Wann wirken welche Vitamine?

30.03.2023
Foto: Yabresse/Shutterstock.com

Vitamine sind Klassiker in der kosmetischen Anwendung. Es kommt aber darauf an, zu welcher Zeit sie auf der Haut angewendet werden. Welches Vitamin besser für die Tagespflege und welches besser für die Nachtpflege eingesetzt wird, lesen Sie hier.

Unsere Haut wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst. Einer davon ist die Chronobiologie, also der biologische Rhythmus unter Einfluss der Zeit. Daraus entstehen Zyklen und deren Einflüsse. Die Chronobiologie (von altgriechisch chrónos = Zeit) untersucht als Wissenschaftszweig der Biologie die zeitliche Organisation von physiologischen Prozessen und wiederholten Verhaltensmustern bei Organismen.

Ein bekannter Begriff in diesem Zusammenhang ist auch „innere Uhr“. Im Bereich der Chronobiologie gibt es unterschiedliche Rhythmen/Zyklen, je nach Dauer. Grob werden drei Basiszyklen unterschieden:

  • Infradiane Rhythmen (von lateinisch infra = unter und dies =Tag) liegen in der Frequenz unter der eines Tages
  • Ultradiane Rhythmen (von lateinisch ultra = über und dies = Tag)
  • Circadiane Rhythmen (von lateinisch circa = ungefähr und dies = Tag) haben etwa die Frequenz von Tagen im Wechsel mit der Nacht und dauern circa 24 Stunden

Für uns soll es heute um den 24-Stunden-Rhythmus gehen, also den circadianen Rhythmus. Dieser wird maßgeblich von der Sonne beeinflusst. Die Ausschüttung von Hormonen, bestimmte Stoffwechselvorgänge und auch die Aktivität unserer Organe werden dadurch beeinflusst. Heute ist bekannt, dass darüber auch die Wirksamkeit bestimmter Medikamente beeinflusst wird.

Warum Kosmetik für den Tag und für die Nacht?

In der Kosmetik kennen wir schon lange die Tages- und die Nachtpflege – dies macht auch durchaus Sinn. Aber wieso? Langläufig bekannt ist, dass man morgens eher leichte Cremes mit Feuchtigkeit verwendet und abends dann doch etwas reichhaltigere Produkte zur Regeneration, doch das ist etwas sehr allgemein gefasst und passt auch nicht zu jedem Hautbild.

Fakten: Was passiert nachts und was tagsüber?

Nachts ...

... ist der Transepidermale Wasserverlust, kurz TEWL, höher, aber auch die Keratinozytenproliferation, also die Neubildung der Hautzellen, ebenso wie die Mikrozirkulation der Haut.

... ist die Regenerationsleistung der Haut höher als tagsüber.
... werden DNA-Schäden eher repariert. Diese entstehen in der Regel eher tagsüber, beispielsweise durch UV-Strahlung, in der nächt­lichen Regenerationsphase ist dann die Zeit für Reparaturen.

Tagsüber ...
... ist die Sebumproduktion höher, insbesondere mittags.

... ist die Hautbarrierefunktion ausgeprägter als nachts.

Foto: Nadianb/Shutterstock.com

Was genau bedeutet das aber nun für die Pflege?

Da die Regenerationsleistung nachts besser ist, sollten regenerierende Wirkstoffe also am ehesten abends zum Einsatz kommen, denn hier ist die Wirksamkeit am besten. Außerdem werden die Wirkstoffe so auch nicht durch UV-Strahlung beeinflusst.

