Naturkosmetik: Grün boomt!

21.09.2016
Foto: Ingrid Breyer

Naturkosmetik ist momentan einer der wenigen Wachstumsmärkte überhaupt! Mehr als 8 % des Gesamtumsatzes im Kosmetikbereich werden mit Naturkosmetik gemacht. Dies war nicht immer so. Naturkosmetik gab es vorrangig im Reformhaus und in Naturkostläden. Das Ansehen, was sicher auch etwas mit dem Vertriebskanal zu tun hatte, war nicht sehr positiv - es fehlte an einem aussagekräftigen Image, Flair und Luxus.

Heute hat Naturkosmetik den Weg aus den mitunter leicht angestaubten Vertriebskanälen in alle Bereiche der Distribution gefunden. Sie ist sowohl im Discounter als auch im Drogeriemarkt, im Supermarkt und in der Parfümerie, in Luxushotels und im Institut bzw. Spa zu finden. Es ist eine Zeit, in der Kunden einen sehr hohen Wert darauf legen, gesund, bewusst und nachhaltig zu leben. Die Kunden, die heute Naturkosmetik kaufen, sind bewusst und informiert, möchten kompetente Beratung und bleiben dann ihrer ausgewählten Marke meist treu.

Greenwashing

Dass sich immer mehr herkömmliche Marken einen grünen Anstrich geben, ist kritisch zu sehen. Für Verbraucher ist dies verwirrend. Es ist nicht immer leicht zu erkennen, ob es sich bei den Produkten tatsächlich um konsequent umgesetzte Naturkosmetik, um naturnahe Kosmetik oder nur um den einen oder anderen enthaltenen pflanzlichen Rohstoff handelt. Da sind genaues und kritisches Hinsehen, Vertrauen in die Marke und auch Rückfragen beim Lieferanten erforderlich. Vertriebsstellen, die über Beratungskompetenz und Fachwissen verfügen, sind hier klar im Vorteil.

Zertifizierungen - und deren Vielzahl ist groß - sollen Klarheit und Vertrauen schaffen. Das führt allerdings nicht immer zum Ziel. Es liegen leider nicht die gleichen Kriterien und Maßstäbe zugrunde. Teilweise sind auch nur einige Produkte einer Marke zertifiziert. Außerdem werden häufig eigene Zertifizierungslabels von Marken ins Leben gerufen. Das macht den Markt intransparent.

Ebenfalls irreführend ist die Werbung mit Stoffen, die alle nicht enthalten sind, weil diese gerade in Verruf geraten sind. So liest man z.B. auf Produkten häufig Formulierungen wie "ohneParabene, PEGs, Mineralöle, Duftstoffe, Farbstoffe". Das mag auf den ersten Blick hilfreich sein. Es geraten dabei allerdings die tatsächlich enthaltenden Wirk- und Inhaltsstoffe beim Betrachter leicht in den Hintergrund. Denn er erfährt dabei meist nicht, was nun stattdessen enthalten ist.

Werden Endverbraucher zur Naturkosmetik befragt, so setzen sie voraus, dass es sich bei den Inhaltsstoffen zu einem hohen Anteil, ja bis zu 100%, um ein natürliches Produkt handelt. Man geht davon aus, dass die Produkte mit wenig oder ganz ohne Chemie auskommen und z.B. auf Konservierungs- und Duftstoffe verzichtet wird. Auch fehlt beim Verbraucher meist das Verständnis dafür, wann naturidentische - also im Labor hergestellte - Stoffe, die der Natur nachempfunden sind, zum Einsatz kommen und vor allem warum. Ebenso legen Verbraucher Wert auf eine möglichst umweltfreundliche Verpackung oder sogar den Wegfall von Umverpackungen.

Qualitätskriterium Naturkosmetik?

Die Bezeichnung Naturkosmetik alleine ist noch kein Qualitätskriterium. Sie ist eher eine grundlegende Information und ein Zusatznutzen. Die Qualität und Herkunft der Wirk- und Inhaltsstoffe, ihre Konzentration, die Art der Verarbeitung und die Formulierung sind, wie bei herkömmlicher Kosmetik, auch hier sehr unterschiedlich und eine Vertrauenssache der Marke gegenüber. Diese Kriterien machen dann den Preisunterschied der Produkte aus. Die Suche nach neuen, natürlichen Roh- und Wirkstoffen in guter, evtl. in Bioqualität, ist aufwendig. Und die Erforschung und Entwicklung, die sich nicht jede Marke leistet, ist teuer.

Naturkosmetik im Institut

Die Entscheidung für die Kosmetikerin, Naturkosmetik ins Sortiment aufzunehmen oder sich womöglich sogar darauf zu konzentrieren, erfordert eine gewissenhafte Vorbereitung. Einfach die herkömmliche Kosmetik ohne weitere Änderungen im Institut durch Naturkosmetik zu ersetzen, wird nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Konzeptionelle Fragen müssen geklärt werden:

- Passt Naturkosmetik zum Auftritt des Institutes und zum bisherigen Angebot und Behandlungskonzept?

- Können die Mitarbeiter im Institut sich für Naturkosmetik begeistern?

- Wer im Institut hat weitergehende Fachkenntnisse zu natürlichen Rohstoffen, Kräutern, Ölen usw.?

- Passt der bestehende Kundenkreis überhaupt zu Naturkosmetik?

Der Weg dahin ist definitiv nicht mit einem Wochenendkurs zu erreichen. Eine große Auswahl an Marken in verschiedenen Preisklassen mit höchst unterschiedlichen Philosophien, Produktkategorien und unterschiedlichem Image steht der Kosmetikerin teilweise sogar exklusiv zur Verfügung. Diese bieten Gesamtsortimente für den Verkauf und vor allem auch für die Behandlung in der Kabine. Hier ist eine gewissenhafte Sondierung erforderlich.

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