Reibungsschutz: Wenn Kunden Beschwerden haben, dann gehen sie zur Apotheke oder in einen Drogeriemarkt und kaufen sich Produkte, die ihnen Linderung versprechen. Übernehmen Sie als Facheinrichtung diesen Job. Legen Sie sich ein umfangreiches Materiallager an, um Ihre Kunden zielgerichtet zu beraten und ihnen im Anschluss das Produkt gleich mitzugeben.
  • Fußmassagen: Von den Füßen geht ein großes Wohlbefinden aus. Grade bei Senioren, die zum Teil Schädigungen oder auch Dauerschmerzen in den Gelenken haben, können Massagen sehr wohltun oder auch lindern. Eine Vielzahl von Seminaren wird zu diesem Thema angeboten, aber auch über die Verbände sind solche Seminare zu buchen.

Mobile Fußpflege

Heutzutage ist es wichtig,eine mobile Fußpflege anzubieten. Die Senioren, die nicht in die Praxis kommen können, wären ansonsten von der Versorgung abgeschnitten. Am Anfang steht die Überlegung: Wie richte ich die mobile Pflege ein? Ergonomisch! Schaffen Sie sich Arbeitsmaterial an, was Sie gesundheitlich schont.
  • Ihr Gerät sollte immer zum Rollen sein und die Höhe der Griffe Ihrer Körperform angepasst sein. Am besten wäre es, wenn Ihr ganzes Equipment auf diesem Rollwägelchen wäre. Zudem richten Sie den Arbeitsplatz beim Kunden so rückenfreundlich wie möglich ein. Achten Sie auf sich, dass Sie nicht krumm und schief sitzen.
  • Unnötige Arbeitsabläufe vermeiden.Zeitsparen ist in der mobilen Pflege wichtig, aber nicht auf Kosten der Kunden. Planen Sie Ihren Arbeitsplatz von Anfang an immer gleich. Ihre Instrumente sollten stets pro Kunde steril verpackt und griffbereit sein. Nach der Behandlung kommt das kontaminierte Instrument in das jeweilige Behältnis zurück und kann in der Praxis wiederaufbereitet werden.
  • Eine gute Planung ist wichtig, beziehen Sie hier den Kunden mit ein.

Bei jedem Kunden sieht das Zuhause anders aus. Viel Zeit geht verloren, wenn die Steckdosen gesucht werden müssen, alle Stühle oder ein Tischchen erst aufgestellt werden muss. Bei der Terminvergabe sollten Sie Ihren Kunden erklären, was diese schon vorzubereiten haben.

  1. Fußbad im Vorfeld tätigen.
  2. Stühle und Tisch schon an den dafür vorgesehenen Platz stellen. Den Strom per Verlängerungskabel bereitstellen. Für ausreichend Raumlicht sorgen.
  3. Handtücher bereitstellen, am besten drei Stück: eins für den Fußboden, eins zum Abtrocknen und eins, das auf Ihrem Schoß liegen kann.
  • Last but not least: die Kostenkalkulation. Bitte meiden Sie Schätz- oder Gefühlspreise! Sie schädigen sich und auch andere Kollegen. Auch wenn Sie vielleicht Ihre Tätigkeit nebenberuflich ausüben, sind kalkulierte Preise unabdingbar. Wenn Sie nicht wissen, wie Sie Preise ermitteln können, dann wenden Sie sich an einen Verband. Dort werden Sie gut beraten. Auch ein Steuerberater kann Sie unterstützen, damit Sie am Ende nicht unwirtschaftlich arbeiten.
Foto: Autorin

Maren Bloss
Die Autorin ist selbstständige Podologin und Wundexpertin (ICW). Sie leitet eine kassenzugelassene Praxis in Niedersachsen, betreibt Aufklärung zum Berufsbild und hat verschiedene Fachbücher verfasst.

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