  • Dies ist besonders interessant für lichtempfindliche Wirkstoffe, wie beispielswiese das Vitamin A (Retinol). Es ist ein ganz klassischer Wirkstoff für den Abend und lässt sich zudem auch gut merken: Vitamin A für Abend. Retinol unterstützt die Keratinozytenproliferation, diese ist nachts ohnehin erhöht und somit gleich ein doppeltes Plus. Da Retinol extrem lichtempfindlich ist, wird es eher in dunklen Behältern wie Braun-oder Violettglas beispielsweise als Serum angeboten. Da es auch eine kollagenanregende Wirkung hat, hilft es auch hier in der Nacht am besten, denn die Mikrozirkulation der Haut unterstützt eben auch diese Prozesse. Hoch dosiertes Retinol hat auch eine zellerneuernde Wirkung, die zur Folge hat, dass die älteren Hautzellen abgestoßen werden. Dann ist die Haut auch empfindlicher gegenüber Sonnenlicht – ein weiteres Argument für die Verwendung am Abend.
  • Auch Fruchtsäuren werden eher am Abend verwendet, denn hier geht es auch um die Hauterneuerung, und zudem ist zu beachten, dass Fruchtsäuren mit ihrem hauterneuernden Effekt die Haut auch wieder deutlich UV-empfindlicher machen (daher wird bei der Verwendung dann auch morgens ein Lichtschutz empfohlen).
  • Weiterhin für den Abend sinnvoll sind Grundbausteine der Haut wie etwa Ceramide. Dies unterstützt wieder kräftig die Regeneration und den Aufbau gesunder, neuer Hautzellen.
  • Bei trockener Haut dürfen nachts gerne lipidreiche Formulierungen zum Einsatz kommen. Da hier kein Make-up verwendet wird, darf es ruhig ein wenig glänzen.
  • Klassische Feuchtigkeitsspender wie die Hyaluronsäure sollten nachts auch keinesfalls fehlen, so können Knitterfältchen ausgebügelt werden, und die Haut ist schön prall am Morgen.
  • Ein weiteres sehr bekanntes und beliebtes Vitamin in der Hautpflege ist Vitamin C. Es wird jedoch oftmals für den Morgen empfohlen, aber wieso? Vitamin C ist ein klassisches Antioxidans, und oxidativer Stress entsteht eher tagsüber. Da kann das Vitamin C also gut die freien Radikale abfangen und so vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. Aber eine Verwendung am Abend ist auch nicht ausgeschlossen, weil es dann eine positive Wirkung bei überhöhter Melaninproduktion haben kann. Der Wirkstoff an sich ist auch lichtempfindlich, wird aber von der Kosmetikindustrie oftmals so weit stabilisiert, dass die Wirkung gut erhalten bleibt.

Eine weitere sehr interessante Sache für den Tag ist UV-Schutz in der Tagespflege, denn so wird die Haut vor der UV-Strahlung geschützt und somit der lichtbedingten Hautalterung und Pigmentverschiebungen vorgebeugt.

Tipp

Für Kunden die unbedingt auf einer 24-Stunden-Pflege bestehen, kann man zumindest für den Abend etwas Extrapflege empfehlen: Masken vor dem Schlafengehen oder eine gehaltvolle Ampullenkur, so kann das Pflegeritual am Abend aufgewertet werden.

Was unterscheidet die ­Pflege am Tag sonst von der Pflege in der Nacht?

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Make-up. Für eine optimale Haltbarkeit und Gleichmäßigkeit sind leichte Feuchtigkeitspflegen den lipidreichen Cremes vorzuziehen. Auch im Bereich der Augen ist dies zu beachten: Am Tag eher ein leichtes Pflegeprodukt bzw. Augengel verwenden, so wird das Augen-Make-up nicht durch die Augenpflege gestört. Abends darf es dann ruhig reichhaltiger sein. So kann man der Kundin am besten zwei Augenpflegen empfehlen, wenn man es entsprechend erklärt, sieht die Kundin schnell, dass es Sinn macht.

Foto: Autorin
Susanne Pfau

Die staatlich geprüfte Kosmetikerin und Heilpraktikerin mit eigenem Institut ist Inhaberin der Firma Pfau Cosmetics. Susanne Pfau ist spezialisiert auf Problemhaut und Pigmentflecken sowie Anti-Aging.

www.kosmetikinstitut-pfau.de

Mehr zu diesem Thema

Sonnenvitamin

Artikel Über Jahrzehnte war die (Wieder-)Entdeckung des Vitamins D und seiner erstaunlich vielfältigen Wirkungen im menschlichen Körper kaum beachtet worden. In den vergangenen Jahren bekam das Sonnenschein-Vitamin aber immer mehr Aufmerksamkeit. Vitamin-D-Experte Prof. Dr. Jörg Spitz erklärt, wie viel Gutes Vitamin D im menschlichen Organismus bewirkt.
Mehr zu den Themen:

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr aus der Rubrik Pflegende Kosmetik