So lukrativ ist klassische Kosmetik

02.05.2023
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Was darf es sein: ein Ultraschall, ein Needling oder doch besser ein Aquafacial? In der Kosmetik hat sich wirklich etwas getan, es gibt inzwischen viele sehr gute Möglichkeiten, ein Hautbild zu verbessern und zu verschönern. Der Glow ist in aller Munde und gilt als absoluter Modetrend. Eine Hommage an das „klassische Kosmetikinstitut“, oder kann man heute noch ohne viel Technik erfolgreich ein Kosmetikinstitut führen?

Um einmal weit in die Vergangenheit zu schweifen: Es gab einmal eine Zeit, da gingen die Damen zur „Gesichtsmassage“, und wenn ich mit den lieben, sehr betagten und gepflegten Mädels spreche, verwenden sie diesen Ausdruck oft heute noch. Lächelnde gepflegte Gesichter, in die sich weiche Fältchen und Falten eingegraben haben. Womit wir auch schon beim Thema sind: Ist die klassische Kosmetik mit ausgiebiger ­Massage und Packung unmodern geworden? Können es junge Kosmetikerinnen noch wagen, ein Institut zu eröffnen ohne teure Apparate, mit dem klassischen Ablauf Reinigen, Hautanalyse, eventuell Dampf, Massage und Maske/Packung? Klares Ja! Unser schöner Beruf lebt von der Berührung, eine entspannende circa 25-minütige Gesichts- und Dekolletémassage, verbunden mit hochwertigen Produkten, zaubert auch einen Glow ins Gesicht, den Glanz von innen heraus, und eine Frau, die von innen heraus strahlt und sich wohlfühlt, schaut in den Spiegel und findet sich schön. Es gibt eine Vielzahl von wunderbarer Wirkstoffkosmetik, die auch ohne Apparate und Geräte ein Hautbild bei fachgerechter Anwendung sehr gut verbessern kann.

Fachliche Kompetenz

Grundvoraussetzung für ein funktionierendes – ich nenne es einmal – „klassisches Kosmetikinstitut“ ist eine fundierte fachliche Ausbildung und die feste innere Überzeugung, genau dies machen zu wollen. Die Tatsache, dass es einfacher ist, ohne Geräte anzufangen zu arbeiten, weil die Investitionskosten deutlicher geringer sind, sollte nicht allein ausschlaggebend sein. Das klassische bewährte Kosmetikinstitut bedient die Mitte der Kundenschicht, das sind Kunden, die sich nicht in den Social-Media-Foren tummeln und somit viele Gerätschaften gar nicht kennen und auch nicht von einer Maschine bearbeitet werden wollen. Sie sollten schon wissen, was es so auf dem Markt gibt, das unterstreicht Ihre Kompetenz bei eventuellen Fragen, aber Sie sollten auch gut begründen können, warum Sie nicht mit großen Geräten arbeiten.

Ich führe dann an, dass Kosmetik für mich immer noch Handarbeit ist, von der Berührung lebt und dass man mit guten Produkten und regelmäßigen Gesichtspflegen, der einen oder anderen Spezialbehandlung hervorragende Ergebnisse erzielen kann und die innere Schönheit auch durch die dadurch erfahrene Entspannung wieder zum Leuchten kommt.

Liebe Kosmetikerinnen, glauben Sie mir, die Kunden merken dass, wenn Sie nicht voll hinter dem stehen, was Sie tun. Wenn es Sie eher zur apparativen Kosmetik zieht, dann müssen Sie das auch machen! Stammkunden entstehen durch ein ehrliches Band, dessen Enden Kosmetikerin und Kunde vertrauensvoll in den Händen halten. Egal wie Sie Ihr Institut führen möchten: Sie müssen es mit Leib und Seele machen und dann werden Sie auch Erfolg haben.

Gut kombinieren

Klassische Kosmetik heißt nicht nur Massage und Wohlfühlen, sondern auch hier dürfen die Kunden eine gute Hautpflege und eine Lösung ihrer eventuellen Probleme erwarten. Zur Hautanalyse und zu einer guten Reinigung sollten Sie eine Technik zum Entfernen der Gesichtshärchen, Waxing oder Sugaring, beherrschen, ein Gefühl für die zum Kunden passenden Brauen haben, Wimpern und Brauen färben, eine 20- bis 25-minütige Gesichts- und Dekolletémassage gelernt haben – das ist meiner Erfahrung nach die Zeit, die die Kunden brauchen, um wirklich zu entspannen und sich fallen zu lassen.

