Grenzgänger

28.02.2023
Alle Fotos: Silke Brenner

An die dermatologische Praxis ein Kosmetikinstitut anzugliedern, stellt ein cleveres Konzept dar, von der beide Seiten profitieren. Welche Vorteile die Symbiose konkret bietet, erklären die Kosmetikerin Britta Gerber und ihr Mann, der Dermatologe Dr. med. Thomas Gerber. Sie haben das Konzept bereits umgesetzt.

Mittlerweile trifft man in modernen Hautarztpraxen immer häufiger auf Kosmetikerinnen, die ihre Dienstleistungen in direkt angrenzenden Räumlichkeiten anbieten. Patienten können somit nach der Anamnese durch den Dermatologen direkt zur Weiterbehandlung in die qualifizierten Hände der Kosmetikerin übergeben werden.

Aber auch der umgekehrte Weg ist keine Seltenheit. Eine solche Kooperation bietet für alle Beteiligten viele positive Aspekte. Denn beide Bereiche stellen schon lange kein Entweder-oder mehr dar, sondern funktionieren am besten Hand in Hand.

Gemeinsame Sache: Dermatologie und Kosmetik

Die Nachfrage im medizinkosmetischen Bereich hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Immer mehr Kunden wünschen sich maximale Effekte, allerdings ohne lange Ausfallzeiten und womöglich sichtbare Folgen.

In enger Zusammenarbeit mit dem Dermatologen lassen sich heute Ergebnisse erzielen, die eine extreme Verbesserung der Haut herbeiführen und sogar invasive Eingriffe unnötig machen oder diese zumindest hinauszögern.

Bestes Beispiel: Bei Elastizitätsverlust oder ausgeprägten Mimikfalten kommen rein kosmetische Behandlungsverfahren schnell an ihre Grenzen. Warum einem solchen Kunden also nicht raten, sich zusätzlich beim Dermatologen behandeln zu lassen? Um dem Patienten aber ein solches „Rundum-sorglos-Programm“ anbieten zu können, ist die Begegnung auf Augenhöhe die Grundvoraussetzung. Sowohl die Kosmetikerin als auch der Arzt bringen einschlägiges Fachwissen und Know-how mit, von dem beide Seiten gleichermaßen profitieren (so wie bei der Kundengewinnung und -bindung).

„Die Vorbereitung der Haut bei der Kosmetikerin stellt die ideale Ergänzung zu medizinischen Treatments dar."

Konkrete Vorteile für die Kosmetikerin

Für die Kosmetikerin bedeutet die Zusammenarbeit mit einem Dermatologen:

  • Sie kann ihren Kunden ein wesentlich breiteres Behandlungsspektrum anbieten – und zwar auf „kurzem Weg“. Gewisse Resultate lassen sich einfach nur mit medizinischen Behandlungen beim Dermatologen erreichen. Kommt man als Kosmetikerin beispielsweise mit Microneedling nicht mehr weiter, um Mimikfalten effektiv zu glätten, so kann der Dermatologe mit einer Botox-Injektion einen neuen Behandlungsweg aufzeigen.
  • Wichtig dabei ist jedoch, dass die Kosmetikerin selbst offen gegenüber ästhetischen Korrekturen, zum Beispiel durch Botox- oder Hyaluronsäure-Unterspritzungen, ist. Nur wer selbst von dem Effekt überzeugt ist, kann die Behandlungen glaubwürdig empfehlen.
  • Aber auch bei krankhaft bedingten Hautzuständen wie Akne, Rosacea oder Neurodermitis lohnt sich die Zusammenarbeit. Diese Hautkrankheiten sollten nicht nur kosmetisch behandelt werden, sondern erfordern in vielen Fällen auch eine medikamentöse Basistherapie. Hierzu sollte möglichst umgehend ein Dermatologe hinzugezogen werden. Kommen dann womöglich Medikamente zum Einsatz, die die Haut trockener machen oder in einen gereizten Zustand versetzen, kann die Kosmetikerin dies im besten Fall vorhersehen, darauf reagieren und Nebenwirkungen vorbeugen bzw. eindämmen.

Aber auch der Arzt profitiert

Für den Dermatologen bedeutet die Kooperation ebenfalls die Ausweitung seines Leistungsportfolios:

  • Ein ästhetischer Eingriff kann zwar zur Straffung der Haut führen, jedoch nie Hautbild und -struktur verbessern. So wird eine straffe, aber fahle und großporige Haut nie als makellos schön wahrgenommen werden.
  • Die Vorbereitung der Haut bei der Kosmetikerin stellt daher die ideale Ergänzung zu medizinischen Treatments dar. Konkret lassen sich hier apparative Methoden nennen wie Microneedling, Ultraschall oder Mikrodermabrasion. Bei Letzterer handelt es sich um ein Spezial-Peeling mit Mikrokristallen, bei dem abgestorbene Hautzellen abgetragen werden und die Hautdichte durch Erhöhung der Zellteilungsrate verbessert wird. Dies hat eine Tiefenreinigung zur Folge. Aber auch die Faltentiefe wird reduziert, die Festigkeit der Haut optimiert und der Teint nachhaltig feinporiger und ebenmäßiger. Zu erzielende Resultate lassen sich durch eine intensive Vorbereitung der Haut bei der Kosmetikerin also potenzieren. Ähnlich verhält es sich mit der Nachbehandlung.
  • Der Dermatologe sollte wissen, wie professionelle Pflegesets zur Nachbehandlung das Behandlungsergebnis nachhaltig verbessern können, indem durch die Anwendung spezieller Präparate die Wundheilung beschleunigt, Nachwirkungen eingeschränkt und selbst Hämatome reduziert werden können.

Fazit der Kooperation

Durch diese komplexe Zusammenarbeit und den ständigen Austausch zwischen Dermatologe und Kosmetikerin können viel schneller gute und nachhaltige Ergebnisse erreicht werden.

Das kommt letztlich natürlich dem Kunden/Patienten zugute, der seinen teils enormen Leidensdruck schnellstmöglich mindern möchte. Dies ist bei oft ungeduldigen Teenagern mit Hautproblemen (wie Akne) ebenso von Vorteil wie bei der Behandlung diverser Alterungserscheinungen.

Wichtig zu wissen: Kosmetische Behandlungen können erstaunliche Ergebnisse liefern, aber keinesfalls Wunder vollbringen. Viele Patienten haben oft falsche Vorstellungen. Daher ist es essenziell, dass die Kosmetikerin ihre Grenzen kennt und weiß, wann sie bei Bedarf den Dermatologen hinzuziehen sollte. Und auch der Hautarzt sollte natürlich die Vorteile der therapiebegleitenden Kosmetik kennen, entsprechend nutzen und einen Termin bei der angrenzenden Kosmetikerin empfehlen. Letztlich sind Kosmetik und Medizin zwei eigenständige Bereiche, die keinesfalls miteinander konkurrieren, sondern sich gegenseitig sinnvoll ergänzen.

Foto: Autoren
Dr. med. Thomas Gerber und Britta Gerber

Die beiden arbeiten in Homburg/Saar im wahrsten Sinne des Wortes Tür an Tür. Während sie als MFA mit 28 Jahren Berufserfahrung das Reviderm Skinmedics Homburg leitet, führt ihr Mann als Dermatologe die direkt angrenzende eigene Privatpraxis.

www.reviderm-skinmedics-homburg.de
www.drthomasgerber.de

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