Gerade für Feste, aber auch im Alltag wird gerne ein Kombipaket aus Gesicht/Hände und/oder Füße gebucht, die Kunden schätzen das sehr, alles unter einem Dach zu bekommen. Und Sie sollten mit Produkten arbeiten, die Ihrer Philosophie entsprechen, die Sie selbst lieben und mit einer Firma arbeiten, die Sie mit Schulungen und Informationen gut betreut.

Das eigene Institut

Die Ausbildung ist da und die Einstellung auch. Aber wie jetzt anfangen?

Viele Kosmetikinstitute beginnen im eigenen Haus oder in kleinen gemieteten Räumen. Das reicht auch, verändern kann man sich immer noch. Ein heller freundlicher und ruhiger Raum, eine gute verstellbare bequeme Liege – mit einem beheizbaren Unterbett darauf, sehr angenehm für die Kundin–, die auch in Sitzposition verwendet werden kann.

Ein kleines Regal für die Arbeitsmaterialien, ein Tischchen mit Rollen, ein offen zugängliches Regal für die Verkaufsprodukte, eventuell verbunden mit einer kleinen Theke, an der der Kunde bezahlen kann und der Terminkalender für den Folgetermin bereitliegt. Als technische Geräte ein Bedampfer und eine gute Lupenleuchte. Die Lupenleuchte ist das Herzstück der Kosmetikerin, deshalb da nicht sparen, sie ist ständig im Einsatz. Bei Liege und Bedampfer bewährt es sich auch, auf gute Produkte zurückzugreifen, gute Firmen haben einen hervorragenden Kundendienst, und die Gerätschaften halten lang.

Auch bei der Bewerbung des Instituts sollte das klar kommuniziert werden. Lieber eine kleine Preisliste mit wenigen, aber guten Anwendungen anbieten und diese perfekt durchzelebrieren. „Gesicht, Hände, Füße, für den Zwischenteil sind andere verantwortlich“, so kann man sich gut verkaufen. Gerade als Soloselbstständige hat man da dann genug zu tun. Deshalb rate ich auch von zu vielen Spezial-Treatments ab, Perfektion kommt mit dem Tun und der Erfahrung, und da reichen einige Behandlungsangebote aus. Die eine oder andere Spezialgesichtspflege kommt dann mit der Zeit von selbst ins Programm, Fruchtsäurebehandlungen als Weiterentwicklung sind eine schöne Option, da kann man sehr gute Erfolge erzielen, auch ohne Geräte. Das sind dann auch Anwendungen, die vom üblichen Ritual abweichen, die Kunden wechseln dann nach Laune und Bedarf zwischen den Anwendungen hin und her.

Die Atmosphäre

Es gilt dann, dem Kunden eine angenehme Atmosphäre zu bieten, Telefon auf Anrufbeantworter, ruhige Musik. Ich teile den Ablauf in das Arbeitsprogramm, da wird erst gereinigt, gezupft und gefärbt, eventuell Pediküre und Maniküre, und dann wird es wirklich ruhig: Die letzten 45 Minuten gehören den Kunden mit Massage und Maske/Packung. Da sollte dann auch wirklich nicht mehr geredet werden, spätestens da kein Stören mehr von außen.

Ihre Kunden werden es lieben, werden danach entspannt in den Spiegel sehen und schön sein. Diese Art, Kosmetik zu machen, wird niemals unmodern werden, da sie eine breite Masse anspricht, jede Altersklasse findet sich hier wieder. Durch das Komplettangebot Gesicht, Hände, Füße baut sich ein guter Kundenstamm auf. Gerade in Zeiten wie diesen kann so ein Ort der Schönheit und des Friedens die wahre Seelenpflege sein.

Foto: Sibylle Herrmann
Sibylle Herrmann

Die Autorin ist seit 22 Jahren selbstständige Kosmetikerin im Vollerwerb mit einem klassischen Kosmetikstudio: Gesichtspflege, Maniküre, Enthaarung, Fußpflege. 2011 hat sie die Heilpraktikerprüfung abgeschlossen.

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